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0973 - Das verfluchte Volk

0973 - Das verfluchte Volk

Titel: 0973 - Das verfluchte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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etwa so glaubwürdig war wie ein Indiana-Jones-Drehbuch.«
    »Sie glauben, er hat die Geschichte erfunden?«
    »Genau genommen dachte ich, es sei eine dreiste Fälschung, so wie damals dieses angebliche Tagebuch von Jack the Ripper. Zumal auch das zerbrochene Artefakt, das er angeblich als Beweis mitgebracht hatte, keinem indianischen Kultgegenstand glich, der mir bekannt war. Also ließ ich das gesamte Zeug von einem befreundeten Archäologen untersuchen.«
    »Und es war echt?«
    »Das Tagebuch stammte tatsächlich aus der Zeit, in der Dörfler hier gelebt hatte. Das zerbrochene Artefakt hingegen war sehr viel älter. Es handelte sich um drei Bruchstücke eines bizarr geformten, rohrartigen Gegenstandes, dessen Funktion wir nicht mal erahnen konnten. Verziert war er mit grässlichen Dämonenfratzen, die mir heute noch Albträume verursachen. Wirklich bemerkenswert war aber das Material, aus dem es gefertigt war. Schon die Farbe war kaum zu bestimmen, je nach Blickwinkel und Lichteinfall changierte sie zwischen Gold und Jadegrün. Die Objekte glänzten wie poliertes Metall, fühlten sich aber seltsam warm an, fast organisch.«
    »Metall?«, fragte Paula irritiert. »Bis zu ihrer Entdeckung durch die sogenannte Zivilisation lebten die meisten Stämme doch wie in der Steinzeit.«
    »Ja, seltsam, nicht wahr?«, sagte Rovira. »Indianische Hochkulturen wie die Maya kannten durchaus Metallverarbeitung. Aber in der Region, um die es hier geht, wäre mir nichts Vergleichbares bekannt. Vor allem aber glichen die Bruchstücke keinem Metall, das uns jemals untergekommen war. Wirklich rätselhaft wurde es aber, als wir den Objekten mit den verschiedensten Untersuchungsmethoden zu Leibe rückten. Wir machten Infrarot-, Ultraschall- und Röntgenaufnahmen sowie Spektralanalysen und waren immer noch nicht schlauer. In Panik gerieten wir jedoch, als wir feststellten, dass die Dinger offenbar Energie abstrahlten.«
    »Sie waren radioaktiv?« Paula spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, doch der Mann im Rollstuhl schüttelte den Kopf.
    »Die Strahlungswerte waren in Ordnung. Aber technische Geräte drehten regelmäßig durch, wenn wir ihnen mit den Objekten zu nahe kamen. Als wir die Objekte einem Laserscan unterziehen wollten, sind alle technischen Geräte im Raum explodiert. Leider auch die Kameras. Es gibt keinen Beweis für das, was wir gesehen haben.«
    Paula wagte es nicht, den Ethnologen zu unterbrechen. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet, während er immer noch erfüllt von ungläubigem Staunen berichtete, was er damals gesehen hatte. »Die Objekte schwebten. Ein eigenartiges Summen erfüllte den Raum, und dann stiegen sie zur Decke und kreisten immer schneller umeinander, bis sie kaum voneinander zu unterscheiden waren. Es gab einen gewaltigen Blitz, der uns alle für einen Moment erblinden ließ, und dann war es vorbei. Die Objekte fielen zu Boden und waren wieder genauso inaktiv wie vorher.«
    »Das war der Punkt, an dem Sie die Untersuchungen abgebrochen haben?«, vermutete Paula.
    »Wo denken Sie hin?« Der alte Mann lachte, doch es lag keine Fröhlichkeit darin. »So etwas hatte noch nie jemand von uns gesehen, wir waren der festen Überzeugung, vor einer Jahrtausendentdeckung zu stehen. Wir waren so besessen von unserer Arbeit, dass wir kaum zum Essen oder Schlafen kamen. Dass wir immer dünner und blasser wurden, fiel uns gar nicht auf. Wir arbeiteten wie im Rausch. Bis mein Freund, der Archäologe, krank wurde…«
    Rovira stockte. Estelle, die sich während seiner Erzählung zu ihnen gestellt hatte, strich dem Mann im Rollstuhl sanft über den fast kahlen Schädel. Plötzlich wirkte sie gar nicht mehr wie ein Hausdrache. Ihre Züge verrieten echtes Mitgefühl »Ist schon gut«, flüsterte sie. Der Wissenschaftler brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, dann räusperte er sich und fuhr fort. »Eines Tages brach Manuel einfach zusammen. Multiples Organversagen. Der Körper war übersät mit Tumoren. Die Ärzte sagten, sie hätten noch nie so viele verschiedene Krebsarten auf einmal gesehen. Er kam nicht wieder zu sich und starb drei Tage später.«
    »Und Sie?«
    »Ein bösartiges Geschwür an der Leber, das rechtzeitig entfernt werden konnte. Manuel war den Objekten sehr viel stärker ausgesetzt, er war der Fachmann für die Materialanalysen und lagerte das Artefakt aus Sicherheitsgründen nachts bei sich zu Hause.«
    »Aber wenn sie nicht radioaktiv waren…«
    »Zumindest war es keine Strahlung, die

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