0987 - Asmodis' Retter
darüber gemacht. Vom ersten Tag an, als ich Al-Ahmar vor den Dämonen rettete. Habe ich damit die Vergangenheit - oder aus deiner Sicht: die Zukunft - verändert? Oder habe ich erst dafür gesorgt, dass sie so eintritt, wie sie in unseren Geschichtsbüchern geschrieben steht? Habe ich Kinder gezeugt, die es ohne mich nie gegeben hätte, und so in den Lauf der Zeit eingegriffen?« Dylan seufzte schwer. »Aber soll ich dir etwas sagen? Es kümmert mich nicht mehr! Ich werde ohnehin nie mehr in meine Zeit zurückkehren, sondern hier sterben, lange bevor ich überhaupt geboren wurde. Es ist mir egal, ob ich unwissentlich Hitler, den Tod von John F. Kennedy, die Beatles oder die Mondlandung verhindert habe. Und den zukünftigen Menschen wird es auch egal sein, weil sie es nicht besser wissen werden.«
»Ich kenne die Leute nicht, von denen du sprichst. Dennoch ein interessanter Gedankengang.« Weißbart musterte Dylan einen Augenblick. »Er weist nur einen kleinen Fehler auf.«
»Tatsächlich? Und welchen?«
Der Alte strich sich mit der rechten Hand über das namensgebende Gewucher in seinem Gesicht. »Sieh dich doch an! Wie lange lebst du schon hier?«
Dylan wusste sofort, worauf sein Gegenüber hinauswollte. »Fast dreißig Jahre. Ich habe mich in dieser Zeit kaum verändert, ich weiß.«
»Kaum? Gar nicht!«
Der Schotte überlegte, ob er Weißbart davon erzählen sollte, dass er in seinem früheren Leben in der Zukunft von der Quelle des Lebens getrunken und dadurch die relative Unsterblichkeit erlangt hatte. Zumindest, bis die Quelle ihm diese Vergünstigung wieder weggenommen hatte, um sich vor dem Eindringen einer bösen Macht zu schützen.
Bereits vorher war er ein Auserwählter gewesen, dem eine außergewöhnliche Widerstandskraft gegen Krankheiten, ein besonders gutes Heilfleisch und eine verlangsamte Alterung gegeben war. Er war sich nicht sicher, ob er durch den Verlust der Unsterblichkeit den Auserwähltenstatus zurückerhalten hatte. Manche Indizien sprachen dafür, andere dagegen. Vèrmutlich hatte er sich zu einem Mittelding entwickelt, einem einmaligen Wesen auf der Welt. Denn außer ihm existierte kein ehemaliger Unsterblicher mehr.
Sollte er Weißbart davon erzählen?
Er entschied sich dagegen. Also sagte er stattdessen nur: »Und?«
»Heißt das, du wunderst dich darüber nicht?«
Dylan zuckte mit den Achseln. »Das Leben ist voller Geheimnisse«, meinte er unbestimmt. »Und du bist schließlich auch nicht älter geworden.«
Weißbart winkte ab. »Wir reden nicht von mir, sondern von dir. Willst du wissen, warum du nicht alterst?«
Der Schotte kniff die Augen zusammen. Kannte sein Gegenüber die Wahrheit?
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Weißbart fort: »Wenn deine Geschichte stimmt, gehörst du nicht in diese Zeit.«
»Was du nicht sagst.«
»Du bist ein Fremdkörper. Deshalb hat die Zeit keine Macht über dich, sodass du nicht alterst.«
Damit hatte Dylan nicht gerechnet. Lag er mit seiner eigenen Theorie daneben? Sollte Weißbart recht behalten? Das würde erst die Zukunft zeigen.
Oder die nicht ganz so weit zurückliegende Vergangenheit aus Sicht meiner angestammten Zeit, dachte Dylan. Warum müssen Zeitreisen nur so verdammt verwirrend sein ?
In diesem Augenblick flammte eine Idee in ihm auf. So einfach, so klar und doch so strahlend hell.
Noch bevor er sie aussprechen konnte, nahm Weißbart ihm das ab.
»Das ist der Fehler in deinem Gedankengang! Du wirst sehr wohl zurückkehren können. Du musst nur warten, bis du wieder in deiner Zeit ankommst. Dann bist du zuhause!«
***
Gegenwart
»Guter Plan«, sagte Zamorra. »Wenn auch etwas langwierig.«
Aus kleinen Augen sah Dylan ihn an. Offenbar hatte es ihn viel Kraft gekostet, die Mauern um seine Erinnerungen zumindest teilweise einzureißen. »Was tut man nicht alles, um euch wiederzusehen?«
»Aber trotzdem scheint etwas schiefgegangen zu sein.«
»Wie meinst du das?«
Zamorra erhob sich von der Bettkante und hängte sich das Amulett um. »Nun ja, deine Abreise in die Vergangenheit liegt mehrere Wochen zurück. Wenn alles geklappt hätte, wärst du rechtzeitig nach Andalusien gereist und hättest dein früheres Ich dort nahtlos ersetzt. Aber nein, du musstest ja unbedingt das Gedächtnis verlieren.«
»Ganz ehrlich? Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht genau das getan und uns aus einer Deckung heraus beobachtet habe. Aber… aber…«
»Aber was?«
»Ich weiß nicht. Irgendetwas ist schiefgegangen. Wie du gesagt
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