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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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nicht auch noch die letzte, sicher geglaubte Beute in ihre Gewalt gebracht zu haben.
    Eine Weile strich die Schrecke, der sich Nele um Haaresbreite hatte entziehen können, verwirrt durchs Unterholz, fast zeitlupenhaft jetzt in ihren forschenden Bewegungen.
    Nele indes war kaum noch in der Lage, sich auf den Gegner und sein Tun zu konzentrieren, denn etwas anderes lenkte sie vom ersten Moment an ab, den sie im Ghost-Modus zubrachte.
    Etwas, das fast schwerer zu verdauen war, als die Gefangennahme ihrer Freunde: Die paradiesische Landschaft, in der sie sich gerade noch befunden hatte, war verschwunden.
    Von einem Moment zum anderen ähnelte der Boden, auf dem sie lag, einem Krebsgeschwür.
    ***
    Im ersten Moment hielt sie es für eine Täuschung ihrer Sinne - vielleicht eine Folge des heftigen Schlags, den sie hatte einstecken müssen.
    Sie musste halluzinieren.
    Doch dann erkannte sie die Übereinstimmung zwischen der Landschaft, wie sie sich ihr jetzt bot, mit dem Aussehen des sterbenden Engels, den Nikolaus vor Jahrhunderten mit einer magischen Krankheit angesteckt hatte, die von ihm aus London mitgebracht worden war…
    ... und die er - daran gab es plötzlich keinen Zweifel mehr - auch nach Eden eingeschleppt hatte!
    Der Erkenntnis-Schmerz ließ sie fast aus dem Modus fallen. Sie konnte es gerade noch verhindern, für die Schrecken wieder sichtbar zu werden.
    Deren Chamäleon-Fähigkeit erinnerte in seiner Wirkung an Neles Gabe - nur war sie bei Weitem nicht so perfektioniert.
    Gebannt vom neuen Bild ihrer Umgebung, kam sie auf die Beine und entfernte sich von der Stelle, wo die Schrecken Paul, Naru, Aun und Rami in ihre Gewalt gebracht hatten.
    Für die Gefangenen schien sich die Landschaft unverändert zu präsentieren - als paradiesischer Flecken.
    Und für die Insektoiden?
    Nele hätte zu gern gewusst, ob wenigstens sie, als Eden-Bewohner, die Wahrheit hinter der schönen Tünche kannten.
    Während die Kinder entweder weinten oder ängstlich schrien, versuchte Paul, mit den Schrecken zu kommunizieren.
    Armer, wackerer Paul.
    Sie merkte, wie stark er ihr ans Herz gewachsen war, seit sie zusammen durch die Welt zogen.
    Gleichzeitig wurde ihr bewusst, dass Pauls Leben jeden Moment enden würde - nicht, weil die unbarmherzigen 40 Jäger ihn meuchelten, sondern weil seine Dreistunden-Frist nun wirklich allmählich abgelaufen sein musste.
    Wie würden die Schrecken reagieren, wenn ein Exemplar ihrer Beute plötzlich aufhörte zu atmen und in ihren Fängen erschlaffte? Würden sie Paul einfach fallen- und zurücklassen? Oder würde sie ihn die Vorstellung, sie könnten ihn auf ihren Speiseplan setzen, vielleicht sogar an Ort und Stelle verzehren, legte sich wie ein Schock über Neles Gedanken.
    Ich muss etwas unternehmen!
    Aber was?
    Plötzlich setzte sich der Tross in Bewegung. Während die Schrecken fast bis zur Unsichtbarkeit mit ihrer Umgebung verschmolzen, blieb ihre Beute klar sichtbar.
    Wie abgefeuerte Pfeile rasten sie dahin.
    Und Nele heftete sich an ihre Fersen. Im Ghost-Modus berührten ihre Füße kaum den von Krankheit und Fäulnis gezeichneten Boden.
    7.
    Nicole balancierte mit einer Hand das schwer beladene Tablett, mit der anderen klopfte sie gegen die Tür von Carries Zimmer.
    »Frühstücksservice! Darf ich eintreten?«
    Keine Antwort.
    Besorgt senkte sich Nicoles Hand zum Türknauf. Wenig später stand sie im Zimmer.
    Und traute ihren Augen nicht.
    Carrie lag in einer Haltung vor ihr, als hätte sie sich in eine Decke eingekuschelt - nur dass da keine Decke war, nicht einmal das Bett, das da hätte sein müssen!
    Das Geschirr schepperte auf dem Tablett, als Nicole es achtlos auf die Kommode zu ihrer Linken stellte und dann zu Carrie eilte.
    Das Regenbogenmädchen schlief tief und fest, es hatte sie noch gar nicht bemerkt. Der Atem ging gleichmäßig und ruhig.
    Nicole entschied sich, Zamorra dazu zu rufen, bevor sie Carrie weckte.
    Er kam gerade aus dem Bad, als sie das Zimmer stürmte.
    »Nicht schon wieder«, stöhnte er, als er ihre Aufregung bemerkte. »Irgendwas mit Carrie?«
    Er verstaute das Amulett unter dem frischen Hemd und schloss die Knöpfe. Ansonsten war er picobello angezogen -im Gegensatz zu Nicole, die in Morgenmantel und Filzpantoffeln durch das Schloss geisterte. Sie hatte Carrie mit einem Frühstück im Bett überraschen -und versöhnen - wollen. Das mit dem Bett würde schwierig werden.
    »Irgendwas - so könnte man sagen. Aber sieh’s dir selbst an!«
    Er folgte ihr in

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