0986 - Das Ende der Sternenstadt
Boden und begann, zu stampfen und sich zu drehen und den Kopf zurückzuwerfen - bis ein Netz über ihn fiel und er zappelnd zu Boden stürzte.
Ernüchtert kämpfte er gegen die Fesseln an.
„Laßt mich los!" schrie er. „Ich bin ein Bürger von Art’Yschall!"
Die anderen hatten aufgehört zu singen. Sie standen um ihn herum, an die fünfzig Wesen, deren Gestalt dem Spaltling vertraut und zugleich unsagbar fremd war. Er hatte sich schon so weit von seinem Ursprung entfernt, daß er sich kaum noch vorzustellen vermochte, wie es war, in einem solchen Körper zu leben. Aber diese Form erschien ihm schöner als alles, was er je zuvor gesehen hatte.
Er dachte an seine eigene Gestalt und schämte sich, denn ihm wurde plötzlich bewußt, wie absurd er aussah -eine Mischung aus dem, was diese Bürger darstellten, und verschiedenen Tieren, wie sie einst über die Ebenen von Ysch galoppiert waren.
„Gebt mich frei", bat er noch einmal, etwas leiser jetzt.
„Was hast du hier zu suchen?" fuhr einer der Bürger ihn an. „Spionierst du herum? Wer hat dich geschickt?"
„Niemand", antwortete Thezein verwirrt.
Sahen diese Bürger denn nicht, daß er nur ein SpaltIing war? Und was meinte der andere mit „Spionieren"?
Das klang ja, als hätte man auf dieser Lichtung etwas zu verbergen.
„Hängt ihn übers Feuer!" empfahl jemand, der hinter Thezein stand, so daß er ihn nicht sehen konnte.
„Vielleicht ergibt er trotzdem einen guten Braten."
„Rede keinen Unsinn, Zagarym!" antwortete der, der zuerst gesprochen hatte, streng. „Er ist ein Bürger, und er hat einen Komponentenkörper. Wer weiß, was er alles mit sich herumschleppt. Laßt ihn laufen. Wichtig kann er ohnehin nicht sein, er ist ja noch ganz und gar stofflich."
„Überlaßt ihn lieber mir!" mischte eine dritte Stimme sich ein, und als Thezein sah, wer sich da zu Wort gemeldet hatte, wäre er am liebsten in Ohnmacht gefallen. Er sah eine Frau. Eine wirkliche, leibhaftige Frau -und dabei waren die Bürger von Ysch seit der Erschaffung der Assimilationstechnik samt und sonders eingeschlechtlich.
Seit diesem Zeitpunkt hatten sie es auch nicht mehr darauf abgesehen, ihre Zahl durch irgendeine Art von Fortpflanzung zu vermehren, sondern - bei gleichbleibendem ¢ehalt an Geist und Lebenskraft - zu verringern.
„Was willst du mit ihm anfangen, Sinjadyl?" fragte Zagarym spöttisch. „Wenn es dir zu einsam in deiner Hütte ist, stehe ich dir gerne zur Verfügung."
Sinjadyls Augen glühten ärgerlich auf, aber sie wandte sich an den anderen Bürger, der einen wesentlich vernünftigeren Eindruck auf Thezein machte als der immer noch für ihn unsichtbare Zagarym.
„Gib ihn mir", bat sie. „Er ist klein, und er ist stofflich. Wahrscheinlich ist er einer von denen, die man Spaltlinge nennt. Ich werde mit ihm reden, Cher’heym, und sicher wird er mir seine Geschichte erzählen. Wir haben lange nichts über die Dinge gehört, die außerhalb des Waldes vorgehen."
Cherheym betrachtete Sinjadyl prüfend, dann blickte er in die Runde.
„Gut", sagte er. „Wenn niemand einen Einwand erhebt, soll Sinjadyl ihn haben."
„Ich habe diesen Einwand!" bemerkte Zagarym bissig.
„Wie begründest du ihn?" fragte Cherheym seufzend.
„Vielleicht ist er wirklich ein Spaltling", erklärte Zagarym. „Aber er kommt von draußen. Er wird versuchen, Sinjadyl zu bekehren. Wir können uns keine weiteren Verluste mehr leisten."
„Ich habe nicht die Absicht, mich bekehren zu lassen und fortzugehen",. sagte Sinjadyl sehr bestimmt.
„Das einzige, was mich dazu bewegen könnte, ist deine Dummheit. Willst du nicht endlich begreifen ..."
„Schweigt! „ rief Cherheym mit Donnerstimme. „Eure privaten Meinungsverschiedenheiten gehen uns nichts an. Macht das unter euch aus. Uns hat nur zu interessieren, was wir mit dieser Kreatur anfangen. Hat noch jemand außer Zagarym Bedenken? Wer ist dagegen, daß Sinjadyl versucht, ihn zum Reden zu bringen?"
„Was heißt hier versuchen?" murmelte Zagarym laut genug, daß Thezein ihn deutlich verstehen konnte.
„Er wird ihr schon genug erzählen."
Aber niemand hörte auf ihn und da auch kein anderer sich meldete, wurde es Sinjadyl gestattet, den Spaltling mitzunehmen.
Die Bürgerin schnitt Thezein aus dem Netz heraus und schritt voran. Sie waren kaum zwischen den einfachen Hütten angelangt, da hob hinter ihnen das Singen wieder an.
„Komm herein", sagte Sinjadyl freundlich und öffnete die Tür ihrer Hütte. „Du brauchst dich
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