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0983 - Der Ort der Stille

Titel: 0983 - Der Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ausgeliefert, denn es gab nicht genug Fleisch. Ein Jagdtrupp wurde ausgeschickt.
    Er kehrte nie mehr zurück.
    Aztekons letzte Hoffnung war Prontos, der neue Priester, und der kleine schwarze Kugelgott, der schon einmal geholfen hatte.
    Noch brannte das Feuer, wenn auch nur spärlich. Prontos starrte hilfesuchend auf Harno, der die verz weifelten Gedankenimpulse aufnahm, aber auch nichts tun konnte. Sein einziger Trost war, daß es sich bei den Kenuten und allem anderen „Leben" auf dieser Welt nur um Projektionen handelte, wenn sie auch für eine gewisse Zeit wirklich existiert hatten.
    Das ganze Dorf versammelte sich um den Opferstein und wartete auf das Wunder, während am Dorfrand die ersten Hütten mitsamt dem Boden, auf dem sie errichtet worden waren, spurlos verschwanden.
    Außer den Gedankenimpulsen der Kenuten war da noch etwas anderes, was Harno auffangen konnte, aber er achtete nicht so sehr darauf. Er wußte, daß er nicht mehr lange bleiben konnte, und sein Verdacht bestätigte sich, als er bemerkte, daß alles um ihn herum allmählich transparent zu werden begann.
    Auch die Kenuten.
    Es war ein bitterer Scherz, den sich der Unsterbliche geleistet hatte. Oder war es nur eine bittere Notwendigkeit gewesen, als er die kleinen Welten mit ihren Bewohnern geschaffen hatte? Harno konnte es nicht wissen. Er, der fast immer Einsame, hatte sich noch nie so einsam gefühlt wie jetzt.
    Prontos und Aztekon, die dicht bei dem Opferstein standen, spürten das herannahende Verhängnis, ohne dafür eine Erklärung zu finden. Einer starrte fassungslos auf den anderen, ohne zuerst die eigene Verwandlung zu bemerken. Als jetzt Kleider und Fleisch transparent wurden und nur noch das Knochengerüst zu sehen war, hrach Panik aus. Schreiend rannten die Männer und Frauen in alle Richtungen davon.
    Das Unheil holte sie ein. Sie lösten sich während des Laufens in nichts auf, und ihre Fußspuren endeten abrupt.
    Obwohl Harno wußte, was geschah und warum es geschah, war er entsetzt. Viel Zeit blieb ihm jedoch nicht, die endgültige Auflösung der beiden Projektionen Aztekon und Prontos zu beobachten, weil auch der Opferstein, auf dem er ruhte, transparent und durchlässig wurde. Ehe Harno in die Tiefe sinken konnte, so, wie es auf dem Quarzriesen geschehen war, aktivierte er seine Energiereserve und stieg in die Höhe.
    Er folgte den schwächer werdenden Mentalimpulsen der Quetzkoatls und mußte feststellen, daß auch das Gebirge im Schwinden begriffen war. Die gesamte Oberfläche des Inselfragments begann sich aufzulösen, und diesmal hatten auch die geflügelten Schlangen keine Chance, dem Unheil ein zweites Mal zu entkommen. Es gab keine Quarzmasse mehr, die sie schützend einschloß und vor dem Vakuum bewahrte.
    Harno änderte den Kurs und entfernte sich vertikal von der zerfallenden Oberfläche des Weltenfragments.
    Er tauchte ein in die milchighelle Atmosphäre, durchstieß sie bis zur obersten Grenze und befand sich plötzlich in der Lichtlosigkeit jenes abgeriegelten Teils des Universums, den er „Ort der vollkommenen Stille" genannt hatte.
    Von irgendwoher strömten ihm starke Impulse zu.
    Er nahm sie auf und registrierte sie als von intelligenten Wesen stammend. Die Richtung war leicht festzustellen.
    In freiem Fall stürzte er durch das Nichts.
    Vielleicht gab es doch noch etwas Reales in diesem irrationalen Chaos von Gedankenprojektionen ...
     
    5.
     
    Die Konturen eines gigantischen Achtecks schälten sich aus der Finsternis und wurden zu einem Fragmentgebilde mit nahezu hundert Kilometern Durchmesser. Wie alle anderen Fragmente war es ebenfalls mit einer ständig leuchtenden Atmosphäre umgeben, die Leben ermöglichte.
    Leben ...?
    Als sich Harno der kleinen Welt näherte, keimte die Hoffnung in ihm auf, eine wirklich existierende Realität gefunden zu haben und keine Gedankenprojektion des Unsterblichen.
    Verstärkt wurde seine Hoffnung durch die jetzt gut aufnehmbaren Impulse, die echte Intelligenz verrieten und von Lebewesen stammten, die eine technische Zivilisation entwickelt hatten.
    Trotzdem blieben Bedenken. Ein Planet mit nur hundert Kilometern Durchmesser konnte eigentlich keine Atmosphäre halten, außerdem wirkte seine Form eher künstlich als natürlich. Ein exaktes Achteck konnte nicht von selbst entstanden sein. Außerdem gab es keine Sonne, nur die leuchtende Atmosphäre wie bei den anderen Fragmenten, die das Werk der mentalen Kraft von ES waren.
    Dann aber zog Harno ins Kalkül, an was für

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