0980 - Die Rächerin
will mich nicht damit abfinden, dass sie…«, er schluckte, »na ja, du weißt schon, was ich meine. Aber tief in mir steckt ein Gefühl, das nur sagt, dass sie noch am Leben ist. Sie kann einfach nicht tot sein wie Yakup und Eva. Das wäre zu unlogisch.«
»Sehr gut. Wie meinst du das genau?«
»Sie wollen uns, John. Sie wollen uns haben. Und ich sage dir, dass sie in Shao das perfekte Druckmittel in den Händen halten. Wir sind ihnen wichtiger, denn wir haben direkt oder indirekt für Shimadas Vernichtung gesorgt. Das können sie nicht auf sich beruhen lassen. Da müssen sie zurückschlagen, was ihnen bei dir misslungen ist. Jetzt fangen sie es raffinierter an.«
Ich stimmte Suko in allen Punkten zu. Er hatte recht. Zudem gingen wir beide davon aus, dass wir unter Kontrolle gehalten wurden.
Verfolger aber hatten wir bisher nicht gesehen. Wer konnte diesen Trubel schon durchschauen?
Da hatte sich ein ganzes Viertel in einen Historischen Jahrmarkt verwandelt. Es war eine Insel inmitten der üblichen Hektik. Es führte ein Eigenleben. Es brummte, es brodelte. Hier hatte sich die Szene versammelt, die selbst ein Jahrmarkt war. Bunte Gestalten mit oft verrückten Outfits. Ich konnte verstehen, dass große Modeschöpfer ihre Scouts ausschickten, um an der Basis zu schnüffeln. Denn hier erfuhren sie, was trendy war, bevor sie ihre Berichte abgaben, nach denen sich ihre Chefs richteten. Trends wurden in neue Kollektionen umgesetzt.
Nur kurz waren meine Gedanken abgeirrt, dann holte mich die Realität durch dumpfe Musik und Schreie zurück, denn wir hatten die unmittelbare Umgebung der Geisterbahn erreicht.
Unsere Schritte setzten wir jetzt langsamer. Die warme Luft war erfüllt von zahlreichen Gerüchen. Über einem Feuer bewegte sich ein großer Schwenkgrill. Die Verkäufer waren bei diesem Wetter zu bedauern.
Auf der Frontseite der Geisterbahn waren all die Gestalten vertreten, die sich in der Gruselwelt einen Namen gemacht hatten. Ihnen galt nur mein flüchtiger Blick. Konzentrierter suchten wir die kleine Schlange der Fahrgäste ab, die sich vor dem Kassenhäuschen gebildet hatte, aber Shao befand sich nicht darunter. Väter mit ihren Kindern überwogen, natürlich auch Jugendliche, die sich ebenfalls einen Nervenkitzel gönnen wollten.
Suko schaute mich an. »Hat es Sinn, den Kerl am Kassenhäuschen zu fragen?«
»Das glaube ich nicht.«
Er nickte. »Wenn wir also fahren, gehen wir davon aus, dass wir Shao in der Geisterbahn finden. Wenn das so ist und alles normal verlief, dann müsste man sie aus dem Wagen geholt haben.«
»Das schließe ich nicht aus.«
Suko runzelte die Stirn. »Es gefällt mir nicht, aber das ist egal.« Er stellte sich als letzter in die Reihe der Schlange.
Wir hatten noch Zeit, bis wir unser Geld loswerden konnten. Ich beobachtete die Umgebung genau, aber keine Ninja-Kämpferin ließ sich blicken, nichts wies auf einen Überfall hin. Man hielt sich bedeckt.
Das berühmte Kribbeln im Magen war da. Dieses Gefühl der Spannung, das sich jetzt verstärkte, je mehr Zeit verstrich. Es wurde dichter und dichter. Ich merkte die Konzentration und war längst nicht mehr so locker wie sonst.
Der Betrieb lief reibungslos.
Suko kaufte für uns beide die Karten, und ich fragte mich, wer hinter diesen Aktionen steckte. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass diese Person, die mich hatte killen wollen, aus eigenem Antrieb handelte. Da musste jemand hinter ihr stehen und sie leiten.
»Alles klar«, sagte Suko. Er ging nach rechts und drückte mir eine Karte in die Hand.
Ein junger, schwitzender Mann im grauen Unterhemd kontrollierte die Karten. »Wollen Sie jeder einen Wagen haben?« fragte er.
Ich schaute Suko kurz an. Darüber hatten wir uns noch keine Gedanken gemacht. Mein Freund nickte. »Es ist besser so. Dann haben wir mehr Bewegungsfreiheit.«
»Okay, dann steig ein.«
Er kletterte als erster in den Wagen. Dabei fragte ich mich, ob wir nicht einen Fehler begangen hatten, denn die Distanzen zwischen den einzelnen Wagen waren doch ziemlich groß.
Zu spät. Suko fuhr bereits an. Wenig später prallte auch mein Gefährt gegen das Maul der Tür und drückte es auf…
***
Jemand zerrte an ihr, und Shao glaubte, von zahlreichen Krallen gepackt worden zu sein, die sie tief in eine Höhle entführten, die irgendwo in der Hölle endete.
Aber Shao lebte, und nur das war wichtig. Auch wenn sie sich wie von einer dichten Nebelwand umgeben fühlte, sie bekam alles mit und dachte jetzt
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