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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Unsichtbares.«
    »Ja, das stimmt«, gab sie zu und nickte heftig. »Etwas Unsichtbares, das man aber fühlen konnte.« Sie überlegte. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Kann man etwas Unsichtbares denn fühlen? Bist du der Meinung, John?«
    »Das weißt du besser.«
    Sheila verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Im Prinzip hast du recht. Ich müßte es besser wissen. Ich müßte mich auch darauf einstellen können, aber es ist so ungeheuerlich gewesen. Ich habe nichts gesehen, nur die Berührungen gespürt, und ich fühle mich irgendwo beschmutzt, wenn du verstehst.«
    »Das denke ich schon.«
    »Mari kann es nur nicht fassen.« Sie schüttelte den Kopf. Ihre Stimme klang bei der nächsten Frage lauter. »Wer, John? Wer war hier? Wer hat es denn getan?«
    »Ich kann dir leider keine konkrete Antwort geben. Daß wir es mit Unsichtbaren zu tun haben, weißt du. Ich will die Krone der Ninja mal aus dem Spiel lassen. Früher hat es einen gewissen Mark Baxter gegeben, einen CIA-Agenten, der sich für eine gewisse Zeitspanne unsichtbar machen konnte, aber er hätte es nicht auf diese Weise ausgenutzt. Trotzdem frage ich dich. Hast du noch etwas anderes gespürt, Sheila? Daß sich jemand in deiner unmittelbaren Nähe aufhält, neben dir steht. Ein Mensch, der eigentlich sichtbar ist und dann unsichtbar wurde. Ist dir das aufgefallen?«
    »Nein, John!« erwiderte sie.
    »Tatsächlich nicht? Überlege genau!«
    Sie blickte mich beinahe wütend an. »Wenn ich dir das sage. Ich habe die Berührungen nur unter meiner Kleidung und auf der nackten Haut gespürt. Ich weiß auch nicht genau, ob es Finger gewesen sind, sie fühlten sich zumindest so an, und es gab auch niemanden und nichts, was meinen Pullover angehoben hätte. Alles ist mir so fremd gewesen, so anders, unbegreiflich und unheimlich.«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Und ich weiß keine Erklärung.« Sie schnappte nach dem Gläs, stand auf und goß Whisky nach.
    Ich hatte ein paar Sekunden, um nachzudenken. Erst als sich Sheila wieder gesetzt und einen Schluck getrunken hatte, sprach ich sie an.
    »Gehen wir mal von dir weg, Sheila, obgleich du die Hauptperson bist, aber ich möchte auf Bill zurückkommen.«
    »Wie? Auf ihn?«
    »Ja.«
    »Aber er ist nicht hier.«
    »Das ist mir bekannt. Bill hält sich in der Karibik auf.«
    »Er kann nicht…«
    »Moment.« Ich hob einen Arm. »Natürlich kann er nicht, aber er hat jemanden besucht.«
    »Eine Frau, die Imelda heißt.«
    »Schon besser, Sheila. Wer ist diese Imelda? Was weißt du über sie?«
    Sheila runzelte die Stirn. »So gut wie nichts. Oder nur sehr wenig. Sie ist eine Schamanin. Das sagte zumindest Bill.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Ich weiß nicht viel. Er wollte unbedingt hin. Es war schon wie ein Zwang.«
    »Er hat zuvor über diese Person nicht mit dir gesprochen?«
    »Nur wenig.«
    »Wie ist er auf sie gekommen?«
    »Durch Artikel in den Zeitungen.«
    »Gut, dann gibt es einen Hinweis.«
    »Klar. Soll ich dir die Berichte holen? Sie liegen in Bills Arbeitszimmer.«
    »Nein, noch nicht. Erzähl mir, was du weißt.«
    Sheila hob die Schultern. Mit der Zungenspitze fuhr sie über die Oberlippe.
    »Ich weiß eigentlich zuwenig. Nur - daß diese Imelda etwas Besonderes ist.«
    »Inwiefern?«
    Wieder stand sie hastig auf. »Moment, John.« Dann verließ sie den Raum und ging in Bills Zimmer. Dann war sie wieder zurück und warf mir eine Zeitschrift auf die Knie. Die Seite mit dem Bericht über Imelda war aufgeschlagen. Ich sah sofort ihr Bild.
    Man urteilt schnell über Menschen. Ich hatte mir abgewöhnt, sie nach ihrem Äußeren einzuschätzen, aber als ich einen Blick auf diese Imelda geworfen hatte, da durchzuckte es mich wie ein heißer Strom.
    Ich will nicht sagen, daß diese Person häßlich war, aber sie hatte etwas an sich, mit dem ich nicht zurechtkam. Das mochte an ihrem Gesicht liegen, das zwar einem Menschen gehörte, aber nicht so aussah. Es wirkte mehr wie eine Maske, so kalt und geschnitzt, und die Haare, die erst jenseits der Stirn begannen, sahen aus, als wären sie dort festgeklebt worden. Ihr fehlte einfach die Natürlichkeit, und das war nicht gut.
    Trotz allem war sie ein Mensch, eine Frau, die etwas ausstrahlte, mit dem ich nicht zurechtkam. Eine böse Aura, ein Flimmern, wie immer man es auch bezeichnen mochte. Es war ein farbiges Bild, das ihr Gesicht und den Körper bis zum Brustansatz zeigte, wobei sich die Farbe der Haut nicht veränderte. Sie blieb am

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