0973 - Das verfluchte Volk
das beste Rindfleisch mit Bohnen in ganz Kolumbien. Danach macht der Magen keinen Mucks mehr.«
»Ich kann’s kaum erwarten«, stöhnte Zamorra und schloss wieder die Augen.
Übers Telefon hatte Paula nur äußerst vage Andeutungen gemacht über das, was sie entdeckt hatte. Schon vor ihrer ersten Begegnung hatte Devaine die E-Mails abgefangen, die Paula den Dämonenjägern geschickt hatte. Damit so etwas nicht wieder vorkam, hatten sie einen Code vereinbart, mit dem die Reporterin ihnen Neuigkeiten mitteilen konnte, ohne dass andere mitbekamen, worum es ging.
Auf diese Weise konnten sie jedoch nur das Nötigste besprechen. Die Franzosen wussten kaum mehr, als dass die Reporterin auf etwas gestoßen war, das ihnen vielleicht verriet, warum sich die Sphäre ausgerechnet in diesem Teil der Welt manifestiert hatte. Und dass das, was sie gefunden hatte, gefährlich war. Lebensgefährlich.
Das war ja mal ganz was Neues…
Den Rest mussten sie persönlich besprechen. Paulas Wohnung und selbst ihr Auto waren vermutlich verwanzt. Sie hatten sich deshalb für einen möglichst belebten Ort entschieden. Auf den ersten Blick sah Zamorra, dass das Casa Bianca eine gute Wahl war. Es war ein einfaches Restaurant von der Größe einer kleinen Bahnhofshalle, das mit seinen groben Holztischen und den genervt hin und her flitzenden Kellnern einen rustikalen Charme versprühte. Es war gerade Mittagszeit, und der Laden war voll besetzt mit einer bunten Mischung aus Arbeitern und Studenten, die die einfache, preisgünstige Küche des Hauses offenbar sehr zu schätzen wussten.
Sie fanden einen Tisch fast in der Mitte des Raumes. Von überall her drangen Gesprächsfetzen herüber, sodass man sein eigenes Wort kaum verstehen konnte. Paula hatte das Restaurant nach Zamorras und Nicoles Vorgaben ausgesucht. Jetzt sah sie sich unsicher um. Als erfahrene Reporterin kannte sie ideale Plätze für diskrete Treffen. Und die sahen für gewöhnlich anders aus.
»Seid ihr sicher, dass das der geeignete Ort ist?«, fragte sie vorsichtig.
»Perfekt«, sagte Zamorra und schnappte sich die Speisekarte. Das gehackte Rindfleisch mit Chilibohnen stand ganz oben und wurde als Spezialität des Hauses angepriesen. Der Dämonenjäger entschied sich, sein Glück damit zu versuchen.
»Wir werden es kaum mitbekommen, wenn Devaine seine Leute direkt neben uns platziert.«
»Das stimmt, aber wenn wir uns in irgendeine diskrete Nische zurückziehen und er uns mit einem Richtmikrofon belauscht, bekommen wir das noch viel weniger mit. Hier ist es so laut, dass eigentlich jede Abhörtechnik versagen müsste. Vom menschlichen Ohr ganz zu schweigen. Und glaub mir, wir haben noch ein bisschen was in petto.«
Paula nahm ebenfalls die Spezialität des Hauses, während sich Nicole sicherheitshalber für eine Suppe entschied. Mit Rindfleisch und Bohnen, verstand sich. Dazu bestellte jeder einen großen Humpen Bier.
Sie unterhielten sich über Belangloses, bis das Essen kam. Es schmeckte köstlich. Und das süffige Bier war die ideale Ergänzung zu dem scharfen Mahl.
Nachdem sie gegessen und noch ein Bier bestellt hatten, nickte Nicole Zamorra zu. Der Dämonenjäger wusste, dass seine Partnerin jetzt mit ihrer rechten Hand den Dhyarra-Kristall in ihrer Hosentasche berührte. Der blaue Sternenstein war eine wahre Wunderwaffe, er konnte fast alles Realität werden lassen, was sich der Benutzer bildlich vorstellte - vorausgesetzt, er besaß das nötige Para-Potenzial. Etwas Abstrakteres umzusetzen, war noch sehr viel anspruchsvoller. Doch Nicole hatte sich in den letzten Jahren zu einer wahren Meisterin im Umgang mit dem magischen Kristall entwickelt.
Zamorra registrierte, wie sich die Geräuschkulisse um sie herum fast unmerklich veränderte. Der Lärmpegel nahm ab, bis er auf ein reines Hintergrundrauschen reduziert war. Zamorra wusste, dass die unsichtbare Schutzglocke, die sie umgab, in beide Richtungen funktionierte. Von jetzt an würde nichts mehr von dem, was sie besprachen, nach außen dringen. Auch Paula hatte die Veränderungen bemerkt und wollte etwas sagen, doch Zamorra hielt sie mit einer Geste zurück. Es war wichtig, Nicole in ihrer Konzentration nicht zu stören. Die schöne Französin hielt die Augen geschlossen, dicke Schweißperlen liefen ihr über die Stirn.
Nicole öffnete die Augen und nickte. »Alles Okay.«
Zamorra übernahm die Gesprächsführung. Nicole musste körperlich und mental die ganze Zeit die Verbindung zum Dhyarra-Kristall halten,
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