0972 - Finsteres Erbe
die Erbfolge. Hondrids Sohn Kesriel verlor jegliche Erinnerung an seine früheren bösen Leben, sodass er den Plan nie vollendete.«
Sambate Panashiin nickte. »Und hätte Hondrid in der Vergangenen Bibliothek keine Aufzeichnungen darüber hinterlassen, hätte Nadajo es nie herausgefunden.«
»Hat er nicht versucht, das Siegel zu verstärken?«
»Natürlich. Aber er schaffte es nicht. Wir wissen nicht, wie viel Zeit seit damals verstrichen war, aber es muss sich um mehrere Erbfolger-Generationen handeln.«
Zamorra begriff, worauf der Hofmagier hinauswollte. Schon Rhetts Vater hatte ihm einst berichtet, dass seine Kraft mit jeder Inkarnation abnahm.
Erst mit Rhett selbst hatte sich das wieder geändert. Aber der saß in Llewellyn-Castle und wollte niemanden sehen und hören.
Doch selbst wenn er der hilfsbereiteste Mensch auf Erden gewesen wäre, hätte das nichts genützt. Denn von dieser Seite des Weltentors aus war er für sie unerreichbar.
»Hondrids Versiegelung erwies sich als fester, als er vermutlich gedacht hatte. Erst in meiner Zeit begann sie, sich allmählich zu lösen. Der Felsen schmolz. Schließlich kamen sogar zwei oder drei Finstere frei, doch Nadajo gelang es, sie zu zerstören.«
»Wie sehen diese Wesen eigentlich aus?«, fragte Zamorra.
»Das weiß ich nicht. Darüber schweigt sich Hondrids Bericht leider aus. Und auch die, die sich zu meiner Zeit befreien konnten, bekam ich nicht zu Gesicht.«
Der Meister des Übersinnlichen deutete auf eine der Pfützen am Fuß des Felsens. »Und die, die jetzt freikommen?«
»Schlagen sich sofort in die Büsche. Vermutlich sind sie zu schwach und verbergen sich deshalb. Nur ihre Rauchfinger habe ich bisher gesehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht handelt es sich bei ihnen auch um die Finsteren.«
»Glaube ich nicht. Diese Rauchfinger haben nie versucht, dich zu übernehmen?«
»Doch, einmal. Aber offenbar schmecke ich ihnen nicht.«
So wie April, dachte Zamorra. Liegt sicher an seinen magischen Fähigkeiten, die sich gegen eine Besetzung durch die Qualmtentakel wehren.
»Was geschah weiter?«, fragte er den Hofmagier. »Wie hat Nadajo auf diese Entdeckung reagiert?«
***
»Wir müssen handeln, Sambate!«, sagte der Erbfolger. »Sofort! Bevor noch mehr Finstere die Freiheit erlangen. Bevor sich der Spalt wieder öffnet.«
Er stand aus seinem hochlehnigen Stuhl auf, umrundete den wuchtigen Tisch mit den verschnörkelten Beinen und legte dem Hofmagier die Hand auf die Schulter.
»Und du musst mir dabei helfen. Alleine…« Er schluckte. »Alleine bin ich zu schwach.«
Sambate Panashiins Magen krampfte sich zusammen. »Was muss ich tun?«
Der Erbfolger schob ihn zu einer mit rotem Samt gepolsterten Bank und drückte ihn auf die Sitzfläche. Dann stellte er ihm ein Glas Wasser auf das kleine Tischchen daneben und ließ sich in den Sessel auf der anderen Seite des Tischs sinken. Er wirkte unendlich müde.
»Ich möchte dir ein Geheimnis verraten«, begann er. Der Hofmagier spürte, wie schwer es dem Herrscher Lemurias fallen musste, das auszusprechen, was er zu sagen hatte. »Es gibt einen Ort, der neben unserer Welt- existiert. Er nennt sich Quelle des Lebens. Einmal in jeder Inkarnation muss ich den Weg dorthin öffnen, um… Egal. Es würde zu weit führen, das zu erklären. Ich weiß es nicht genau, aber dieser Ort scheint mir in seinem eigenen, kleinen Universum zu existieren. In einer Blase der Zeitlosigkeit.«
Der Hofmagier konnte seine Ungeduld nicht länger unterdrücken. »Was hat das mit den Finsteren zu tun?«
»Unmittelbar gar nichts. Aber die Quelle hat mich auf eine Idee gebracht. Ich möchte den Schwarzen Stein weiträumig in eine ähnliche Blase hüllen. Wenn das vollbracht ist, werde ich die eingeschlossene Region von Lemuria lösen und in eine andere Dimension schleudern.«
Sambate Panashiin nahm einen Schluck Wasser. Er wollte Zeit gewinnen, um das Gehörte zu verdauen. »Verstehe ich das richtig? Du bist zu schwach, die Versiegelung des Spalts zu verstärken, kannst es aber vollbringen, einen Teil Lemurias in eine andere Dimension zu verbannen?«
Nadajo senkte den Blick und studierte inbrünstig den Tisch. »Du musst bedenken, dass selbst Hondrid es nicht geschafft hat, den Zugang aus der Welt der Finsteren so zu verschließen, wie er es gewollt hatte. Und er war erheblich stärker als ich.«
»Dennoch ist dein Plan so viel weniger anstrengend, dass du die nötige Kraft dazu aufbringst.«
»Er ist weniger
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