0986 - Das Ende der Sternenstadt
vorüber- gehend vor allen Nachstellungen sicher sein würde, denn ihm fehlte trotz allem noch immer die Ubung.
Jetzt aber spielte es für ihn keine Rolle mehr, ob er irgendwo ins Nichts geschleudert wurde, denn als einzige Alternative blieb ihm die unerfreuliche Aussicht, sich von Malbeeram assimilieren zu lassen.
Endlich fand er einen Halt, und er zögerte keinen Tausendstel Treibimpuls lang. Er sah noch, daß Malbeeram sich auf ihn stürzte - dann stand er unter hohen, rauschenden Bäumen.
Er war so ausgelaugt, daß er keinen Blick an seine Umgebung verschwendete. Er ließ sich da, wo er angekommen war, zu Boden sinken, spürte pflanzliche Materie um sich herum und entließ seine Körperkomponenten vorübergehend aus der Kontrolle durch einen Teil seines Bewußtseins. Er besaß diesen Körper nun schon seit geraumer Zeit, und die Komponenten waren gut aufeinander eingespielt. Sie lieferten sich gegenseitig Informationen über Art und Zusammensetzung der vorhandenen Nahrung, und jene, die die welken Blätter, die am Boden lagen, zu verarbeiten vermochten, drängten nach außen und begannen mit ihrem lautlosen Werk. Sobald sie den ersten, dringen-den Bedarf gedeckt hatten, gingen sie dazu über, die Nahrung so aufzübereiten, daß sie auch für die anderen Komponenten genießbar wurde. So kamen nach und nach alle zu ihrem Recht, und als sie gesättigt waren, gaben sie frische Energie an Thezeins Bewußtsein ab, der daraufhin in einen kurzen, traumlosen Schlaf fiel.
Als er erwachte, richtete er sich vorsichtig auf, streckte sich ein wenig und sah sich voller Staunen um.
Er befand sich in einem Wald, wie es ihn vor Tausenden von Jahren, bevor man die Technik der Assimilation im großen Maßstab anzuwenden begann, auf dem Planeten Yseh gegeben haben mochte.
Der Boden zwischen den Stämmen war mit dichtem Gras und allerlei Blumen, Moosen, Flechten und Pilzen bewachsen. Es gab sogar eine ganze Anzahl kleiner Tiere, und Thezein, der noch niemals - bewußt - richtige Tiere gesehen hatte, starrte verblüfft auf diese selbständigen Wesen.
Er begriff es nicht. Ein Wald wie dieser durfte eigentlich nicht existieren. Nicht in der Sternenstadt.
Natürlich wäre es theoretisch möglich gewesen, ihn entstehen zu lassen, aber dazu hätten viele tausend Blühende fast ihre gesamte Biomasse freigeben müssen.
Unschlüssig verharrte Thezein zwischen den Stämmen, spähte nach allen Seiten und überlegte, was er als nächstes tun sollte. Eines war beruhigend: Malbeeram würde es sehr schwer haben, den Spaltling in diesem Gewirr von Pflanzen aufzuspüren. Andererseits hatte Thezein keine Lust, sich auf immer in diesem Wald zu verstecken und nichts anderes würde ihm übrigbleiben, falls er keine andere Möglichkeit fand, Malbeeram ein für allemal loszuwerden.
Er kam schließlich zu der Entscheidung, wenigstens ein paar Treibimpulse lang in diesem Wald zu bleiben.
Hier fand er reichlich Nahrung für seine Körperkomponenten. Er konnte neue Kräfte schöpfen und sich erholen.
Danach würde er weitersehen.
Nachdem er einen Entschluß gefaßt hatte, fühlte er sich sehr erleichtert, und er lief unbekümmert in den Wald hinein. Er fühlte sich absolut sicher unter den Bäumen.
Wenig später wurde das Licht schwächer. Auch im Lebensbereich der Schwebenden verzichtete man nicht darauf, den ursprünglichen Ablauf von Tag und Nacht zu simulieren. Thezein suchte sich einen bequemen Platz und schickte sich an, die Phase der Finsternis meditierenderweise zu verbringen, wie es sich für einen Bürger, auch wenn er nur als Spaltling existierte,.gehörte. Aber kaum hatte er sich niedergelassen, da vernahm er alarmierende Geräusche: Schritte näherten sich ihm, ungewöhnlich laute, feste Schritte.
Thezein setzte sich steil:auf die Hinterbeine und lauschte. Etwas kam auf ihn zu, und dieses Etwas war groß und wuchtig. Es schob sich durch lichtes Unterholz, daß Aste und Zweige kracherid zerbrachen. Das bedeutete, daß dieses Etwas auch noch rücksichtslos genug war, um wertvolle Biomasse, noch dazu solche, die an lebenden Pflanzen wuchs, mutwillig zu zerstören.
VieIleicht hatten die Bürger von Ysch in früheren Zeiten einmal einen Instinkt besessen, der sie vor Gefahren warnte, aber er war längst verkümmert und vergessen, nicht zuletzt durch die Assimilationstechnik. Mit den Bewußtseinen der Tiere ihrer Welt hatten die Bürger so viele verschiedenartige Instinkte in sich aufgenommen, daß es ihnen unmöglich war, jeden einzeln
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