Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0983 - Der Ort der Stille

Titel: 0983 - Der Ort der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
überblicken. Androiden und Segmenter gingen ihrer Arbeit nach, der Reaktor selbst funktionierte vollautomatisch und bedurfte nur gelegentlicher Wartung.
    Immerhin gelangte noch so viel Energiestrahlung nach außen, daß Harno geringe Mengen aufnehmen konnte. Es war mehr, als ihm der Himmel oder das Feuer der Kenuten hatte geben können.
    Harno ruhte mehrere Stunden auf dem Sims. Bisher hatte sich keine Gelegenheit zum Eindringen in die Kuppel geboten, dafür begann ihn ein anderes Problem zu beschäftigen.
    Schon auf dem Flug hierher, als er noch in der Finsternis des Separatuniversums schwebte, hatte er eine schwache Hintergrundstrahlung auffangen können, deren Ursprung unerklärlich blieb. Es waren keine normalen Gedankenimpulse gewesen, dessen war er sich sicher. Die Strahlung war auch nicht positiv, ganz im Gegenteil. Ihr haftete etwas Bösartiges an, was undefinierbar blieb.
    Harno hatte sie einfach ignoriert, aber jetzt schien sie wieder stärker geworden zu sein, ohne ihn direkt zu bedrohen. Was ihn beunruhigte, war die Tatsache, daß er sie sich nicht erklären konnte. Sie ließ sich nicht einordnen.
    Mehr um sich abzulenken, als etwas zu erfahren, suchte er Tremels Gedankenimpulse, der die Besprechung irgendwo im Werk leitete. Es ging um die verdoppelte Zuteilung für Segment vier. Die einzelnen Abteilungsleiter legten ihre Meinung dar und begründeten sie. Die Mehrzahl von ihnen hatte keine ernsthaften Bedenken, dem Verlangen des Nachbarsegmentes nachzukommen. Man würde die Leistung des Werkes entsprechend steigern, damit hatte sich der Fall.
    Diese Leistungssteigerung, so erfuhr Harno zu seinem Bedauern, ließ sich außerhalb der Kuppel regeln.
    Er aber mußte in das Innere der Kuppel gelangen!
    Und zwar bald, denn früher oder später würde das große Verschwinden einsetzen.
    Oder vielleicht doch nicht ...?
     
    *
     
    Niemand wußte, daß Segment vier insgeheim Kontakt mit dem anschließenden Segment zwölf hielt, das auf der anderen Seite der Doppelpyramide lag. Die Grundfläche der beiden Dreiecksflächen bildete die gemeinsame und offiziell verbotene Grenze.
    Die von Segment fünf angeforderte Energieerhöhung wollte Segment vier an zwölf weiterleiten. Zwölf besaß keine eigene Energieversorgung.
    Harno war ziemlich überrascht, als er durch die verräterischen Gedanken eines Mitarbeiters von Tremel davon erfuhr. Nun war die ganze Angelegenheit relativ harmlos, selbst wenn man annahm, daß es sich bei den Segmentern und ihrer Welt nicht um eine Projektion des Unsterblichen handelte, aber Harno kalkulierte ganz anders.
    Er mußte Verbindung mit dem Verräter aufnehmen.
    Vorerst war es ihm nur möglich, den einseitigen Kontakt zu halten, bis sich eine bessere Gelegenheit bot.
    Optisch kannte er den Verräter nicht, aber seine Gedankenmuster waren nun gespeichert. Und sein Name war Mendes.
    Harno wartete geduldig, bis Tremel die Konferenz unterbrach und eine Pause einlegte. Mendes, der für die Zentralschaltung verantwortlich war, begab sich in sein eigenes Büro, um sich neue Argumente für den zweiten Teil der Besprechung zu überlegen. Die erhöhte Zuteilung für Segment vier mußte bewilligt werden, ohne daß noch länger über die Gründe debattiert wurde.
    Harno tastete sich weiter vor, bis er das Projektionsbewußtsein erreichte, das mit einem normalen Bewußtsein nur wenig gemein hatte. Aber es funktionierte ähnlich. Er durchfilterte seine telepathischen Impulse mit hypnomentalen Elementen, um einen echten Kontakt mit einem Nichttelepathen aufnehmen zu können.
    Zuerst bemerkte Mendes nichts. Eine leichte Ubelkeit, wie ihm schien, dann Kopfschmerzen. Es war, als kröche ein Wurm durch die Windungen seines Gehirns und versuchte ins Freie zu gelangen. Dann aber ganz plötzlich, sprach eine Stimme zu ihm, lautlos und doch ungemein eindringlich.
    Sie sagte: „Mendes, erschrick nicht! Du kannst mich nicht sehen, aber ich bin in deiner Nähe. Verstehst du mich?
    Dann denke nur ja!"
    Trotz der Warnung sah Mendes sich nach allen Seiten um, aber er war allein in seinem Büro. Tausend Vermutungen schossen ihm durch den Kopf, eine schlimmer als die andere. War sein beabsichtigter Verrat bekanntgeworden? Wußte jemand daß er über Segment vier mit Segment zwölf in Verbindung stand und daß ihm eine Menge Geld geboten worden war, wenn es ihm gelang, die Zuteilung durchzusetzen?
    War dieser unbekannte Jemand unsichtbar?
    Ja! dachte er. Wer bist du?
    „Niemand, den du kennst", lautete die Antwort.

Weitere Kostenlose Bücher