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0986 - Das Ende der Sternenstadt

Titel: 0986 - Das Ende der Sternenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er benommen, und dann erst kam ihm zu Bewußtsein, daß er Sinjadyl nicht sehen konnte.
    „Sinjadyl!" schrie er. „Wo bist du? Antworte mir!"
    Aber er hörte keinen Laut.
    In heller Panik begann er um sich zu schlagen. Er spürte den Staub auf seinem Gesicht und an seinen Händen, und wenn er nach unten blickte, wobei er als „unten" einfach die Richtung bezeichnete, in die seine Beine zeigten, so sah er den orangeroten Fleck ganz langsam wachsen. Erst als er den typischen, absolut unverkennbaren Impuls spürte, den jeder Bürger so genau. kannte wie seinen eigenen Namen, begriff er, was es mit diesem Fleck auf sich hatte.
    Er stürzte direkt auf Treibvaters Herz zu.
    Seine Verzweiflung erreichte einen Punkt, der keine Steigerung mehr zuließ. Nirgends gab es einen Lichtfleck, auf den er - sich hätte konzentrieren können, keinen Angriffspunkt für einen Gedankenanker. Nur Treibvaters Herz war da und glühte heiß hinter den Staubwolken.
    „Tut mir leid, daß ich dich alleine lassen mußte", hörte er plötzlich Sinjadyls Stimme. „Es ging leider nicht anders." Und gleichzeitig spürte er, wie die Bürgerin nach seiner Hand tastete.
    „Wo bist du?" fragte er unsicher. „Ich kann dich nicht sehen."
    „Das ist schon in Ordnung, Thezein", versicherte Sinjadyl sanft. „Ich war mit ein paar anderen in Treibvaters Gehirn - dort gehen seltsame Dinge vor. Wir werden jetzt gemeinsam dorthin gehen, und du mußt dich ganz still verhalten. Hast du mich verstanden?"
    „Ich bin ja nicht ganz und gar dumm!" sagte er ein wenig gekränkt.
    Sinjadly lachte leise auf, und im nächsten Augenblick war der Staub verschwunden. Treibvaters Herz war noch größer und heller geworden und hing als glühender Ball in einem Gewirr von flirrenden, sich ständig verändernden Linien, die in allen Farben schillerten. Der Anblick ließ Thezein erschauern.
    „Ich dachte schon, du würdest mich hineinstürzen lassen", sagte er leise.
    Sinjadyl lachte wieder.
    „Das wäre schlecht möglich gewesen", bemerkte sie. „Es ist von starken Energieschirmen umgeben - wußtest du das nicht?"
    „Nein", murmelte Thezein kleinlaut.
    „Es könnte sonst mit seiner Strahlung ganz Art’Yschall verseuchen", erklärte Sinjadyl leise. „Abgesehen davon, daß es alle Materie an sich ziehen würde, die es in der Sternenstadt gibt. Es ist die größte Kunstsonne, die wir Bürger von Art’Yschall jemals geschaffen haben, größer als der größte Planet, den du in der Sternenstadt finden wirst. Es versorgt nicht nur die Magnetfelder, die als Antrieb dienen, mit Energie, sondern auch den äußersten Schutzschirm und einen Teil jener Schwerkraftfesseln, mit denen die größten Lebensbereiche an ihrem Platz gehalten werden. Wenn Treibvaters Herz versagt, wird ganz Art’Yschall untergehen."
    Thezein schwieg, obwohl er sich fragte, wie diese Sonne, die als Reaktor diente, wohl hätte versagen können, da sie doch ein Produkt der Techniker von Ysch war. Auf dem Gebiet der Technik hatte man auf dem Heimatplaneten schon lange vor Beginn der großen Reise einen Stand erreicht, an dem es kaum noch etwas zu entwickeln gab. Der Bau der Sternenstadt war die letzte große Herausforderung gewesen - weniger ihrer gewaltigen Abmessungen als ihrer geplanten Lebensdauer wegen. Art’Yschall sollte noch in Jahrzehntausenden bestehen können. Wenn die Bürger den Endpunkt nicht erreichen sollten, so hatte man sich damals gesagt, dann sollten sie genug Zeit haben, um sich auf andere Ziele zu besinnen und eine Sonne zu suchen, um die herum man die eingefangenen Himmelskörper gruppieren konnte, damit all das Leben, das in Art’Yschall konzentriert war, eine neue Chance erhielt.
    Und nun sollte Treibvater in Gefahr sein?
    „Es geht alles seinen Gang", murmelte Sinjadyl, die noch immer unsichtbar blieb. „Das dort drüben ist Treibvaters Gehirn."
    Thezein entdeckte einen Asteroiden, von dessen kahler Oberfläche seltsame Konstruktionen ausgingen. Sie reichten tief in den lufterfüllten Raum hinein. Einige wiesen auf die riesige Kunstsonne, andere deuteten in alle nur denkbaren Richtungen. Es waren größtenteils metallische Gebilde, die wie zerschnittenes, umeinandergedrehtes Gitterwerk aussahen, und dazwischen saBen Kugeln und Trichter und Dinge. die wie riesige Pilze aussahen. Thezein haite noch niemals etwas Derartiges gesehen, denn als normaler Bürger hatte er sich nicht sonderlich dafür interessiert, wie Treibvater aussah und arbeitete, splange nur alles in Ordnung war.

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