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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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womöglich um äußerst hoch entwickelte Nanobot-Technologie oder gar um Lebewesen handeln könnte, doch letztendlich waren diese Gedankengänge müßig. Deswegen war er nicht hier.
    Er wandte den Blick von den flüchtigen Figuren ab und sah aufs Meer hinaus, das ebenfalls kein gewöhnliches Meer war. Es schillerte in allen Farben des Regenbogens, die sich ebenso stetig veränderten wie die Formen am Strand. Nach wenigen Sekunden musste Zamorra blinzeln und den Blick abwenden, um zu verhindern, dass ihm von den bunten Wirbeln übel wurde.
    Der Anblick ließ ihn sofort an die kleine Carrie denken, deren Haut ein ähnliches Farbenspiel bot. Der dünne Körper des durch die lange Krankheit gezeichneten Mädchens, der zudem zu einem Großteil von Kleidung verdeckt war, machte es für die Augen jedoch wesentlich erträglicher als dieses endlose wogende Meer. Auch Mysati kam ihm in den Sinn. Vielleicht hatte die Herrscherin deswegen auf die Regenbogenblumen im Château reagiert, weil sie Ähnliches aus ihrer ehemaligen Heimat kannte. Allerdings war es genau so gut möglich, dass Mysati noch nie in diesem Teil der Kuppel gewesen war und die Blumen einfach nur hübsch fand.
    Ein paar Meter weiter entdeckte Zamorra einen Steg, an dem ein - natürlich knallbuntes - Segelboot vor Anker lag.
    Er ging darauf zu und schaute sich um. »Tja, irgendwie muss ich ja von diesem Strand wegkommen«, sagte er laut, obwohl es weit und breit niemanden gab, der ihm zuhörte. Er beschloss, die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie waren, ging an Bord des bunten Schiffes und lichtete den Anker. Sofort kam wie aus dem Nichts ein kräftiger Wind auf, sodass sich das gehisste Segel blähte. Das-Boot setzte sich in Bewegung. Zamorra stellte fest, dass es kein Steuerrad gab und auch sonst keine Möglichkeit vorhanden war, um die Fahrtrichtung zu beeinflussen, also lehnte er sich gegen die Reling und wartete einfach ab.
    Soweit der Parapsychologe wusste, hatten sich einige der Herrscher, die in der Kuppel lebten, eigene Bereiche erschaffen, und ein paar davon hatte er bei seinem letzten Besuch durchqueren müssen. Was er in den jeweiligen Bereichen erlebt hatte, war nicht besonders angenehm gewesen. Interessanterweise schien der Zugang zur Kuppel durch Geschor jedoch nicht immer in den gleichen Bereich zu führen, oder aber die Herrscher veränderten ihre Bereiche von Zeit zu Zeit. Dieser hier war farblich gesehen zwar ähnlich schräg wie der Raum, in dem er bei seinem ersten Besuch gelandet war, aber wenigstens hatte ihn hier bis jetzt noch nichts angegriffen.
    Zamorra drehte sich um und sah zum Strand zurück, der bereits ein ganzes Stück entfernt lag. Er stutzte, als er eine Person entdeckte, die stumm dastand, einen Arm erhoben hatte und ihm zuwinkte. Dann schien sie zu zerfließen und verschmolz mit dem Boden.
    Es war nur eine weitere der Strandfiguren gewesen. Womöglich hatte das, was immer sie erschuf, Zamorras Form nachgebildet, um mal etwas Neues zu probieren. »Dieser Ort ist wirklich unglaublich«, murmelte der Meister des Übersinnlichen und schüttelte den Kopf.
    Obwohl er in seinem Leben schon so viel Seltsames gesehen hatte, gab es doch immer noch neue Dinge, die ihn überraschten.
    »Die Frage ist nur, wie ich die Bibliothek des Autors finden soll«, überlegte er laut. »Wenn sie sich nicht mehr dort befindet, wo sie beim letzten Mal war, oder das Innere der Kuppel sich so verändert hat, dass ich sie an einer anderen Stelle betreten habe, könnte es ewig dauern.« Zamorra hatte keine Ahnung, wie groß die Kuppel der Herrscher tatsächlich war, aber seinen bisherigen Erfahrungen nach schätzte er, dass sie gigantische Ausmaße hatte. Teile von ihr wirkten wie Räume, andere, wie dieser hier, erweckten hingegen den Eindruck, als befände man sich auf einer Welt.
    Ein plötzliches Platschen riss den Professor aus seinen Gedanken. Er schrak auf und sah sich um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Das Boot glitt unbeirrt weiter über das farbenfrohe Wasser, und weit und breit war kein Land in Sicht. Wieder platschte es, und Zamorra beugte sich über die Reling. Direkt vor seinen Augen teilte sich das bunte Wasser und ein ebenso bunter glatter Körper erschien. Zamorra brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es sich dabei um einen Delfin handelte - einen Delfin, der aussah, als wäre er das Opfer einer übermotivierten Batikaktion zugedröhnter Hippies geworden.
    Die Haut des Tieres schillerte in ineinander verlaufenden

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