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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich darin, wobei das eine - das echte - die Oberhand gewonnen hatte und man das Menschengesicht nur ahnen konnte.
    Ich atmete tief durch und danach aus. Dann drehte ich mich um, weil ich die unsicheren Schritte gehört hatte.
    Barry F. Bracht kam auf mich zu. Er zitterte, er war noch immer bleich und schüttelte den Kopf wie jemand, der es nicht fassen kann, daß er noch mal mit dem Leben davongekommen ist.
    »Holla«, sagte er. »Das ist verdammt knapp gewesen. Ich hätte es nicht geschafft.«
    »Das weiß ich.«
    »Wer ist sie gewesen?«
    Ich hob die Schultern. »Um das genau herauszufinden, müssen wir den Hotelier befragen. Er hat mir zwar gesagt, es wäre seine Frau, aber kann man das glauben?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    Barry ging es gut, Suko weniger, deshalb kümmerte ich mich um meinen Kollegen. Er hatte sich hingesetzt, und ich sah erst jetzt, wie blutverschmiert das untere Drittel seines Gesichts war. Einen Schlag mit der Kralle oder einem scharfen Gegenstand hatte er nicht bekommen, denn es war keine Wunde zu sehen.
    »Es war die eigene Dummheit, John«, sagte er leise. »Ich hätte aufpassen sollen. Ich wollte ins Zimmer, aber da wurde die Tür aufgestoßen. Die bekam ich voll mit. Hilf mir mal auf die Beine. Ich will mich reinigen. Die Nase hat einiges abbekommen.«
    »Ist sie denn gebrochen?«
    »Hoffentlich nicht.« Er zog sich an meiner Hand hoch, schwankte zwar etwas, grinste verbissen und blieb stehen.
    Die Tür zu seinem Zimmer hatte ich schon geöffnet und folgte Suko ins Bad, der eine Verwünschung ausstieß, als er sich im Spiegel betrachtete und bemerkte, daß er selbst aussah wie eine Horror-Gestalt. Er ließ Wasser über ein Handtuch fließen und fing an, sein Gesicht zu säubern.
    Mich brauchte er dabei nicht, deshalb ließ ich ihn allein und ging zurück zu Barry.
    Ich kam im rechten Augenblick, denn als ich das leise Fauchen und das folgende Knistern hörte, wüßte ich, was da vor meinen Füßen geschah. Die vernichtete Kreatur der Finsternis war plötzlich in kleine Flammen getaucht - wie auch schon Barry F. Bracht -, aber sie hatte dem Feuer nichts mehr entgegenzusetzen.
    Die starre Gestalt verbrannte. Wer immer im Hintergrund lauerte und die Fäden zog, wollte nicht, daß Spüren seiner Diener zurückblieben. Das Feuer löschte die Existenz der Kreatur vollends aus.
    Kaum etwas blieb zurück. Nur Reste. Graue, puderartige Streifen auf dem Teppich.
    Bracht preßte seine Hände gegen die Stirn. »Jetzt weiß ich, was mir bevorgestanden hätte, wärst du nicht schneller gewesen, John. 0 verdammt, habe ich ein Glück gehabt!«
    Ich lachte ihm zu. »Als Barry F. Bracht bist du eben ein Held auf anderem Gebiet.«
    »Nein, John, bin ich nicht. Wenn ich schon den Begriff Krieger verwenden will, dann sehe ich mich höchstens als einen müden Krieger an. Mehr auch nicht. Und ich zweifle immer stärker daran, ob ich mich über mein Schicksal freuen soll oder nicht, denn es gibt Zeiten, wo ich auch einen gewissen Zebulon nicht mag, denn ich bin überhaupt nicht für Gewalt, aber das kann ich ihm nicht sagen. Er macht eben, was er für richtig hält. Ich habe keinen Einfluß darauf.«
    »Und er hat es gut gemacht«, sagte ich. »Schließlich haben wir es erleben können.«
    »Du hast eben durch deinen Beruf eine andere Denkweise. Ich bin einem Mensch, der schöne Bücher lektoriert. Geschichten, die den Leser aufbauen und freuen sollen, denn Gewalt kommt in den Romanen, die ich lektiere, nicht vor.«
    Ich verstand ihn. Das Leben, das Suko und ich führten, war eben nicht jedermanns Sache, aber es ging weiter, denn irgend jemand mußte den Job ja machen.
    Barry sprach mich wieder an. »Das ist aber nicht das Ende gewesen, nicht wahr?«
    »Richtig. Wir sind mittendrin.«
    »Okay. Und wie geht es weiter?«
    Er bekam die Antwort erst, als Suko sein Zimmer verlassen hatte. Das Blut war aus seinem Gesicht verschwunden, die Nase aber zeigte eine dicke Schwellung. »Wir werden uns mit Falaise unterhalten. Er weiß bestimmt mehr, als er mir gegenüber zugeben wollte, und er hat sich schon darauf gefreut, mich als Toten zu sehen.«
    »Gehört er denn auch zu den Kreaturen?« fragte Suko.
    »Nein, aber er war«, ich deutete auf den pudrigen Rest, »mit einer Kreatur der Finsternis verheiratet.«
    Nach dieser Antwort schauten mich beide an, als hätte ich ihnen ein unsittliches Angebot gemacht.
    Mich aber drängte es nach unten. Deshalb ging ich mit langen Schritten auf den Beginn der Treppe zu. Falaise

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