0983 - Der Ort der Stille
geringer Höhe schwebte er über der Wohnsiedlung beim Werk und suchte nach einem Opfer. Er benötigte einen höheren Angestellten, der die Anlage ohne Kontrolle betreten konnte.
Er empfing die Impulse und sortierte abermals sorgfältig aus.
Einen nach dem anderen schaltete er ab, bis nur noch die starken Impulse eines technischen Leiters blieben, der für die Energieverteilung verantwortlich war. Er hatte gerade Bett und Bad verlassen und setzte sich an den Frühstückstisch. Seine Gedanken waren bereits bei der Arbeit, die heute vor ihm lag. Es ging um die Zuweisung neuer Energierationen für Segment Nummer vier.
Diese Anforderung bedeutete grundsätzlich kein großes Problem, aber sie mußte mit den entsprechenden Abteilungen der anderen Segmente abgesprochen und koordiniert werden. Das Ergebnis stand fest, wie bisher immer. Energie war genügend vorhanden, eigentlich sogar in unbegrenzter Menge, vielmehr würde die Frage geklärt werden müssen, warum Segment vier eine größere Zuteilung wünschte.
Harno sank tiefer und näherte sich dem Haus des Technos Tremei.
Seine Absicht, einer ahnungslosen Zivilisation Energie zu stehlen, rief keine Gewissensbisse in ihm hervor, und das aus zwei Gründen: Erstens besaß sie genügend davon, und zweitens handelte es sich zweifellos um eine Projektionszivilisation, die jeden Augenblick erlöschen konnte.
Ohne Schwierigkeiten durchdrang er das Dach des flachgebauten Hauses und suchte in einer Ecke hinter dem Vorhang Deckung. Materie war nichts anderes als Energie in fester Form, darum bot sie ihm kein Hindernis, auf der anderen Seite war Harno leider nicht in der Lage, diese Form der Energie zu konsumieren.
Von seinem Versteck aus beobachtete und lauschte er.
Ein zweiter Mann hatte den Raum betreten. Zu seiner Verblüffung konnte Harno zwar akustisch aufnehmen, was er sprach, aber er empfing keine Gedankenimpulse von diesem Mann. Es dauerte eine Weile, bis er feststellen mußte, es mit einem Androiden zu tun zu haben.
„Es wird heute etwas später werden", sagte Tremel und ließ sich eine Tasse Kaffee einschenken. „Du kennst den Grund."
„Ja, Tremel, ich kenne ihn. Es geht um die Energiezuteilung für Segment vier. Kein Problem, würde ich sagen."
„Du hast recht: kein Problem. Es geht nur darum, wozu diese Mehrzuteilung benötigt wird. Es handelt sich praktisch um eine Verdoppelung der bisherigen Mengen."
Techniker Tremel unterhielt sich weiter mit dem Androiden, der eine Art Assistent darstellte. Obwohl Harno dabei nur die Gedanken des Segmenters lesen konnte, erfuhr er doch wichtige Einzelheiten für sein Vorhaben.
Er mußte so nahe wie möglich an den eigentlichen Reaktor herankommen, an die Fusionsmasse.
Schließlich stand Tremel auf, zog eine Jacke über und verließ in Begleitung des Androiden sein Haus. Der Rollweg brachte ihn schnell und sicher zum Eingang des Werkes. Eine Kontrolle erfolgte nicht, und Harno fühlte sich in der geräumigen Jakkentasche recht wohl. Seine Größe war gleichgeblieben, aber er hatte sein Gewicht auf nahezu Null reduziert. Die leichte Ausbeulung fiel nicht auf.
Tremel erreichte sein Büro, zog die Jacke aus und hängte sie über den Stuhl, auf dem er sich niederließ. Mit Hilfe der vorhandenen Nachrichten-geräte nahm er Kontakt mit einigen seiner Mitarbeiter auf und bat sie zu einer Besprechung.
Harno nutzte die Gelegenheit, die Tasche zu verlassen und durch. die Wand zu verschwinden. Er mußte vorsichtig sein, denn eine herumschwebende schwarze Kugel war auffällig genug. Das war einer der Gründe, warum er sich in Tremels Tasche in das Werk geschmuggelt hatte. Aber es gab noch andere Gründe.
Seine Befürchtung bestätigte sich, als er nach einem regelrechten Versteckspiel in die unmittelbare Nähe des Reaktors gelangte. Dieses Kernstück der Anlage war durch Magnetfelder.und n-dimensionale Strahlenschirme derart abgesichert, daß Harno die damit durchsetzte Kuppel nicht durchdringen konnte. Allerdings drangen geringe Mengen der erzeugten Energie nach außen. Sie waren es, die ihn angelockt hatten.
Einmal betrat ein Androide durch eine kleine Schleuse die Kuppel, aber Harno sah keine Möglichkeit, ihn unauffällig zu begleiten. Der humanoide Roboter trug keine Kleidung und hatte auch sonst nichts bei sich, was als Versteck dienen konnte.
Hoch unter der Decke entdeckte Harno einen sehmalen Sims, auf dem er sich niederließ. Von hier aus konnte er die riesige Halle, in der die abgesicherte Kuppel stand, voll
Weitere Kostenlose Bücher