0981 - Tränenjäger
sie auch auf der höllischen Ebene der ewigen Schreie existiert hatten. Die Hölle war zwar mittlerweile vernichtet, die Urdämonen jedoch hatten offenkundig überlebt.
Das zumindest hatte Zamorra in den Gedanken Mickey Mantles erkennen können, die überdies durchzogen waren von Bildern der Feeninsel. Aus diesem Grund hatten Nicole und er Avalon aufgesucht - nur um dort den gar nicht so friedlichen Priesterinnen in die Hände zu fallen. Diese unterzogen ihre Gefangenen einer merkwürdigen Bereitungszeremonie, um sie solcherart für eine Reise ins Herz von Avalon zu präparieren.
Am Ende dieses Höllentrips fanden sich Zamorra und Nicole in einer fremdartigen Welt wieder, deren magische Strukturen stärker gewesen waren als alles, was sie bis dahin erlebt hatten.
Und hier begegneten sie tatsächlich den Urdämonen. Die Lage wurde verzweifelt, denn gegen diese übermächtigen Wesen hatten Zamorra und Nicole natürlich nicht den Hauch einer Chance.
Da meldete sich jedoch überraschend das Amulettwesen Taran zu Wort und gab Zamorra einen Tipp, wie er ein rettendes Fluchttor öffnen und nebenbei Avalon ein für alle Mal vernichten konnte.
Die Herrin vom See musste diese Gefahr erkannt haben und schleuderte in einer Panikreaktion alle Fremden aus Avalon hinaus und zurück in die Realwelt.
Nachdenklich ließ sich Zamorra im Schreibtischstuhl zurücksinken. Auch dieses Abenteuer hatte mehr Fragen aufgeworfen, als ihm lieb war. Einen rechten Reim konnte er sich auf die Ereignisse immer noch nicht machen.
Tatsache blieb, dass mehr Dämonen den Untergang der Hölle überlebt hatten, als ihnen lieb sein konnte.
Mit unbewegter Miene warf Zamorra einen Blick aus dem großen Panoramafenster. Von hier aus hatte er einen perfekten Blick ins Tal und auf das zu Füßen des Châteaus liegende Dorf.
Es war erst einige Wochen her, dass sich Stygia, die ehemalige Ministerpräsidentin der Hölle, zu Wort gemeldet hatte. Scheinbar hatte sie den Untergang der Schwefelklüfte überlebt. Mit Hilfe von dämonisch manipuliertem Wein hatte sie die Dorfbewohner unter ihre Kontrolle gebracht und in Richtung Schloss gehetzt. Nur mit Mühe hatten sie der Bedrohung Herr werden und Stygia vertreiben können.
Eine Ruhepause war ihnen danach nicht vergönnt gewesen. Es folgte das Abenteuer in der Blauen Stadt, anschließend London und zu guter Letzt Avalon. Anstelle von Lösungen fanden Zamorra und Nicole jedoch immer wieder nur neue Rätsel. Immer noch hatte der Professor keinen blassen Schimmer, wie all diese Puzzlestücke und Informationshäppchen zueinanderpassten. Es wollte ihm scheinen, als stocherten sie blind im Nebel.
Zamorra drohte in seinen düsteren Gedanken zu versinken, als plötzlich Nicole hinter ihm stand. Er spürte, wie sich ihre weichen Hände um seinen Nacken legten und ihn sanft zu massieren begannen.
Der Parapsychologe stieß einen wohligen Laut aus. Unvermittelt spürte er Nicoles weiche, warme Lippen in seinem Nacken.
»Um den Kram kannst du dich später immer noch kümmern«, erklärte sie. »Jetzt bin ich an der Reihe!«
Zamorra lachte leise und deutete auf den Monitor. »Als meine Sekretärin sollte es eigentlich deine Aufgabe sein, den Posteingang zu sichten«, gab er zurück. »Ich sollte mir ernsthaft über eine Gehaltskürzung Gedanken machen!«
Nicoles Reaktion bestand darin, dass sie ihm vorwitzig ins Ohrläppchen biss. »Eine Lohnerhöhung wäre wohl angemessener, meinst du nicht, mein Lieber? Nach fast vierzig Jahren hätte ich das doch langsam mal verdient!«
In der Tat stand die aparte Französin bereits seit den frühen siebziger Jahren in Zamorras Diensten. Zunächst war sie tatsächlich die immer skeptische Sekretärin des Parapsychologen gewesen. Heutzutage jedoch war sie Zamorras Lebens- und Kampfgefährtin.
Dass die Beiden immer noch so jung aussahen, lag freilich daran, dass sie von der Quelle des Lebens gekostet hatten und seither die relative Unsterblichkeit genossen. Nur durch Gewalteinwirkung waren sie zu töten.
Zamorra öffnete den Mund, um der Französin eine flapsige Antwort zu erteilen, doch das Visofon machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
Der Parapsychologe ließ ein Seufzen hören und nahm das Gespräch entgegen. Gerade nach den zurückliegenden Abenteuern hätte er sich etwas Ruhe gewünscht, aber die konnte er sich wohl abschminken.
Zamorra meldete sich knapp und warf Nicole einen kurzen Seitenblick zu. Die Französin hatte sich von ihm gelöst. Sie war einen Schritt
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