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0979 - Die Schlacht von London

0979 - Die Schlacht von London

Titel: 0979 - Die Schlacht von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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und dessen Spitze den Kehlkopf des Beraters durchbohrt hatte, sodass er zu keinem Wort mehr fähig war, nur noch zu einem feuchten Gurgeln. Er sackte in sich zusammen und strampelte mit Armen und Beinen um sich, wie ein mit einer Nadel aufgespießtes Insekt.
    Das Parlament verwandelte sich endgültig in ein Tollhaus.
    Bodyguards stürmten mit gezückten Waffen heran, fanden aber kein echtes Ziel, um das Feuer sinnvoll zu eröffnen. Die Lords in ihren Perücken wirkten wie die Statisten eines Historienspektakels, das ohne ordnenden Regisseur im Chaos versank.
    Die Queen saß wie angewachsen auf ihrem Thron und sah zu, wie sich die ersten Ranken auch auf sie zu schlängelten.
    Sie rang nach Luft.
    Phillys hörte auf zu zappeln. Etwas kam aus seinem Mund hervor, teilte sich wie eine gespaltene Zunge und schoss auf die Augen der Königin zu.
    Das Glas des Brillengestells konnte die harten Spitzen nicht aufhalten. Es klirrte.
    Dann sank die Queen auf dem Thron in sich zusammen, und der allgegenwärtige Lärm begrub die schlürfenden Geräusche, die hinter den zerstörten Brillengläsern ertönten.
    Die alte Königin zuckte dazu wie unter einer nicht enden wollenden Serie von Stromstößen.
    Irgendwann richtete sie sich wieder auf, hob beide Hände, schloss sie um die Pflanzenstränge, riss sie aus ihren Augenhöhlen und schleuderte sie von sich.
    Dann wartete sie, bis ihre Gefolgschaft denselben Prozess durchlaufen hatte wie sie, und Ruhe einkehrte.
     
    1.
    Gegenwart
    Auf Todesdrohungen reagierte Zamorra prinzipiell allergisch - erst recht, wenn sie auch Nicole galten.
    Hier aber kam noch erschwerend hinzu, dass er einem dringenden Hilferuf gefolgt war und er es nicht sonderlich charmant fand, dafür nun sterben zu sollen.
    »Stopp!«, herrschte er deshalb den Mann an, der den Exekutionsbefehl erteilt hatte. Auf dem Kopf der drahtigen Gestalt wuchs Moos statt Haar, und auch sonst wies sie Attribute auf, die eigentlich zu einem Vertreter der irdischen Flora gehörten. »Seid ihr wahnsinnig geworden?«
    Während seine Männer zögerten, zeigte sich der Anführer des Kommandos fast unbeeindruckt. »Wahnsinn wäre es, euch ungeschoren davonkommen zu lassen.«
    »Ach ja? Wir sind nicht die Bösen«, mischte sich Nicole ein. »Im Gegenteil. Wir sind gekommen, um…«
    »Vergiss es«, sagte Zamorra. »Das habe ich ihm bereits erklärt. Aber das hält ihn nicht davon ab, uns wie eine personifizierte Seuche zu behandeln. Offenbar geht er davon aus, dass die Regenbogenblumen, die hier wuchsen, entartet waren. Und dass diese Entartung nun auch uns anhaftet, weil wir sie für den Transfer hierher benutzt haben.« Zamorra nickte grimmig zu den eigenen Worten. »Und dass wir diese Entartung auf andere, noch nicht davon Befallene übertragen könnten -habe ich das so richtig verstanden?«
    Er reckte herausfordernd das Kinn in Richtung des Pflanzenmannes.
    »Absolut.«
    »Dann sollten wir reden. Wenn ›Entartung‹ für euch Schlechtes bedeutet, stehen wir zweifelsfrei auf derselben Seite«, sagte Zamorra eindringlich. »Wie ich schon sagte, sind wir einem Hilferuf gefolgt. Vielleicht gehört ihr sogar zu denen, die ihn nach draußen schleusten.« Er blickte fragend.
    Sein Gegenüber schaffte es, ihn erneut zu überraschen.
    Negativ zu überraschen.
    Schulterzuckend erwiderte er: »Jede Sekunde, die verstreicht, macht euch gefährlicher - für uns. Es spielt keine Rolle, ob ihr lautere oder unlautere Absichten hattet. Jetzt seid ihr eine Bedrohung. Ich sehe euch, wie ihr euch selbst noch nicht sehen könnt. Ich sehe euch mit Augen, die den euren überlegen sind. Ich bin kein Mensch mehr wie ihr. Keiner von uns hier ist das noch.« Er zeigte auf seine Leute. »Es hat Vor-und Nachteile. Der Vorteil: Wir können hinter die Fassade blicken. Uns trügt auch der schönste Schein nicht mehr.« Sein Blick streifte Nicole.
    Geschmeichelt fühlte sie sich davon offenkundig nicht.
    »Und in uns siehst du Gefahr? Für euch?«
    »Würden wir euch am Leben lassen, würdet ihr es selbst bemerken«, sagte der Pflanzenmann. »Vielleicht schon in Minuten, vielleicht erst in Stunden oder Tagen. Aber es wird ausbrechen. Es hält euch schon fest in seinen Klauen.«
    »Was, verdammt?«, fragte Zamorra. »Was genau wirfst du uns vor? ›Entartung‹ ist mir zu abstrakt. Mit den Regenbogenblumen hier stimmte etwas nicht. Okay. Und nachträglich bravo, dass ihr sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet habt. So wurde sicher verhindert, dass wir analysieren konnten,

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