Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0972 - Finsteres Erbe

0972 - Finsteres Erbe

Titel: 0972 - Finsteres Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Halterung nur knapp neben dem Schott. Das vordere Stück hatte sich gelöst und baumelte in die Tiefe. Der Professor versuchte, es zu erreichen, doch sein Arm war zu kurz. »Ich komme nicht hin«, ächzte er.
    Neben ihm krabbelte Ran Munro die Schräge hinauf bis zu einem Spind. Glücklicherweise war dieser an die Wand montiert, sodass er nicht das Schicksal des Kartenschranks teilte. Womöglich hätte er sonst tatsächlich einen von ihnen erschlagen.
    Der Skipper öffnete die Tür und Regenmäntel, Stiefel und eine knallrote Boje fielen ihm entgegen. Und eine Stange mit einem gebogenen Haken am Ende. Gedankenschnell fing er sie auf und kroch damit zurück zu Zamorra. »Hier, Admir… Professor.«
    »Perfekt, danke.«
    Der Rest war ein Kinderspiel. Der Meister des Übersinnlichen fing den Schlauch mit dem Hakenende ein und holte ihn ins Steuerhaus. Er wickelte ihn ab, bis die Halterung blockierte. Mit einer Schere, die April ihm reichte, schnitt er ihn ab. Dabei erwies sich das Material als extrem hartnäckig, was für sein Vorhaben aber nur recht war.
    Er schlang den Schlauch um die Verstrebung einer Konsole und verknotete ihn.
    »Sehr schön«, sagte Munro. »Aber nur, wenn Sie abstürzen und sich den Hals brechen wollen. Lassen Sie mich mal.« Mit breitem Grinsen löste er den Knoten und machte sich selbst ans Werk.
    Nacheinander ließen sie sich auf den Erdboden hinab. Als Letzter sogar George Richards, wenn auch unter lautem Stöhnen und Ächzen.
    Endlich fand Zamorra die Zeit, sich genauer umzusehen.
    »Idyllisch hier«, meinte er mit Blick auf die Wiese und den Waldrand einige Meter von ihrem Standpunkt entfernt.
    »Was sind das für Pflanzen?«, fragte Richards.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich beschäftige mich ein bisschen mit Botanik. Aber diese Blumen habe ich noch nie gesehen. Auch die Bäume wirken auf mich fremdartig.«
    »Tatsächlich?« Zamorra hätte das nicht behaupten können. Im Gegenteil kam ihm die Gegend sogar sehr vertraut vor, ohne dass er sagen konnte, woher.
    »Seht euch das mal an«, sagte Marconi.
    Zamorra drehte sich in die Richtung, in die der Elektroniker zeigte. Ein Phänomen auf der anderen Seite des Schiffs.
    »Vermutlich das Portal zu diesem entzückenden Ort«, meinte April.
    Der ansonsten blaue Himmel wies an dieser Stelle einen Wirbel weißer und dunkler Wolken auf. Aus einem Strudel quollen sie in diese Welt, trieben weg und lösten sich auf. Immer wieder schlugen Blitze aus dem Loch. So hell, dass sie die Gestrandeten blendeten, und dennoch folgte nie ein Donner.
    »Sie meinen, am anderen Ende liegt das Meer?«
    »Möglich«, sagte Zamorra.
    »Aber wo ist dann all das Wasser, das durch den Schlund stürzt?«
    Der Professor zuckte mit den Schultern. »Vielleicht die Wolken? Ich weiß es nicht. Ein magisches Portal folgt nicht unbedingt unseren Gesetzen der Logik.«
    »Na toll. Und wie sollen wir wieder zurückkommen? Immerhin schwebt dieser Durchgang am Himmel! Da bräuchten Sie schon einen sehr langen Feuerwehrschlauch.«
    »Und einen Fakir, der ihn steif flötet«, ergänzte Nicole mit unschuldigem Augenaufschlag.
    »Ich lach mich tot«, sagte Richards. »Ihnen allen ist aber doch sicher aufgefallen, dass dieser Strudel wächst.«
    Tat er das? Der Professor fasste das Phänomen fest ins Auge, ließ es nicht mehr aus dem Blick. Die anderen folgten seinem Beispiel. Und nach einigen Minuten glaubte er, dass der Techniker recht haben könnte. Das Loch im Himmel wirkte tatsächlich, als habe es sich ein wenig ausgedehnt. Geschah auf der anderen Seite das Gleiche? Wurde auch der Schlund im Meer größer?
    Ein Schauder überlief den Parapsychologen. Bestand womöglich die Gefahr, das Loch könne eines Tage die ganze Erde verschlingen? Oder würde das Wachstum irgendwann stoppen?
    »Vielleicht wäre es möglich, den Sog…« Mitten im Satz brach Richards ab.
    »Was?«, fragte Zamorra.
    Der Techniker winkte ab. »Nichts. Keine gute Idee.«
    Bevor der Meister des Übersinnlichen nachhaken konnte, rief April: »Was ist das denn?«
    Sie deutete in Richtung des Walds. Jetzt, wo Zamorra genauer hinsah, entdeckte auch er zwischen den Bäumen etwas.
    »Das ist ein Schiff!«, sagte Nicole.
    Ran Munro setzte sich schon in Bewegung, da rief April ihm nach: »Vorsicht! Das ist sicher das Schiff, das wir auf dem Radar verloren haben. Wir wissen nicht, was mit der Besatzung passiert ist, aber wenn ich an Abdallah, Papa und Peaqvist denke, die auch noch irgendwo hier herumgeistern müssen, habe ich

Weitere Kostenlose Bücher