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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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würde den Mund öffnen, davon war ich überzeugt. Der Tod seiner »Frau« änderte seine Meinung bestimmt.
    ***
    Wir fanden Irvin Falaise im Eingangsbereich. Er stand nicht mehr hinter der Rezeption, sondern hatte sich einen alten Stuhl geholt und sich auf das zerschlissene Polster der Sitzfläche gehockt.
    Zwischen seinen Händen klemmte eine Ginflasche. Sie war noch halb voll. Er rollte sie zwischen seinen Handflächen hin und her, starrte ins Leere, und wir erkannten, daß seine Augen einen schon leicht trüben Ausdruck zeigten. Nüchtern war der Mann nicht mehr.
    Die Tür hinter der Rezeption hatte er nicht geschlossen. Da sie offenstand, hatte auch der Geruch freie Bahn bekommen. Es stank noch immer. Allerdings nicht so widerlich wie in der Bude selbst, in der die Kadaver den Plastiksack füllten.
    Er hatte uns bestimmt gesehen oder gehört, wir waren ja nicht über die Stufen geschwebt, aber Falaise traf keinerlei Anstalten, den Kopf zu heben. Nach wie vor schien für ihn nur die Ginflasche von Interesse zu sein.
    »Nüchtern ist der nicht mehr«, meinte Suko.
    Ich hob die Schultern. »Du mußt es positiv sehen, Alter. Er hätte auch Reißaus nehmen können. So aber ist er geblieben und wird uns sicherlich noch begreifen können.«
    »Bisher scheint er sich um uns nicht kümmern zu wollen.«
    Da hatte Suko recht. Falaise hob die Flasche. Er wollte wieder einen Schluck nehmen. Ich war schneller und riß sie ihm aus der Hand. Dann stellte ich die Flasche so weit von ihm weg, daß er schon hinlaufen mußte, um sie zu bekommen.
    Auf dem Weg nach unten hatte ich Suko und Barry kurz berichtet, was mir widerfahren war. Bracht konnte seine Neugierde nicht bezähmen, fand den Weg hinter die Rezeption und schaute sich in dem Raum mit den Kadavern um.
    Suko lehnte an der Wand. Er wollte nicht reden, nur zuhören, denn die Nachwirkung des Türtreffers machte ihm noch zu schaffen.
    Deshalb kümmerte ich mich um Irvin Falaise. Aufrecht stand ich vor ihm, so daß er an mir hochschauen mußte, um mir ins Gesicht zu blicken. Es machte ihm nichts aus, denn er traf keinerlei Anstalten, sich zu erheben.
    »Sie haben Pech gehabt, Mr. Falaise. Es ist nicht so gelaufen, wie Sie es sich vorgestellt haben.«
    Er runzelte die Stirn wie jemand, der noch nachdenken muß, aber eine Antwort bekam ich nicht.
    Also stellte ich die nächste Frage und ging direkt ans Eingemachte. »Wissen Sie eigentlich, was mit Ihrer Frau war, Mr. Falaise?« Ich hatte bewußt in der Vergangenheit gesprochen und wartete auch auf eine Reaktion von seiner Seite.
    Er hob die Schultern.
    »Können Sie überhaupt sprechen?«
    Matt winkte er ab. »Ich will es nicht. Ihr sollt mich in Ruhe lassen. Ich habe Susan geschickt und…«
    »Sie hat es nicht geschafft. Dafür ist sie tot!« Ich war gespannt, wie er diese Nachricht verdaute, und ich sah, daß er doch reagieren konnte, denn durch seinen Körper lief ein Zucken.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Klar.«
    »Und Sie haben darauf nichts zu sagen?«
    Er bewegte kauend seinen Mund und fragte dann: »Was sollte ich denn darauf sagen?«
    Diesmal mußte ich lachen. »Sie haben Nerven. Schließlich war es Ihre Frau, die gestorben ist.«
    »Das sagten Sie.«
    »Wußten Sie über sie Bescheid?«
    Er kratzte sich am linken Ohr. »Ich bin ja mit ihr verheiratet gewesen und habe alles getan.«
    »Was?«
    »Das, was sie wollte.«
    »Und Sie kannten sie sehr gut.«
    »Soll man meinen.«
    Auch Barry war zurückgekehrt und hatte sich so hingestellt, daß er zuhören konnte. Sein Gesicht sprach Bände. Auch er konnte nicht fassen, daß ein normaler Mensch mit einer derartigen Bestie verheiratet gewesen war und alles an ihr akzeptiert hatte.
    »Dann wußten Sie, daß sie in Wirklichkeit ein Monster gewesen ist, nehme ich an.«
    »Nicht immer.«
    »Aber Sie haben ihr doch die Nahrung besorgt. Die Katzen, die Hunde und was weiß ich.«
    »Klar, das mußte ich.« Er sprach langsam, als müßte er erst über jedes Wort nachdenken. »Sie ist eben anders geworden. Sie war schon immer anders, aber das habe ich erst später erfahren. Da war es zu spät. Sie wollte bei mir bleiben. Sie sagte immer, daß es mir auch gutgehen würde, wenn sie zufrieden ist. Das habe ich hingenommen. Außerdem war sie nicht immer das Monster. Hin und wieder auch eine normale Frau, dann habe ich die andere Seite vergessen. Ich besorgte ihr die Tiere. Sie fraß sie, wenn sie tot waren. Manchmal aber hat sie auch selbst Katzen oder Hunde gejagt. Sie nahm dann

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