0987 - Asmodis' Retter
Damals war Kerr ein Halbdruide, der aufgrund seiner Begabung bei übersinnlichen Fällen eingesetzt wurde, der seinen Fähigkeiten aber ablehnend gegenüberstand. Kerr starb bei einem Kampf, als sich das Schwert Gwaiyur gegen ihn wandte, aber seine Seele fuhr in den Leib des gerade von einem Mafia-Killer erschossenen Reeders Luc Avenge. Kerr belebte den Körper wieder und führte seitdem das Geschäft des Original-Avenge weiter.
Schuld an Kerrs Rückkehr aus dem Totenreich war eine Wiederbelebungsaktion dreier magisch begabter Wesen auf dem Silbermond. Zu Beginn seines zweiten Lebens war Kerr/Avenge ein erbitterter Gegner von Professor Zamorra, aber nachdem er einsah, dass der Parapsychologe nicht die Schuld an seinem Ableben trug, hatte er seinen Frieden mit ihm geschlossen.
Nicht alle von Avenges Geschäften bewegten sich im Rahmen der Legalität, so wie die Abmachung, die er mit dem Anführer der Imuhagh traf. Aber solange er sich an das elfte Gebot hielt, das »Du sollst dich nicht erwischen lassen« lautete, konnte ihm nichts passieren. Und Avenge war äußerst vorsichtig bei allen seinen Geschäften. Als Silbermond-Druide vermochte er auch gewisse Beweise gegen sich unkomplizierter verschwinden zu lassen als normale Menschen, die nichts mit Magie zu tun hatten.
In den Gedanken seines Gastgebers las er, dass dieser ihn leicht übervorteilen wollte. Avenge verkniff sich ein Lächeln.
Auf die Verhandlungen, bei denen er den Preis zu drücken gedachte, freute er sich schon jetzt.
Der Druide öffnete die braunen Augen wieder. Er griff nach dem Teegefäss und hob es an die Lippen. Er lächelte seinem Gegenüber zu und unterhielt sich mit ihm über Belanglosigkeiten. Für Verhandlungen nahm man sich in diesen Breiten extrem viel Zeit.
Er schloss erneut kurz die Lider, damit sein Gesprächspartner nicht sehen konnte, dass sich seine Augen für die Dauer des Gedankenlesens schockgrün färbten. Das war ein Merkmal aller Silbermond-Druiden. Während der gedanklichen Sondierung erreichte ihn ein mentaler Schrei, ausgestoßen in höchster Not. Avenge stöhnte auf und zuckte zusammen. Dabei öffnete er weit die Augen. Er hatte einen telepathischen Todesschrei aufgefangen!
Und gleich darauf noch einen!
»Was ist mit Ihnen los, Effendi? Fühlen Sie sich unwohl«, erkundigte sich sein Gastgeber fürsorglich. Er blickte den Silbermond-Druiden abschätzend an. »Ihre Augen…«
»Was ist damit?«, stellte Avenge eine Gegenfrage, obwohl er genau wusste, weshalb der Imhuagh-Anführer erschrocken war. Er verfluchte sich innerlich dafür, dass er die Lider um eine Sekunde zu früh geöffnet hatte.
»Ich dachte zuerst, dass sie nicht mehr braun, sondern mit einem Mal grün wären«, murmelte sein Gastgeber. »Das muss an den Lichtverhältnissen liegen.«
Avenge entschuldigte sich damit, dass er seine Medikamente nehmen müsste und gern eine Pause von einer halben Stunde einlegen würde. Außerdem wäre die Zeit seines Gebets gekommen.
Er verließ das Zelt, sondierte die Umgebung mittels seiner telepathischen Fähigkeiten, und als er feststellte, dass er unbeobachtet war, versetzte er sich in den zeitlosen Sprung, die Möglichkeit der Silbermond-Druiden, große Entfernungen zu überbrücken.
Bevor er den zeitlosen Sprung anwandte, erfasste er telepathisch das Zielgebiet - das mitten in der Wüste lag - und stellte fest, dass sich hier niemand mehr am Leben befand. Insgesamt zwölf Menschen lagen bewegungslos mit verrenkt aussenden Gliedern auf dem steinigen Boden.
Er bemerkte gerade noch, dass sich ein unnatürlich bleiches Geschöpf mittels einer Fähigkeit versetzte, die seinem zeitlosen Sprung nahe kam. Nie zuvor hatte er ein derartiges Wesen gesehen.
Luc Avenge beugte sich über einen der Toten. Er sah unglaublich alt aus, total eingefallen und verschrumpelt. Avenge schätzte ihn auf mindestens einhundert Jahre. Als er sich den nächsten Leichen zuwandte, stellte er fest, dass alle dieses ungewöhnliche Aussehen und Alter aufwiesen. Sogar diejenigen, die er aufgrund ihrer Statur als Jugendliche ansah. Er hielt diese Tatsache für so bedeutsam, dass er von jedem der Toten ein Foto mit seinem Handy Marke TI-Alpha der Tendyke Industries Tochterfirma Satronics knipste.
Luc Avenge glaubte nicht daran, dass eine Gruppe extrem alter Menschen eine Expedition mitten in die Wüste unternommen hatte. Er hatte weder die Zeit noch die Muße, diesen Extremfall zu untersuchen.
Aber er kannte jemand, dessen Spezialgebiet solche
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