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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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Streifen verschiedenster Farbtöne. Während Zamorra noch staunte, brach ein zweiter Delfin durch die Wasseroberfläche, dann ein dritter und ein vierter. Eine ganze Schule begleitete sein Boot, und die agilen Tiere sprangen flink aus dem Wasser und tauchten mit eleganten Drehbewegungen wieder ein. Wenn Zamorra nicht aus einem äußerst wichtigen Grund hergekommen wäre, hätte er das Schauspiel unbeschwert genießen können, doch so wie die Dinge standen, lenkten ihn die quirligen Meeressäuger nur kurz von seinen Grübeleien ab.
    Nach einer Weile verschwanden die Delfine wieder. Zamorra fragte sich, wie lange er bereits unterwegs war und ob die Zeit in der Kuppel der Herrscher womöglich anders verging als auf der Erde. Er konnte nicht einschätzen, wie weit er schon über das Farbenmeer gesegelt war. Da alles um ihn herum gleich aussah - buntes Wasser und ein heller, pastellfarbener Himmel ohne Wolken, Sonne oder Mond -, gab es keinerlei Anhaltspunkte, um seine Position zu bestimmen, was ihm ohnehin nicht viel gebracht hätte, denn er wusste schließlich nicht, wo sich sein Ziel befand.
    Ein schriller, kreischender Schrei ertönte direkt über ihm. Zamorra sah auf und entdeckte eine - wie könnte es anders sein - bunte Möwe, zu der sich schnell einige Artgenossen gesellten.
    Er nahm das als gutes Zeichen. Möwen kündigten für gewöhnlich nahes Land an. Und tatsächlich zeichnete sich bald darauf ein dunkler Streifen am Horizont ab, der kontinuierlich größer wurde. Zamorra erreichte die Küste, die dem Strand ähnelte, an dem er seine Reise begonnen hatte.
    Allerdings folgte hier schon nach wenigen Metern eine steile Felswand, die hoch in den Himmel aufragte. Zamorra wartete, bis das Boot am Strand landete. Dann kletterte er hinaus und trat an die Felswand heran. Er tastete mit beiden Händen daran herum, um festzustellen, ob es irgendwelche Öffnungen gab. Sie wirkte massiv, doch plötzlich versanken seine Hände im Gestein, als wäre es Pudding. Ohne lange zu überlegen, schob Zamorra seine Arme durch die Wand und trat dann ganz hinein. Für einige Sekunden umfing ihn völlige Dunkelheit. Dann verlor er das Gleichgewicht und stürzte nach vorn. Reflexartig streckte er die Hände aus, um seinen Sturz abzufangen und spürte, wie sie gegen eine hölzerne Wand stießen.
    Er blinzelte verwirrt, als er merkte, dass er aufrecht stand, anstatt am Boden zu liegen, und dass die Wand gar keine Wand, sondern die Rückseite eines großen Regals war. Der Professor trat darum herum und traute seinen Augen nicht. Er befand sich in der Bibliothek! Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie es ihm gelungen war, verspürte er enorme Erleichterung darüber, sein Ziel nun doch so problemlos erreicht zu haben. Wer konnte schon sagen, was ihm an diesem seltsamen Ort noch alles hätte begegnen können!
    Vorsichtig schaute Zamorra sich in der riesigen Bibliothek um. Seit seinem ersten Besuch schien sich nichts verändert zu haben. Er warf einen Blick zu dem großen Schreibtisch, an dem damals der Mann gesessen hatte, der sich als Autor aller hier vorhandenen Bücher ausgegeben hatte, doch der Sessel war leer. Einerseits war Zamorra froh darüber, denn dieser Wahnsinnige hatte ihn beim letzten Mal auf magische Weise paralysiert und versucht, aus ihm eine Figur für sein nächstes Buch zu machen. Andererseits brauchte der Professor den Mann, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass es ihm allein gelingen würde, in dieser gewaltigen Bibliothek zu finden, was er suchte. Vor allem da er ja noch nicht einmal genau wusste, wonach er suchen musste.
    »Hallo?«, rief Zamorra und war überrascht, wie zaghaft seine Stimme klang. Er räusperte sich und versuchte es erneut, dieses Mal ein wenig lauter: »Hallo? Ist hier jemand?« Keine Antwort. Doch Zamorra wollte noch nicht auf geben. Allein kam er hier nicht weiter, aber vielleicht gelang es ihm irgendwie, Maiisaro in der Kuppel der Herrscher zu finden. Womöglich wusste sie, wo man…
    »Damit hätte ich jetzt wirklich nicht gerechnet!«, tönte es hinter Zamorra, und der Professor wirbelte erschrocken herum. Zwischen zwei Regalen trat der Autor hervor. Er sah noch genauso aus, wie Zamorra ihn in Erinnerung hatte: ein großer wohlbeleibter Mann mittleren Alters mit einem wild wuchernden Vollbart.
    »Du bist tatsächlich zurückgekommen. Dann kann ich meinem Roman doch noch anfangen. Allerdings würde ich es zu schätzen wissen, wenn du dieses Mal stillhalten könntest. Meine Arbeit erfordert

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