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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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normal?«
    »Ja.«
    »Nicht offen?«
    »Hä?« Falaise streckte den Kopf vor und schüttelte ihn. »Offen, sagen Sie?«
    »So ist es. Oben, an der Schädeldecke. Dort…«
    »Moment, Mister. Sie trug des öfteren eine Mütze. So eine Kappe, fast wie ein Dreieck. Von hinten nach vorn gezogen.« Er zeichnete mit der Hand nach, was er meinte. »Das habe ich schon gesehen. Die stand ihr nicht mal schlecht. Das Gesicht von ihr war nämlich auch super. Giselle ist wirklich ein tolles Weib.«
    »Waren Sie denn dabei, Mr. Falaise, wen sich die Frauen unterhielten?« erkundigte ich mich.
    »Nein, wo denken Sie hin. Ich bin nur der Keller gewesen. Ich habe denen die Getränke gebracht, einen Imbiß auf den Tisch gestellt, und damit hat es sich gehabt.«
    »Dann wissen Sie nicht, über was sie sprachen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Susan hat mir auch nie etwas gesagt. Das war eben ihre Sache.«
    »Wenn Sie sich das alles durch den Kopf gehen lassen, Mr. Falaise, können Sie einfach nicht zu dem Schluß gelangen, daß nur Ihre Frau mit dieser Doppelexistenz lebte. Daß es noch andere gab oder gibt, die sich hier auf der Insel aufhalten. Zum Beispiel die Personen, die sich hier bei Ihnen getroffen haben.«
    Der Hotelier lachte, obwohl es keinen Grund dafür gab. »Das ist alles möglich, und ich will da auch nichts abstreiten, aber es hat mich nicht interessiert. Ich lebte mein Leben, Susan das ihre. So haben wir es gemacht.«
    »Und den Namen Giselle kennen Sie genau?«
    »Ja.«
    »Sie hat auch mit der Zeitschrift zu tun?«
    »Immer.«
    »Dann würden wir noch gern von Ihnen wissen, Mr. Falaise, wo sie gedruckt wird. Dort werden bestimmt auch die Redaktionsräume zu finden sein.«
    »Klar, das sind sie. Ich bin zwar selbst noch nicht dort gewesen, aber ich weiß es von Susan.«
    »Sehr schön.« Ich nickte. »Gibt es da eine bestimmte Adresse?«
    »Der Bau liegt etwas außerhalb. Eine alte Fabrik. Etwas in den Hang hineingebaut. Er steht ziemlich allein, dieser Bau. Da sind auch keine Hotels in der Nähe, obwohl dort gebaut werden soll, aber das wird noch dauern. Aber die drucken nicht mehr so wie früher«, erklärte er noch. »Das geht jetzt wohl alles per Online nach London. Dort ist dann auch der Vertrieb. Das weiß ich schon.«
    »Sehr gut, Mr. Falaise«, lobte ich ihn. »Jetzt brauchen wir nur noch eine Wegbeschreibung.«
    Er nickte und rieb über seine Stirn. »Die können Sie haben, aber es ist wirklich einfach.« Er verschwand mit müden Schritten hinter seiner Rezeption und redete dabei mit sich selbst. Wir hörten, daß er froh darüber war, die Kadaver der Tiere nicht mehr entsorgen zu müssen, und über den Tod seiner Frau war er auch nicht eben traurig.
    Barry F. Bracht brannte noch eine Frage auf den Nägeln. Er stellte sie, bevor uns Falaise die Zeichnung anfertigte. »Eines möchte ich von Ihnen noch wissen.«
    »Ich weiß nichts mehr.«
    »Sagt Ihnen der Name Lisa Pernell etwas?«
    Falaise hob den Kugelschreiber an, mit dem er schon hatte zeichnen wollen. Er wiederholte den Namen. »Pernell? Nein, nie gehört.«
    »Aber Lisa schon.«
    »Ja, den gibt's öfter.«
    »Kannten Sie eine Lisa?«
    »Früher mal.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Einige Jahre.« Er winkte ab. »Ach hören Sie auf damit! Ich habe mit ihr nichts mehr zu tun gehabt. Ich habe sie auch später nicht mehr gesehen. Begreifen Sie das doch!«
    »Sie gehört nicht zu Giselle?«
    »Nein, verdammt!«
    »Danke.« Als Barry meinen fragenden Blick sah, kam er zu mir. Den Hotelier ließen wir zeichnen, und Barry flüsterte mir zu: »Ich muß das Motiv wissen, weshalb die Familie so grausam umgebracht wurde, John. Da hatte ich bei Lisa angesetzt. Es wäre möglich gewesen, daß sie hier von der Insel stammt.«
    »Und dazu gehört hätte?« fragte ich.
    »Im Prinzip schon. Vielleicht hat sie sich losgesagt, um ein normales Leben führen zu können. Möglicherweise wurde sie auch bekehrt. Was weiß ich denn!«
    »Bekehrt?« fragte ich und zog die Stirn kraus. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß man eine Kreatur der Finsternis bekehren kann. Das wäre mir neu.«
    »Überraschungen gibt es immer wieder im Leben.«
    »Da hast du allerdings recht.« Ich sah, daß der Hotelier mit seinem Zettel winkte. Ich ging zu ihm.
    »So, ich habe Ihnen die Zeichnung gemacht. Sie dürfen nicht auf die beiden Landzungen fahren, die den Hafen umschließen, sondern müssen den Weg nach Norden nehmen. Am Rand der Stadt, wo die Belle Greve Bay beginnt, steht die alte Fabrik.

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