Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
eine ganz gute Vorstellung davon. Also, aufpassen!«
    »Klar, Boss!«
    Mit geschärften Sinnen näherten sie sich dem Waldrand. Zu gerne hätte Zamorra den E-Blaster gezogen, alleine, um sich an einer Waffe festhalten zu können. Aber er wusste um die Sinnlosigkeit dieser Geste, also ließ er es bleiben. Immerhin hielt Nicole den Dhyarra in der Hand. Der nötige Hautkontakt war also schon mal hergestellt. Blieb zu hoffen, dass sie nach der vergeblichen Anstrengung im Kampf gegen den Untergang noch über genügend Kraft verfügte. Und dass der Sternenstein überhaupt gegen das half, was auch immer hier lauerte.
    Die Beobachtung seiner Lebens- und Kampfgefährtin erwies sich als zutreffend. Ein paar Meter im Wald lag ein Schiff.
    »MS PICARD«, las April vor. »Ein Trawler.«
    »Spuren von der Besatzung?«, fragte Zamorra.
    »Ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen soll.«
    So, wie das Fischerboot lag, inmitten von Bäumen, die meisten umgeknickt, manche weniger nachgiebige aber auch durch Glasscheiben und Holzwände gebohrt, konnte die Restcrew der SEASTAR III von Glück reden, dass der Weltenstrudel sie auf einer Lichtung ausgespuckt hatte.
    »Hier liegt einer!«, rief Marconi. Der Elektroniker stand auf Höhe des Hecks und winkte ihnen zu.
    Rasch waren sie bei ihm und starrten den reglosen Körper auf dem Waldboden an. Ein junger Bursche. Achtzehn, höchstens zwanzig Jahre alt. Er sah aus, als würde er schlafen.
    Zamorra ging neben ihm in die Knie und griff ihn vorsichtig an der Schulter.
    »Hallo! Können Sie mich… Merde!«
    Der Leib des Seemanns fiel an der Stelle, die der Professor berührte hatte, in sich zusammen. Ein leises Knistern, wie von Papier erklang, dann - als hätte der gesamte Körper durch diese eine Beschädigung seine Stabilität verloren -brach die Hülle ein. Denn um nichts anderes handelte es sich bei dem Jungen. Um eine leere Hülle, deren papierdünne, empfindliche Schale den Eindruck eines intakten Leibs aufrechterhielt. Zumindest, bis man sie anfasste.
    »Was ist das jetzt wieder für ein Mist?«, fragte George Richards.
    »Sieht so aus, als hätte etwas ihn von innen heraus komplett leergefressen.« Unwillkürlich musste Zamorra an den schwarzen Wurm denken, der aus Löwengrubs Ohr gekrochen war.
    Richards wandte sich ab und erbrach sich zwischen die Bäume.
    Als sie das Schiff weiter umrundeten, fanden sie noch mehr Leichen im gleichen Zustand.
    Plötzlich ertönte ein raubtierhaftes Grollen tiefer im Wald.
    »Was ist das?«, fragte der Techniker.
    Niemand gab ihm eine Antwort. Stattdessen starrten sie alle wie gebannt in die Richtung, aus der das Geräusch erklungen war.
    »Was stehen wir hier noch herum?«, jammerte Richards.
    »Halten Sie endlich mal die Klappe!«, herrschte April ihn an. »Wir stecken alle in den gleichen Schwierigkeiten. Und die lassen sich besser bewältigen, wenn nicht andauernd jemand mit seiner Heulsusigkeit nervt.«
    Der Glatzkopf zuckte zusammen und schaute schuldbewusst zu Boden. Bis das Grollen erneut erklang und er den Kopf wieder hochriss. Doch diesmal sagte er kein Wort.
    »Da!«, rief Zamorra.
    Tiefschwarzer Qualm walzte auf sie zu. Kurz, bevor er sie erreichte, spaltete er sich in vier oder fünf Arme auf. Da diese sich ständig umtanzten, vereinten und gleich wieder trennten, war es schwierig, sie zu zählen.
    Der Meister des Übersinnlichen rief das Amulett, das er nach der Attacke auf der SEASTAR III zurück an die Kette gehängt hatte. Er befahl den Angriff, doch die Silberscheibe verweigerte den Dienst.
    Er verfluchte sich dafür, dass er vor Kurzem Taran in Merlins Stern zurückkehren lassen. Das Amulettbewusstsein hatte ihm bereits vor Jahren mit seiner Feigheit Schwierigkeiten bereitet und die eigentlich so machtvolle Waffe zu einem launischen Ding gemacht. Doch im nächsten Augenblick wurde ihm klar, dass die derzeitige Untätigkeit nichts mit Taran zu tun haben konnte. Denn dieser hatte ihm sein Wort gegeben, die Funktionen nicht zu beeinträchtigen. Er würde es nie riskieren, sein Versprechen zu brechen und erneut aus dem Amulett verbannt zu werden.
    Die Wahrheit war also viel einfacher und erschütternder: Was auch immer dieser Rauch war, Merlins Stern sah ihn nicht als Feind.
    »Richards, Vorsicht!« Ein Rauchtentakel hatte sich ausgerechnet den Techniker als Ziel ausgesucht.
    Trotz Zamorras Warnruf reagierte der Kerl nicht. Er stand nur mit großen Augen da und sah das Unheil auf sich zurollen.
    Aus dem Stand hechtete der Professor

Weitere Kostenlose Bücher