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0983 - Die Schamanin

0983 - Die Schamanin

Titel: 0983 - Die Schamanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Klang, der sie keinesfalls beunruhigen sollte. »Ich bitte dich, Sheila. Was immer geschehen ist, das ist jetzt vorbei. Ich bin hier. Du hast mich eingeladen, ich bin gekommen und…«
    Ich sprach nicht mehr weiter, denn mit einer ruckartigen Bewegung hatte Sheila Conolly den Kopf gedreht. Jetzt schaute sie mich an, und ich hielt dem Blick stand.
    Sekundenlang fühlte ich mich wie auf einer Folterbank. Es mußte etwas passieren. Ich wartete darauf, ich wollte es auch, aber Sheila reagierte anders.
    Plötzlich rannte sie weg. Nicht auf die Tür zu, um das Haus fluchtartig zu verlassen. Sie hetzte ins Wohnzimmer. Dabei wäre sie beinahe noch gefallen, blieb aber hinter einem Sessel stehen, stemmte eine Hand auf die Lehne und wies mit der anderen zuckend auf eine leere Stelle des Bodens. »Da, da!« schrie sie. »Da ist es passiert. Dort. Genau da!«
    »Was ist passiert?« fragte ich leise. Den Whiskygeruch hatte ich inzwischen wahrgenommen, sah auch die Glassplitter und den dunklen Fleck.
    Sheila schwieg.
    Ich wiederholte meine Frage. »Was ist passiert, Sheila? Bitte, du mußt reden, sonst kann ich dir nicht helfen.«
    Sie stieß den Atem aus, als wollte sie mich anfauchen. Die rechte Hand legte sie wieder auf die Lehne. Dabei schüttelte sie den Kopf. »Es oder er waren hier.«
    »Bitte?«
    Wild nickte sie mir zu. »Ja, die beiden waren hier. Vielleicht auch nur einer.« Sie senkte den Kopf, um dann etwas zu tun, was mich überraschte und auch schockte. Plötzlich riß sie ihren Pullover hoch und zeigte auf ihre Brust. »Da haben sie mich berührt. Genau da, John. Aber nicht nur da.« Der Pullover fiel wieder nach unten. »Sondern auch hier.« Jetzt fuhr sie mit ihrer rechten Hand am Oberschenkel entlang. Sie war vom Sessel weggetreten, damit ihre Bewegungen gut erkennen konnte. Dann hob sie die Schultern und ließ sich wie eine völlig erschöpfte Frau in den Sessel fallen.
    Ich verstand die Welt nicht mehr, aber ich wußte, daß etwas Unheimliches und Unerklärliches geschehen sein mußte, denn was Sheila mir hier gezeigt hatte, das war beinahe unglaublich. So etwas hatte sie noch nie im Leben getan.
    Auch ich war bleich geworden. Das wußte ich, auch ohne in den Spiegel geschaut zu haben. »Gleich reden wir, Sheila«, sagte ich. Erst hob ich das Glas auf, stellte es weg und goß mir selbst einen Drink ein. Sheila wollte auch einen, als ich sie fragte. Ich drückte ihr ein Glas in die Hand, bevor ich mich ihr gegenüber niederließ. Am liebsten hätte ich mich auf ihre Sessellehne gesetzt, um sie zu streicheln und sie zu beruhigen, das aber tat ich nicht, weil ich instinktiv spürte, daß sie es nicht haben konnte.
    So nahm ich ihr gegenüber Platz, um sie anzuschauen. Ihre Lippen zuckten. Sie starrte gegen das Glas. Dann hob sie es ruckartig an.
    Einige Tropfen schwappten dabei über den Rand.
    Sheila trank ungezügelt. Sie kippte sich den Whisky gierig in den Rachen. Dabei ruckte ihr Kopf noch zurück, und sie ließ den Mund offen.
    Dann stöhnte sie auf, als sie das leere Glas wegstellte und sich schüttelte.
    Ich hatte nur einen kleinen Schluck genommen. Jetzt konzentrierte ich mich auf sie. Meine Neugierde mußte ich zurückhalten, denn Sheila machte auf mich den Eindruck, als wäre sie nicht in der Lage, schon jetzt eine Frage zu beantworten.
    Ich ließ ihr Zeit. Sie schaute zu Boden. Sie strich durch ihr Haar. Sie war sehr nervös, und plötzlich platzte es aus ihr heraus. Was sie sagte, haute mich fast um.
    »Man hat versucht, mich zu vergewaltigen! Ich bin belästigt worden!«
    Man erlebt immer wieder Überraschungen. Davon blieb auch ich nicht verschont. Als sie mir das gesagt hatte, starrte ich sie entsetzt an. Ich konnte und wollte es nicht glauben, und ich war auch nicht in der Lage, ein Wort darüber zu verlieren. Was ich da zu hören bekommen hatte, war nicht nur verrückt, ich konnte es auch nicht nachvollziehen.
    Sheila mußte mir angesehen haben, wie mir zumute war! Ihr hartes Lachen kam mir fremd vor. »Du glaubst mir nicht, wie?« fragte sie dann.
    »Sag schon, John. Du hältst mich für eine Spinnerin. Für eine, die durchgedreht ist. Los, das ist es doch - oder?«
    Ich hob den rechten Arm. »Moment, Sheila, so ist das nun nicht. Ich habe nichts dergleichen gesagt und…«
    »Nein, hast du nicht«, flüsterte sie. »Das hast du wirklich nicht, aber ich sehe es dir an.«
    »Bitte, das ist…«
    »Sag nicht Unsinn!«
    »Nein, das habe ich auch nicht gemeint, da kannst du dir schon sicher

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