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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sein. Aber…«
    »Es ist geschehen, John!« keuchte sie. »Ja, verdammt, es ist geschehen. Ob du es glaubst oder nicht. Man hat versucht, mich zu vergewaltigen. Ich habe«, sie deutete auf den Teppich, »hier auf dem Boden gelegen, verstehst du?«
    »Nur schwer.«
    »Kann ich mir denken«, antwortete sie lachend, aber es war ein kratziges und böses Lachen. »Das kann ich mir wirklich alles denken, John. Schau dich um. Du siehst keinen außer uns. Aber es ist jemand hier im Haus gewesen, der es versucht hat.«
    »Wer?«
    »Das weiß ich nicht.« Ihre Stimme klang erstaunt, aber der Ausdruck des Gesichts war es nicht. Er zeigte eine gewisse Verzweiflung, unter der die Frau litt.
    Ich schwieg zunächst, weil ich Sheila nicht weiter aufregen wollte. Aber ich dachte auch daran, daß eine Frau wie Sheila Conolly nicht log. Sie bildete sich so etwas nicht ein. Zudem gehörte sie zu den Menschen, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen standen, sie war keine Spinnerin. Ich glaubte ihr.
    »Jetzt ist er aber weg - oder?« nahm ich den Gesprächsfaden behutsam wieder auf.
    Sheila wartete einen Moment, bevor sie die Schultern anhob.
    »Nicht?«
    »Ich habe keine Ahnung, John.« Sie wischte sich übers Gesicht und drückte die Handflächen gegen die Wangen. »Ich weiß es wirklich nicht«, flüsterte sie. Ihre Hände sanken wieder nach unten. »Es ist alles so unglaublich. Wenn ich dir das erzähle, hältst du mich für verrückt.«
    »Das darfst du nicht sagen.« Ich trank wieder einen Schluck. »Erzähl erst mal.«
    »Dann lachst du mich aus.«
    »Laß es auf einen Versuch ankommen.«
    Sheila überlegte. Aus der Tasche ihrer Hose holte sie ein Tuch und putzte sich die Nase. Danach trocknete sie die Tränen in den Augenwinkeln. Ihre Haltung versteifte sich. Sie schaute an mir vorbei und hatte die Hände zu Fäusten geballt, als sie mit ihrem Bericht begann, dem ich gespannt zuhörte.
    Schon sehr bald wußte ich, was Sheila genau durchlitten hatte. Es klang unglaublich. Hätte es ein anderer gehört, er hätte sich nur an den Kopf gefaßt, ich aber hatte in meinem Leben schon genug erlebt, um auch das Unglaubliche oder Unwahrscheinliche nicht als Hirngespinste abzutun.
    Am schlimmsten war es ihr hier im Wohnzimmer ergangen. Dort war es beinahe zu der Vergewaltigung gekommen, denn die andere Kraft hatte an Sheila gezerrt und sie an den intimsten Stellen berührt.
    »Kannst du dir Vorstellen, wie mir zumute war und auch noch ist, John?« rief sie. »Kannst du das?«
    »Es fällt mir schwer, ehrlich gesagt.«
    »Ja, das glaube ich dir gern. Mir ergeht es ebenso.« Sie holte Luft. Dann schüttelte sie den Kopf. »Hier irgendwo im Haus ist etwas gewesen. Etwas, mit dem ich nicht zurechtkomme. Etwas Schreckliches, das einen Menschen manipulieren kann.« Sheila blickte mich bittend an. Sie wollte eine Antwort bekommen, aber ich fühlte mich noch immer hilflos, trotz ihrer Erklärungen, was ihr wiederum nicht gefiel, denn sie sagte laut und deutlich: »Du glaubst mir nicht, John!«
    »Davon habe ich kein Wort gesagt.«
    »Aber ich sehe es dir an.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weiß ich nicht.« Sie schlug gegen ihre Stirn. »Ich bin schon soweit, daß ich gar nichts mehr glaube. Das ist verrückt!«
    Auch wenn es nur wie eine Floskel klang, ich sagte sie trotzdem: »Wir gehen beide davon aus, Sheila, daß du die Wahrheit gesagt hast. So etwas kann man sich nicht einbilden. Nicht von einem Augenblick auf den anderen, das glaube ich nicht. Und damals, als du deinen Killer im Kopf gehabt hast, ist es etwas anderes gewesen. Das hat mit dieser Sache hier ja wohl nichts zu tun.«
    »Stimmt, John.«
    »Dann reden wir weiter. Es war jemand hier, der dich sexuell belästigt hat. Du hast es gespürt. Finger auf der nackten Haut, an deiner Brust, an deinen Schenkeln…«
    »Und noch weiter«, sagte sie zitternd.
    »Okay, Sheila. Aber du hast niemanden gesehen? Nichts entdecken oder fassen können.«
    Sie nickte heftig. »Ja, das ist so gewesen.«
    »Hast du dir darüber Gedanken gemacht, was es gewesen sein könnte? Ich weiß selbst, daß es nicht einfach ist, gewisse Dinge zu vergessen und an andere zu denken, aber…«
    »John, ich bin kein kleines Kind mehr. Natürlich habe ich mir darüber Gedanken gemacht. Es war für mich schlimm. Einfach grauenhaft. Ich bin damit nicht zurechtgekommen.« Sie hob die Schultern. »Um es kurz zu machen. Ich weiß nicht, was es gewesen ist.«
    »So würde ich das nicht sagen. Zumindest etwas

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