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0986 - Das Ende der Sternenstadt

Titel: 0986 - Das Ende der Sternenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht vor mir zu fürchten."
    Thezein verzichtete auf eine Antwort und schlüpfte in den einfach ausgestatteten Raum, der schwach von einer kleinen Lampe erhellt wurde. Aufmerksam sah er sich um. Er fand es unerhört, daß jemand in der Sternenstadt Art’Yschall unter so primitiven Verhältnissen wohnte, wie sie sich ihm jetzt zeigten.
    „Du solltest dir keine falsehen Vorstellungen machen", sagte Sinjadyl warnend, als sie seine Blicke bemerkte. „Wir haben dieses Leben freiwillig gewählt, und es gefällt uns."
    „Ihr habt eine gute Wahl getroffen", murmelte Thezein.
    „Meinst du das ehrlich?" fragte die Bürgerin überrascht.
    „Warum glaubst du, daß ich lüge? Ihr seid frei ..."
    „Du weißt nichts von uns", unterbrach Sinjadyl ihn. „Bist du müde? Möchtest du dich ausruben?"
    Thezein sah sie verweisend an, und sie seufzte.
    „Ich vergesse es immer wieder", murmelte sie. „Ihr seid so ganz anders. Wie viele Bewußtseine trägst du mit dir herum?"
    „Eines", sagte Thezein. „Alle Spalt linge haben nur eines. Wußtest du das nicht?"
    „Nicht genau. Wie heißt du?"
    Er nannte seinen Namen, und sie bat ihm an, es sich auf einer weichen Matte bequem zu machen. Thezein wollte das Angebot gerade annehmen, da bemerkte er, daß die Matte aus der Haut eines Tieres bestand. Entsetzt zuckte er davor zurück. Sinjadyl sah es und schüttelte traurig den Kopf.
    „Ja", sagte sie mehr zu sich selbst als zu Thezein. „Ihr habt euch wirklich sehr verändert. Ihr wißt nichts mehr von unserem früheren Leben."
    Der Spaltling setzte sich auf den blanken Fußboden und starrte die Bürgerin erwartungsvoll an: „Soll ich dir etwas über das Leben der Bürger berichten?" fragte er, denn der Gedanke, der unwissenden Sinjadyl von seinen Abenteuern zu erzählen, bereitete ihm Vergnügen. Obwohl er entschlossen war, diese rückentwikkelte Bürgerin gehörig zu beeindrukken und die Welt der Verschmolzenen in den glühendsten Farben zu sehildern, war er schon bald bei den seltsamen Blühenden angelangt, und von da war es nicht mehr weit bis zur Wiege der Vollendung. Sinjadyl lauschte schweigend und aufmerksam ...
     
    5.
     
    „Wir hatten es befürchtet", sagte die Bürgerin nachdenklich, als Thezein endlich schwieg. „Es konnte gar nicht anders kommen."
    „Wie meinst du das?" fragte Thezeirnbeunruhigt.
    „Die Bürger degenerieren", antwortete Sinjadyl ernst. „Diese Gefahr zeichnete sich bereits ab, als die ersten Verschmelzungen vorgenommen wurden. Der Weg an sich mag durchaus richtig sein und zum Ziel führen, aber man hatte es zu eilig. Der natürlichen Entwicklung wurde vorgegriffen. Das rächt sich nun."
    „Unsinn!" rief Thezein erschrocken. „Die Bürger sind dem Ziel näher denn je zuvor. Nur noch ein ganz kleiner Schritt ..."
    „Das glaubst du selbst nicht ganz", wurde er von Sinjadyl unterbrochen. „Du hast bereits zu viel gesehen und gehört. Ich will dir etwas zeigen, Thezein. Paß auf!"
    Und vor den Augen des Spaltlings wurde Sinjadyl zuerst durchscheinend, dann verschwand sie ganz.
    „Komm zurück!" bat er verwirrt.
    Sinjadyl wurde wieder sichtbar.
    „Du bist doch eine Verschmolzene", sagte er verstört.
    „Nein, Thezein. Siehst du, vor vielen Jahren, als wir diese Weise begannen, dachten wir alle, daß nur in der Verringerung der Körpermasse im Verhältnis zu den geistigen Kräften uns voranbringen könne. Viele verfielen darauf, sich durch Selbstassimilation dem Ziel nähern zu wollen. Einige aber meinten, daß die Entstofflichung, oder vielmehr die Vergeistigung, unter anderem durch die vielen fremden Komponenten, so schwierig sei. Sie behinderten uns, und wir beschlossen, uns von ihnen zu trennen. Die Schwebenden traten uns diesen Teil ihres Lebensbereichs ab, denn sie können mit dem flachen Land nichts anfangen. Wir kamen hierher und gewannen unter großen Mühen unsere früheren Körper zurück. Es war ein schmerzlicher Prozeß, der viel Zeit in Anspruch nahm, aber je mehr Komponenten wir aus unserer Gemeinschaft entließen, desto größer wurden unsere Fortschritte."
    Sie setzte sich neben Thezein und streichelte ihm das Rückenfell. Im ersten Augenblick schreckte er vor ihrer Hand zurück, aber dann gefiel es ihm so außerordentlich gut, daß er sich zu ihren Füßen ausstreckte.
    „Wir können uns jetzt schon über mehrere Treibimpulse hinweg in diesem Zustand halten", fuhr sie mit sanfter Stimme fort. „Und wir sind trotzdem imstande, uns auch unsere körperlichen Existenz zu freuen.

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