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0986 - Zeichen der Angst

0986 - Zeichen der Angst

Titel: 0986 - Zeichen der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Klüver
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verstand, dass es keinen Grund gab, sie rund um die Uhr zu bewachen, als wäre sie ein kleines Kind! Natürlich wäre sie am liebsten einfach verschwunden, um die Erde auf eigene Faust zu erkunden, aber solange sie an Ted gebunden war, konnte sie das nicht.
    Sie warf einen Blick auf Madame Claire am Steuer und lächelte in sich hinein. Diese Frau wusste eine Menge über Erdenkräuter, von denen Mysati noch nie gehört hatte. Die Namen dieser Pflanzen, die sie für ihren Trank ausgewählt hatte, sagten ihr nichts, aber der Geruch war richtig gewesen. Wenn dieses erste Experiment gelang, würde sie vielleicht auch in der Lage sein, eine Mischung zu finden, mit der sie ihre unfreiwillige Verbindung zu Ted lösen konnte. Immerhin hatte die ganze Sache mit ihren Tränken begonnen, also stellten sie womöglich auch die Lösung für das Problem dar.
    Allerdings musste sie sehr vorsichtig sein und diese Gedanken vor Ted verbergen. Wenn sie jetzt bereits plante, etwas gegen die Verbindung zu unternehmen, um sich davon zu befreien, mochte der verfluchte Zauber, den Sajol angewandt hatte, Ted verraten, dass sie mehr oder weniger gegen ihn handelte. Nein, zuerst musste sie mehr darüber herausfinden und zudem Teds Vertrauen gewinnen. Er war in ihrer Gegenwart viel zu wachsam, doch das würde sich mit der Zeit ändern. Und der erste Schritt bestand darin, ihn mit diesem Trank zu helfen, sich wieder an die unmittelbaren Umstände vor seinem Gedächtnisverlust zu erinnern. Allerdings musste es ein sanfter Trank sein. Es war nicht so, dass sie sich vor dem Schmerz, den ihre eigenen Tränke normalerweise verursachten, fürchtete -den würde sie schon aushalten.
    Aber Ted würde ihr sofort wieder misstrauen, wenn sie ihm Schmerz zufügte, um ihm zu helfen. Er war wirklich ein undankbarer Kerl.
    »So, da wären wir«, verkündete Madame Claire.
    Mysati stieg schnell aus dem Auto und war froh, dass das Geruckel vorerst ein Ende hatte. Sie ließ den Blick über die beschauliche Ansammlung von Häusern streifen, die das Dorf unterhalb des Châteaus bildeten. Die Herrscherin verspürte den Drang, ein wenig herumzulaufen, um das beengte Gefühl der Autofahrt loszuwerden. Sie entfernte sich vom Auto, ohne weiter auf ihre Begleiterin zu achten.
    »Ich hole die Ginsengwurzel und noch ein paar andere Zutaten, die vielleicht interessant sein könnten«, rief Madame Claire ihr hinterher.
    »Lassen Sie sich Zeit«, erwiderte Mysati. »Ich sehe mich hier mal ein wenig um.«
    Sie verspürte eine seltsame Aufregung darüber, dass sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Erde ohne Ted unterwegs war.
    Zugegeben, er verhielt sich nicht mehr ganz so bevormundend wie anfangs, aber er war eben einfach immer da, und das ging ihr mittlerweile fürchterlich auf die Nerven. Hätten Sajol und Maiisaro ihr Experiment nicht vor der letzten Phase abgebrochen, hätte sie nach Belieben über Ted verfügen können. Sie hätte ihn jederzeit zu sich rufen und vor allem auch wieder wegschicken können. Nun würde sie jedoch vielleicht nie wieder in der Lage sein, ohne ihn zu existieren. Sie hatte nichts gegen ihn persönlich - auch wenn er ihrer Meinung nach ein wenig lockerer sein könnte -, aber die Situation war einfach unerträglich.
    Das wäre sie mit jedem gewesen, ob man sie nun an ihren schlimmsten Feind oder ihren besten Freund gekettet hätte. Natürlich hatte sie gar keinen besten Freund, aber das spielte keine Rolle. Sie hatte ein Gefängnis gegen ein anderes eingetauscht, das auf den ersten Blick vielleicht keines war, sie tatsächlich aber mehr einschränkte als die Kuppel der Herrscher. Hier lag eine ganze neue Welt vor ihr, und sie konnte darin nie viel weiter gehen, als Ted es wollte. Natürlich kam auch er ohne sie nicht viel weiter, aber momentan fand sie es sinnvoller, Ted zu folgen und so wenigstens etwas zu sehen zu bekommen, anstatt schmollend in der Ecke zu sitzen.
    Und wenn Ted bald wirklich gegen diesen Tan Morano antreten musste -was der einzige Grund war, warum Sajol und Maiisaro ihnen überhaupt gestattet hatten, die Kuppel zu verlassen -, würde es zur Abwechslung vielleicht sogar mal richtig aufregend werden.
    Mysati ging an einem Gebäude vorbei, über dessen Eingang ein aus Holz geschnitzter gehörnter Kopf prangte. Darüber standen die Worte »Zum Teufel«. Sie hatte keine Ahnung, was sich in diesem Haus befand, aber es sah vielversprechend aus, daher beschloss sie, es sich demnächst einmal genauer anzusehen. Doch hier schien es

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