0982 - Der Ufo-Bastard
sie die Luft ein. »Wußten Sie denn - ich meine, wußten Sie, daß er…«
»Es gab einen Zeugen, denken Sie daran.«
»Ach ja.«
»Dann war Ihr Mann also weg?«
»Sicher.«
»Und weiter?«
»Nichts, ich habe ihn nicht halten können.«
Hinter dem Schreibtisch stand ein Drehstuhl. Den holte ich mir und nahm Susanne gegenüber Platz. »Wir beide sitzen hier zwar völlig harmlos in einem normalen Zimmer, aber das Thema, über das wir reden, ist nicht harmlos. Sie haben keinen normalen Menschen in Ihrem Haus beherbergt, Frau Müller. Es war ein Toter - ein lebender Toter! Ist Ihnen das klar?«
Diesmal hob sie den Kopf und schaute mich an.
»Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Es stimmt.«
»Danke. Und das hat Ihnen nichts ausgemacht?«
Sie hob die Schultern.
Sie war verstockt. Ich wollte diesen Panzer durchbrechen und fing wieder von vorn an. »Meine Güte, so etwas ist nicht normal. Wie ist Ihr Mann dazu geworden? Ich hörte von einer Blinddarmentzündung. Er war tot. Das haben die Ärzte bestätigt.«
»Ja, sie…«
»Und weiter?«
»Er war eben nicht tot«, flüsterte sie. »Nicht richtig. Er kehrte zurück.«
Ich dachte an den Geruch, den der Zombie ausgeströmt hatte und fragte: »Aus dem Grab?«
»Nein, wir haben ihn nicht beerdigt.«
Dann hatte ich verfaultes Fleisch gerochen!
»Es waren Steine im Sarg. Wir haben alle getäuscht, denn mein Mann und ich hatten den Plan schon gehabt, als ich ihn aus der Leichenhalle holte. Gemeinsam legten wir die Steine in den Sarg und klemmten sie fest.«
Ich schüttelte den Kopf, weil ich mich wunderte. »Alle Achtung, Frau Müller. Sie erzählen mir da Dinge, als wären es die normalsten von der Welt.«
»Vielleicht war es auch so.«
»Aber das glaube ich Ihnen nicht. Wenn ich Ihren Worten folge, haben Sie schon einen Plan gehabt. Davon bin ich einfach überzeugt, und Sie haben sich dabei auch mit Dingen angefreundet, die einfach nicht normal sein können. Sie sind ein normaler Mensch. Warum haben Sie das neue Leben Ihres Partners akzeptiert. Sie haben mitgemacht, und ich will auch wissen, wie es sein konnte, daß Ihr Mann zu einem untoten Wesen geworden ist, denn als solches wird es sich auch diese Kreatur geholt haben.«
»Das hat er.«
»Dann ist er noch ein mehrfacher Mörder!«
Susanne ging auf meine letzte Feststellung nicht ein und sagte: »Wir mußten das Kind zurückhaben, deshalb ist Heinz losgegangen. Es gehörte uns, ihm, denn er hat es gefunden.«
»Das weiß ich. Und weiter?«
Sie lächelte mir kalt ins Gesicht. »Er hat es auch angefaßt. Er hat es mitgebracht, und wir beide haben sofort gewußt, daß wir etwas Besonderes in den Händen halten. Wir spürten die andere Macht, die in ihm steckte. Es ist ein primitives Wesen, aber in ihm steckt ein Wissen, von dem die Menschen heute noch träumen.«
»Konnten Sie mit ihm in Verbindung treten?«
»Ja.«
»Wie?«
Mit dem ausgestreckten Zeigefinger malte sie mehrmals einen Kreis über ihren Kopf, als wollte sie einen Heiligenschein zeichnen. »Auf diesem Weg.«
»Es war ein telepathischer Kontakt.«
»Wenn Sie so wollen, ja.«
»Sie konnten mit ihm reden?«
»Ja, gedanklich.«
»Was teilte er ihnen mit?«
»Er brauchte Unterstützung. Wir sind seine Freunde gewesen. Uns hat er sich ausgesucht. Er war lange verschollen. Als er zurückkehrte, bat er uns, weitere Menschen zu suchen, die seinen Weg zu gehen bereit waren.«
»Haben Sie die gefunden?«
»Klar.«
»Wo?«
»Hier im Ort.«
Ich war überrascht. Wenn Susanne Müller nicht gelogen hatte, mußte es noch mehr Bewohner geben, die über das Phänomen Bescheid wußten.
»Also sind Sie nicht allein?«
»Kann man so sagen.«
»Wer alles gehört dazu?«
Sie schaute mich an und lächelte. Ergötzte sich an meiner Spannung.
Daß unten im Keller ihr Mann lag, schien sie nicht weiter zu stören. In den Augen lag ein harter Ausdruck, wie bei einen Menschen, der genau weiß, was er will. Aus der Hosentasche holte sie eine ziemlich zerknautschte Schachtel mit Zigaretten, steckte sich eine zwischen die Lippen, holte auch ein Feuerzeug hervor, zündete die Zigarette an. Sie inhalierte tief ein, bevor sie den Rauch aus den Nasenlöchern wieder ausströmen ließ. »Wollen Sie die Namen wissen, Sinclair?«
»Ja.«
Sie zählte sie auf. Drei sagten mir nichts, aber bei dem Namen Fohrmann, dem vierten, zuckte ich zusammen.
Das hatte Susanne Müller gesehen, und sie fragte: »He, was haben Sie denn?«
»Mir ist aufgefallen, daß ich den
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