0982 - Der Auserwählte

gelangen."
    „Hoffentlich rechnest du nicht Laire dazu", sagte er. „Denn er hat den Auftrag, dich von hier wegzubringen."
    Trotz der gefährlichen Lage, in der ich mich im Augenblick befand, war ich in der Lage, den feinen Unterschied herauszuhören, der in den Aussagen Samkars im Gegensatz zu denen Laires bestand, wenn es um mein Ziel ging. Laire hatte stets von der anderen Seite der Materiequelle gesprochen, bei Samkar ging es nur noch um eine „Entfernung" meiner Person aus der Weltraumfabrik.
    Hatten die Kosmokraten ihre Pläne geändert oder waren alle bisherigen Aussagen falsch gewesen?
    ‘ Ich schaute mich um, ob jemand in der Nähe war. - „Laire gehört zu Orbanaschol", flüsterte .ich Samkar zu. „Du mußt vorsichtig sein."
    „Unsinn!" widersprach Samkar. „Laire versucht lediglich, allen gerecht zu werden."
    Seine Antwort ließ nur die Deutung zu, daß Laire in jedem Fall herkommen würde, um mich mitzunehmen.
    Samkars Anwesenheit war der Versuch, mich darauf vorzubereiten und zu beruhigen.
    Mir war mit schmerzhafter Deutlichkeit bewußt, wie wenig ich im Grunde genommen tun konnte. Ich hatte mich auf diese Sache eingelassen, und nun konnte ich nicht zurück. Das bedeutete nicht, daß ich mich als Gefangenen betrachtete. Ich war überzeugt davon, daß die beiden Roboter, Laire und Samkar, jederzeit auf meine Begleitung auf die andere Seite der Barys verzichtet hätten, wenn ich einen entsprechenden Wunsch äußern sollte.
    Während ich noch darüber nachdachte, kam Laire herein. Es war imponierend, die beiden Roboter Seite an Seite agieren zu sehen.
    „Er hält dich für einen Verbündeten Orbanaschols", unterrichtete Samkar den Ankömmling.
    „Das läßt sich nicht mehr ändern", entgegnete Laire lakonisch. „Wir haben unseren Zeitplan geändert. Am Ziel werden wir versuchen, dem Arkoniden zu helfen."
    Seine Äußerungen erschienen mir unverdächtig. Hatte ich mich in ihm getäuscht?
    Laire sagte: „Wir wollen sofort mit den Vorbereitungen zum Übergang beginnen."
    Meine innere Anspannung wuchs. Ein Ortswechsel stand also unmittelbar bevor. Laire würde mich mitnehmen. Ich wurde von einer Erregung ergriffen, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. In meiner Phantasie versuchte ich mir auszumalen, was mieh jenseits der Materiequelle erwartete - wenn das tatsächlich unser Ziel war.
    An mich gewandt, fuhr Laire fort: „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Atlan. Der Wechsel auf die andere Seite ist völlig ungefährlich."
    „Aber das Training wurde nicht wie geplant abgeschlossen", wandte ich ein.
    „Das ist richtig", gab er zu. „Aber das Training hat mit dem Übergang auf die andere Seite nichts zu tun."
    Das war ein deutlicher Hinweis darauf, daß man mir bisher nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Ich ahnte, daß alle Vorbereitungen einem anderen Zweck gedient hatten. Aber welchem? Ich erinnerte mich an das, was Dr.
    Jordan mir gesagt hatte. Mit diesen Informationen ließ sich leider nicht viel anfangen.
    „Du wirst mir vermutlich keine weiteren Erklärungen geben", sagte ich zu Laire.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Erst am Ziel wirst du mehr erfahren."
    „Nun gut", sagte ich gefaßt. „Vor allem ist es wichtig, daß ich aus dem Einflußbereich Orbanaschols verschwinden kann."
    Laire und Samhar wechselten einen Blick, den ich nicht zu deuten vermochte.
    „Komm!" forderte Laire mich auf. „Wir wollen alle nötigen Vorbereitungen für den Aufbruch treffen."
    In meinem Innern verkrampfte sich alles. Ich wollte protestieren und meine Entscheidung widerrufen, aber ich schwieg. Hin und her gerissen in meinen Gefühlen, folgte ich den beiden Robotern auf den Gang hinaus. Der Ortswechsel in den Machtbereich der Kosmokraten war endgültig beschlossene Sache - er ließ sich nicht mehr aufhalten. Plötzlich bedrückte mich das Gefühl, am Rand eines Abgrunds zu stehen. Mein Extrasinn übermittelte mir wirre Impulse voller Hektik. Ich kapselte mich dagegen ab, so gut es ging, denn ich spürte, daß es verhängnisvoll sein mußte, sich darauf einzulassen.
    Genau genommen gehörte ich bereits nicht mehr in dieses Universum.
     
    10. Perry Rhodan
     
    Wir befanden uns in einem Korridor, der so niedrig und eng war, daß ich mich kaum darin bewegen konnte. Der wesentlich kleinere Vilthaner hatte keine Schwierigkeiten. Das Licht war nur gedämpft, aber ich konnte alle Einzelheiten unserer Umgebung gut erkennen. Der Gang, den wir benutzten, gehörte offenbar zu einen Transportsystem der