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0980 - Der Fluch des dunklen Apfels

0980 - Der Fluch des dunklen Apfels

Titel: 0980 - Der Fluch des dunklen Apfels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Knochen auf blutrotem Grund zeigte, ließ keinen Zweifel an den Absichten des näher Kommenden. Die zweite Flagge direkt unter dem Jolly Roger zeigte hingegen, mit wem die »Seeteufel« es zu tun bekommen würde. Das blöde stierende Hornvieh mit der heraushängenden Zunge auf grünem Grund war nämlich das Erkennungszeichen der »Dummen Kuh von Skallingen«. Und die wiederum gehörte Hans dem Hai, dem absolut grausamsten Piraten unter all denen, die momentan die Westsee unsicher machten.
    Wie, beim schallenden Furz des Handelsherrn, ging es zu, dass die »Dumme Kuh« derart rasch unterwegs war? Natürlich konnte eine Fregatte wie diese wesentlich schneller gehen als ein Holk. Aber so schnell? Edo Wiemken sah genau, wie sich die Sache in Wahrheit verhielt. Er schätzte, dass die »Dumme Kuh« einen gut fünffach stärkeren Wind für sich nutzte als sein eigenes Schiff. Und das ging nicht mit rechten Dingen zu. Ihn fröstelte.
    Direkt nach Erkennen des Piraten und dessen Absichten hatte Edo Wiemken ohne langes Zögern das Abdrehen nach Steuerbord befohlen - obwohl er kurzzeitig etwas anderes im Sinn gehabt hatte. Was war es nur gewesen? Er kam einfach nicht mehr darauf. Seine Gedanken waren wie vernagelt.
    Im stumpfen Winkel flog die »Dumme Kuh von Skallingen« heran. Edo Wiemken erkannte die geöffneten Geschützluken und ließ seine »Seeteufel« ebenfalls gefechtsklar machen.
    In diesem Moment trat Leutnant August Modiesen neben den Kapitän auf das Achterdeck. Wiemken mochte den hochgewachsenen, schlanken, düster wirkenden Mann mit den stechenden schwarzen Augen, in dessen Nähe er sich immer ziemlich unbehaglich fühlte, nicht. Modiesen kommandierte die zwanzig Söldner, die Handelsherr Widzel tom Brook mitgeschickt hatte, um seine Truhen voller Geldmünzen und Gold, die im Bauch der »Seeteufel« transportiert wurden, zu schützen.
    »Ziemlich schnell, das Schiffchen dort vorne«, kommentierte der Leutnant in der rotblauen, mit Metallborten und Goldtressen besetzten Uniform und nahm seinen Dreispitz ab. »Und ziemlich gut bewaffnet. Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr zu tun habt, Kapitän?«
    »Natürlich, Leutnant«, nickte Edo Wiemken hastig.
    Die »Dumme Kuh« richtete sich aus. Viel früher, als Wiemken es erwartete, donnerten die Geschütze los. Die Kugeln richteten enorme Verwüstungen an und töteten ein paar Matrosen. Überall waren plötzlich Geschrei und Getöse, der Holk schwankte bedrohlich.
    »Beidrehen!«, befahl Wiemken, dessen Fäuste sich an das Geländer des Achterdecks klammerten. »Wir rammen sie.« Beiläufig musterte er den Leutnant, der trotz des schwankenden Schiffes wie eine Eins auf dem Deck stand und sich auch durch das größte Chaos nicht aus der Ruhe bringen ließ. Täuschte er sich, oder schnippte Modiesen tatsächlich kurz mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand?
    Die »Seeteufel« drehte bei und nahm direkten Kurs auf die »Dumme Kuh von Skallingen«. Erst jetzt bemerkte Wiemken, dass sich eine steife Brise in den heil gebliebenen Segeln verfangen hatte. Wo kam die so plötzlich her? Die »Seeteufel« nahm Fahrt auf, wurde immer schneller. Auch die zweite Breitseite der »Dummen Kuh« hielt sie nicht auf. Mit weit aufgerissenen Augen und kalkweißem Gesicht beobachtete der Kapitän, wie das Piratenschiff immer näher kam. Dann krachte es auch schon.
    Ein fürchterlicher Ruck ging durch den Holk, als er die Fregatte mittschiffs traf. Zersplitternde und sich verformende Planken kreischten wie die armen Seelen im Höllenfeuer. Die abgerissene Galionsfigur knallte auf das Deck der »Dummen Kuh« und erschlug gleich drei Piraten auf einmal. Edo Wiemken wurde gegen das Geländer geschleudert. Ihm blieb die Luft weg. Stöhnend ging er zu Boden. Leutnant August Modiesen dagegen fing die gigantischen Kräfte des Zusammenstoßes anscheinend mühelos ab. Er stand wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung und beobachtete interessiert das Geschehen.
    Während der Holk kaum Schäden davontrug, war die Fregatte mittschiffs total zertrümmert. Sie begann sich auf die Seite zu legen und zu sinken. Es gab vereinzelte Gefechte zwischen feindlichen Crewmitgliedern, die die Männer der »Seeteufel« schnell für sich entschieden. Schreiende Piraten hüpften über die Reling ins eiskalte Wasser, während auf der »Seeteufel« riesiger Jubel anhob.
    Edo Wiemken hatte Sorge, dass der absaufende Pirat die »Seeteufel« mit in die Tiefe zog. Doch der Holk löste sich von der »Dummen Kuh« und

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