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0979 - Die Schlacht von London

0979 - Die Schlacht von London

Titel: 0979 - Die Schlacht von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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geschehen. Die Geister der Halls hatten es nicht verhindern können.
    Und ich auch nicht, erinnerte sich Zamorra an eines der dunkelsten Kapitel seiner Laufbahn. Seine und die Macht des Amuletts hatten nicht ausgereicht, London vor dem Versinken in Chaos und Zerfall zu bewahren.
    Der Pflanzenmann wollte etwas erwidern. Doch dazu kam er nicht mehr. Die Ereignisse überschlugen sich.
    Es begann damit, dass Nicole neben Zamorra aufschrie.
    Zamorra blickte zu ihr - und war unfähig, den Anblick in einer Geschwindigkeit zu verarbeiten, der angebracht gewesen wäre.
    Aus Nicoles Händen, deren Haut Risse bekommen hatte, schlängelte sich etwas heraus, das sich innerhalb von Sekunden zu Gewächsen ausbildete, die unverkennbar waren, obwohl sie sonst als übermannshohe Riesen auftraten. Hier erreichten sie gerade mal zehn bis fünfzehn Zentimeter, bevor die Spitzen zu erblühen begannen: Regenbogenblumen! Aus Nicoles Fleisch sprossen Miniatur-Regenbogenblumen, die die gleichen Charakteristika aufwiesen wie jene in Carries Garten - sie blühten kohlrabenschwarz!
    Zamorra brach der kalte Schweiß aus. Also doch. Sie hatten doch recht -die ganze Zeit. Wir sind verseucht mit etwas, das den entarteten Blumen anhaftete, durch die wir nach London gelangt sind.
    Zu Ende gedacht hieß das, dass auch ihm über kurz oder lang Blumen entsprießen würden.
    Er widerstand dem Wunsch, sich abzutasten, die Unversehrtheit seiner Haut zu prüfen.
    Bei Nicole schritt die Veränderung derweil rasend schnell voran.
    »Liebes!« Er wollte zu ihr eilen, aber sie wich vor ihm zurück.
    »Bleib! Fass mich nicht an! Es… es tut nicht weh. Wenn es wenigstens wehtun würde!… Sie hatten recht. Grundgütiger, sie hatten die ganze Zeit recht!«
    Sie sprach aus, was er Sekunden zuvor gedacht hatte.
    Aber Nicoles Aus- und Entartung war erst der Anfang.
    Im nächsten Moment schrie der Anführer der Pflanzenwesen auf, weil… sich etwas um seinen Hals gewickelt hatte. Eine dünne lianenartige Schnur, die wie aus dem Nichts geflogen kam.
    Der Schrei des Mischwesens wurde zum erstickten Röcheln.
    Einer seiner Mitstreiter rief: »Ein Exekutor! Wenn man vom Teufel spricht!«
    Zamorra folgte den entgeisterten Blicken und sah neben dem Cottage, gut dreißig Meter entfernt, eine Gestalt, die zwar Übereinstimmungen mit den Widerständlern aufwies - aber auch mindestens so viele Unterschiede.
    Die Gestalt neben dem Haus hatte etwas Götzenhaftes, Unbeugsames -und war zugleich von einer Aura umgeben, die Unbesiegbarkeit suggerierte.
    Das wollen wir doch mal sehen, dachte Zamorra. Und schoss einen Blitz in den fingerdicken Strang, der sich um den Hals des Opfers gewickelt hatte. Dabei kam es zu einem so noch niemals beobachteten Effekt: Zwischen der Einschlagstelle des Blitzes und dem Amulett baute sich eine »stabile« silberne Verbindung auf. Als würde der Blitz »stehen« - oder in so schneller Folge abgefeuert werden, dass er wie ein massives Gebilde erschien.
    Doch es war anders. Zwischen dem Auftreffpunkt und Merlins Stern entstand lediglich eine energetische Brücke, die nicht abreißen wollte.
    Zamorra spürte einen Sog, als würde etwas an jeder einzelnen Zelle seines Körpers zerren, Kraft daraus ziehen. Er begriff und handelte intuitiv. Seine Finger huschten über die Rand-Hieroglyphen des Amuletts. Er wollte den »stehenden Blitz« zum Erlöschen bringen. Doch das erwies sich als schwierig. Von irgendwoher kamen gegenteilige Impulse, die Merlins Stern permanent zur Energieausschüttung stimulierten.
    Was ging hier vor sich?
    Zamorra war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Nicole beizustehen und den dramatischen Vorgängen rund um das Amulett.
    Es schien durch den Prozess, dem es ausgesetzt war, akut gefährdet, und für einen Moment blitzte die aberwitzige Frage in Zamorra auf, wer oder was ihm im Zweifelsfall entbehrlicher erschienen wäre: Merlins Stern oder…
    Aus der Wut darüber, überhaupt überlegen zu müssen, zog er neue Entschlusskraft. Noch hektischer huschten seine Finger über die Glyphen der Silberscheibe. Gleichzeitig unterstrich er seine Anstrengungen durch klare Gedankenbefehle.
    Und endlich unterbrach die unselige Verbindung. Der scheinbar materiell gewordene Blitz erlosch. Zamorra wurde meterweit nach hinten geschleudert - und das umschlungene Pflanzenwesen in Richtung seines Folterers.
    Dem Götzen.
    Plötzlich zischte ein neuer Strahl auf die peitschenschnurartige Verbindung zwischen ihm und seinem Opfer heran… und

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