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0986 - Das Ende der Sternenstadt

Titel: 0986 - Das Ende der Sternenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wir leben vorn Wald, und der Wald akzeptiert uns. Wir assimilieren nicht, sondern wir essen, wie unsere Vorfahren es seit undenkbaren Zeiten getan haben. Wir pflegen einige der alten Künste, und wir haben festgestellt, daß sie uns ebenfalls helfen uns zu vervollkommnen. Bei uns gibt es keine Spaltlinge und keine Bewußtseine, die ihre Individualität aufgeben müssen, um in eine Gemeinschaft einzutreten."
    „Aber wie wollt ihr dann das Ziel erreichen?" fragte Thezein erstaunt. „Ihr müßt doch danach trachten, eure Körper abzustreifen!"
    „Eben das ist der große Irrtum, den ihr Bürger begeht! Unsere Körper behindern uns nicht. Sie enthalten keine fremden Komponenten, und daran liegt es wahrscheinlich auch, daß wir sie mühelos in den entstofflichten Zustand versetzen können - ohne sie zu verlieren. Du weißt, daß dies die große Gefahr ist, die allen Verschmolzenen droht. Ihr habt einen seltsamen Ausdruck für Bürger, die viele Bewußtseine mit sich tragen."
    „Bürger hohen Gehalts", sagte Thezein. „Was ist daran seltsam? Sie haben eben einen hohen Gehalt an Bewußtseinen."
    „Für uns klingt es merkwürdig", erklärte Sinjadyl. „Soviel ich weiß, ist der sechzehnfache Gehalt die höchste Stufe, nicht wahr?"
    „So hat man es mir gesagt."
    „Weißt du, was geschieht, wenn ein solcher Bürger eine weitere Verschmelzung versucht?"
    „Nein."
    „Er löst sich auf."
    Thezein sah bestürzt zu ihr auf.
    „Die in seinem Körper versammelten Kräfte sind zu groß, um sich in der vergleichsweise winzigen materiellen Hülle verankern zu können. Manchmal verliert nur ein Teil der Bewußtseine den HaIt und treibt davon, aber häufig genug kommt es zur totalen Auflösung der Gemeinschaft. Was zurückbleibt, ist eine leere Komponentenhülle - und eine Vielzahl von Bewußtseinen, die ruhelos ganz Art’Yschall durchwandern."
    „Aber die totale Auflösung ist doch das eigentliche Ziel."
    „Nicht in dieser Form, Thezein. Das Ziel ist die Vereinigung der Bewußtseine, der Zusammenschluß vieler Individuen zu einer Gemeinschaftsintelligenz, in der jedes Teilchen gleichberechtigt ist, sein Wissen zur Verfügung stellt und an allen Denkprozessen der Gemeinschaft teilnimmt, bis das ganze Gebilde wie ein einziges Gehirn zu denken gelernt. hat. Die Bewußtseine aber, die in den Bürgern versammelt sind, haben keine Gelegenheit, solche Eigenschaften zu entwickeln. Sie kommen in die Gemeinschaft hinein, und vom selben Augenblick an haben sie keine Möglichkeit mehr, etwas dazuzulernen. Sie stagnieren. Sie schaffen nur selten direkte Verbindungen untereinander. Die stärksten versuchen, mit dem Bewußtsein, das den Körper lenkt, in Verbindung zu bleiben, die schwächeren dagegen kapseln sich ab."
    Thezein schwieg betroffen, denn Sinjadyl beschrieb genau das, was er selbst in der Gemeinschaft erlebt hatte.
    „Sie sind nicht reif dazu, eine wirkliche Gemeinschaftsintelligenz zu bilden", fuhr Sinjadyl fort, und Mitleid schwang in ihrer Stimme mit. „Sie können es auch nie werden, wenn sich nicht rechtzeitig etwas verändert."
    „Was könnte man tun?" fragte Thezein ratlos.
    „Das, was wir getan haben. Ballast abwerfen, noch einmal von vorne beginnen."
    „Aber die Tiere von Ysch, die Pflanzen, all das Leben ..."
    „Es war nie dazu bestimmt, diesen Weg zu gehen, Thezein. Es ist schwer, das einzusehen - ich weiß das.
    Wir alle leiden noch heute darunter."
    „Wir können es-nicht zurücklassen", wehrte Thezein störrisch ab.
    „Es wird uns gar nichts anderes übrigbleiben. Das heißt - wenn uns genug Zeit bleibt, können wir vielleicht auch dieses Ziel erreichen. Andererseits tragen wir alles Leben unserer Welt auch dann mit uns, wenn wir nur in unseren eigenen Körpern leben. Diese Körper und unsere Bewußtseine sind die Essenz aller Entwicklungen, die auf Ysch stattgefunden haben. Wir waren das Ziel der Evolution, die auf unserem Planeten durchführbar war. Wir mußten, als wir einen bestimmten Punkt erreicht hatten, Ysch verlassen und einem neuen Ziel entgegenstreben. Es spricht für unser Volk, daß wir dieses Ziel erkannt haben - aber nach dem Start sind wir auf Irrwege geraten. Es ist höchste Zeit, daß wir umkehren. Wenn wir noch lange warten, haben wir keine Chance mehr."
    „Ich verstehe das alles nicht", wisperte Thezein und kauerte sich furchtsam zu Sinjadyls Füßen zusammen.
    „Ich gebe zu, daß ich nicht besonders klug bin - aber die anderen hätten den Fehler doch längst erkennen müssen, wenn

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