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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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noch mehr zu entdecken zu geben, daher ging sie erst einmal weiter. Sie sah nur wenige Menschen, die sie teil neugierig, teil misstrauisch beäugten, aber niemand sprach sie an.
    Als sie schließlich fast den Rand des Dorfes erreicht hatte, verspürte sie plötzlich einen stechenden Kopfschmerz. Sie presste sich eine Hand gegen die Stirn und ruderte mit der anderen auf der Suche nach Halt hilflos in der Luft herum. Schwindel überkam sie und sie taumelte ein paar Schritte rückwärts. Sofort fühlte sie sich besser. Sie holte tief Luft und hatte sich schnell wieder im Griff.
    Ihre Gedanken rasten. War sie etwa gerade an die Grenzen ihrer Möglichkeiten geraten? War das die Entfernung, die sie zwischen sich und Ted bringen konnte, bevor er - und damit auch sie -das Gedächtnis verlor? Das konnte nicht sein. Zwischen dem Château und dem Dorf lagen doch höchstens ein paar Kilometer.
    Gleichermaßen trotzig wie ungläubig trat Mysati wieder einen Schritt vor.
    Nichts. Ein weiterer Schritt.
    Wieder nichts. Ein dritter.
    Sofort waren das Schwindelgefühl und der Kopfschmerz wieder da. Mysati wollte sich zwingen, noch weiter zu gehen, doch irgendetwas hielt sie zurück. Vielleicht war es gar nicht die Verbindung zu Ted, sondern etwas anderes. Oder vielleicht war Ted aus irgendeinem Grund aus dem Château verschwunden - womöglich mithilfe dieser schillernd bunten Blumen, die dort im Keller wuchsen - und befand sich jetzt Tausende von Kilometern entfernt.
    Mysati spürte, wie ihr Tränen der Frustration in die Augen schossen. Sie wusste, dass sie sich etwas vormachte. Ted würde nicht einfach so verschwinden. Er wusste, dass das nun nicht mehr ging. Ihr war klar, dass sie ohnehin irgendwann herausgefunden hätten, wie weit sie sich voneinander entfernen konnten, doch es jetzt so unmittelbar zu erleben und festzustellen, dass es scheinbar wirklich nur wenige Kilometer waren, schockierte sie dennoch.
    Mysati stand für eine Weile einfach so da und starrte in die Ferne, die ihr unerreichbar erschien und in diesem Moment auch unerreichbar war. Sie konnte sie nur gemeinsam mit Ted erreichen. Sie riss sich zusammen. Fürs Erste würde das genügen müssen. Doch sie würde nicht aufhören, nach einer Lösung für dieses Problem zu suchen, und sobald sie sie fand, würde sie alles tun, was nötig war, um ihre Freiheit zu erlangen.
    Mysati drehte sich um und stapfte zurück durch das Dorf - wobei sie die neugierigen Blicke der Bewohner ignorierte -, bis sie wieder an die Stelle kam, an der Madame Claire ihr Auto abgestellt hatte. Die Köchin schien bereits auf sie zu warten. »Wo waren Sie denn so lange, Kind?«, fragte sie. »Wir müssen zurück zum Château, damit ich das Abendessen für Sie und Ted zubereiten kann.«
    Ich und Ted, dachte Mysati verbittert, als sie ins Auto stieg. Selbst für sie klang das schon fast wie eine untrennbare Einheit. Zwei Personen, von denen man nicht mehr als Individuen dachte.
    Während sie den Berg zum Château hinauftuckerten, plapperte Madame Claire fröhlich über das Abendessen und neue Rezepte, die sie demnächst ausprobieren wollte. Mysati murmelte hin und wieder unverbindlich und ließ den Blick in die Ferne schweifen. Das Erlebnis im Dorf hatte sie sehr nachdenklich gestimmt, und sie musste das Ganze erst mal verarbeiten. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Erde fühlte sie sich mit der Situation überfordert und fast schon hilflos. Und seltsamerweise fragte sie sich, ob es Ted wohl genauso ging.
    ***
    Die Kuppel der Herrscher
    Der Ausdruck »Farbenmeer« war Zamorra natürlich bekannt, aber das hier war dann doch ein wenig extrem. Als der Professor durch Geschor in die Kuppel der Herrscher getreten war, hatte er erwartet, sich womöglich in dem überdimensionalen Horrorkinderzimmer wiederzufinden, in dem er bei seinem letzten Besuch gelandet war. Stattdessen stand er am Strand eines Meeres, das sich bis zum Horizont erstreckte. Es war jedoch kein gewöhnlicher Sandstrand, wie man ihn von der Erde kannte.
    Das Material unter Zamorras Füßen - es war kein Sand und auch kein Gestein, so viel stand fest, aber was es war, vermochte er nicht zu sagen - war pechschwarz und glänzend und veränderte sich stetig. Überall erhoben sich seltsame kunstvolle Strukturen, nur um sofort wieder zu verschwinden und mit der Masse der winzigen Teilchen, die den Strand bildete, zu verschmelzen.
    Geometrische Formen aller Art entstanden und vergingen. Zamorra fragte sich, ob es sich bei den Teilchen

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