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0975 - Burning Man

0975 - Burning Man

Titel: 0975 - Burning Man Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver und Simon Borner
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Sie, dass doppeltes Feuer und Ihr Hokuspokus dem Vieh den Garaus machen würden?«
    »Das wusste ich nicht. Ich sah nur, dass die Blitze das Wesen kurzzeitig fixierten, und wollte die Gelegenheit nutzen. Als dann auch noch Sie ins Spiel kamen und wir den Teufel aus zwei Richtungen unter Beschuss nehmen konnten, ließ ich es auf einen Versuch ankommen.«
    »Glückstreffer«, brummte Ky und fuhr sich mit zitternden Fingern durchs Haar. »Riskant, riskant.«
    »Ehrlich gesagt, habe ich so meine Zweifel, ob Glück viel damit zu tun hatte.«
    »Was soll’n das jetzt heißen?«
    Lively schaute zu Zamorra auf. »Sie… Sie meinen, er wollte, dass wir ihn erledigen?«
    Ein Räuspern in seinem Rücken ließ Ky herumfahren. Ouusah May und die Kinder standen im Rahmen der offenen Tür. Ouusah stand hinter den beiden und hatte ihnen je eine Hand auf die Schulter gelegt - eine schützend wirkende, mütterliche Geste. »Er meint«, sagte sie nachdenklich, »dass dieses Wesen, was immer es war, uns getestet hat. Uns alle. Mit uns spielte.«
    Zamorra nickte. »Ganz recht. Ich habe nicht zum ersten Mal gegen eines seiner Art gekämpft, und bislang hatte ich während des Kampfes nie den Eindruck, ich könne gegen sie gewinnen. Hier war das anders.«
    »Legt die Frage nach dem Warum nahe«, brummte Ky.
    »Und die logische Antwort lautet: Weil der Wüstenteufel es wollte.« Der Dämonenjäger sah sich um, sah über die wieder im Fastdunkel liegende Polizeiwache und in die Gesichter der anderen Menschen. »Was immer hier läuft, mir scheint, die Phase des Auslotens der Situation ist ein für alle Mal vorüber. Für beide Seiten der Front.«
    Wenige Minuten später waren sie auf dem Weg zum Burning Man. Mit knappen Worten beschrieben Zamorra und Lively, was im Innern der Zentrale geschehen war, bevor Ky auf der Bühne erschien: Vorgewarnt durch Kys Rufe, hatte Zamorra die Polizistin überzeugen können, ihn aus der Zelle zu lassen, damit er sie mittels seines Amuletts beschützen konnte. Auch Lenny, Ouusah und Cass schilderten ihre Erlebnisse, seit das Licht verschwand, damit jeder in der Gruppe den gleichen Wissensstand hatte.
    »Und jetzt also zum Man«, sagte Ky, als alle fertig waren. »Zum großen Bösewicht in diesem Spiel.«
    »Was ist eigentlich mit den anderen geschehen?«, fragte Cass zaghaft. »Vierzigtausend Vermisste! Die sind doch nicht alle zu Wüstenteufeln mutiert. Dann müsste das Gelände doch voll mit denen sein.«
    »Nenn mich verrückt, aber ich bezweifle, dass sie überhaupt wissen, was hier geschieht«, antwortete Zamorra. »Wieder kann ich die Vermutung nicht durch Fakten belegen, aber ich glaube, nicht die Bewohner Black Rock Citys sind verschwunden, sondern wir.«
    Cass blinzelte. »Wie bitte?«
    »Nur eine Theorie«, sagte der Professor und hob abwehrend die Arme. »Aber eine, die mir plausibel erscheint. Zumindest macht sie mir Hoffnung.«
    »Paralleluniversen.« Lenny pfiff leise. »Respekt.«
    »So in der Art, ja. Wäre es nicht denkbar, dass, als die Welt vorhin endete, eigentlich nur wir in eine andere Welt transportiert wurden? Eine, in der es außer uns und unserem Gegner nichts gibt? So etwas Ähnliches ist mir gestern schon passiert, daher der Gedanke.«
    »Gestern?«, wiederholte Cass. Sie klang, als stünde sie jetzt kurz vorm Wahnsinn.
    »Eine alternative Realität, Schwesterherz. Eine, in der es nur diesen einen Ort gibt, ohne Kontext. Und der existiert nur für uns. Vielleicht entsteht er sogar auf Basis unserer Erinnerungen an ihn. Das könnte ein Erklärungsansatz dafür sein, warum wir alle Wohnwagen und so weiter sehen, aber keine Bewohner. Lupenreinste Science-Fiction, sag ich dir.«
    Die Teenagerin im Bikini sah ihren Bruder an.
    Der grinste. »Und jetzt sag noch mal, dass SF-Romane und -Serien keine vernünftige Vorbereitung aufs Leben sind. Mann, ich wünschte, Mom wäre hier.«
    Ouusah May schüttelte den Kopf. »So gern ich Ihre Theorie auch glauben will, Monsieur: Energie ist stets omnipräsent. Wenn etwas verschwindet oder erscheint, muss es anderswo eine Reaktion darauf geben. Einen Ausgleich. Etwa in der… Ich nenne es der Einfachheit halber mal ›richtigen Welt‹. Der, aus der wir Ihrer Vermutung nach gerissen wurden.«
    Das ganze Esoterik-Sprech ließ den Meister des Übersinnlichen schmunzeln. »Mag sein, Ouusah. Vielleicht ist in der Wirklichkeit, um bei diesem Konzept zu bleiben, alles beim Alten. Vielleicht ist dort auch nichts mehr, gar nichts. Bis wir einen Weg finden,

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