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0988 - Das Labyrinth von Eden

0988 - Das Labyrinth von Eden

Titel: 0988 - Das Labyrinth von Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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beide aus dem Weg räumen?« Er schüttelte den Kopf. »Nehmen wir uns nicht zu wichtig. Es gab vor uns Widerstand gegen die Hölle und ihre Schergen, und es wird diesen Widerstand auch nach uns geben.«
    »Na ja«, sagte Nicole. »Das mag sein. Aber ich wäre gerne auch künftig mit dabei. Du nicht?«
    8.
    Eden
    Nele verschwand vor seinen Augen.
    Die Riesenschrecken blieben, und eine von ihnen hatte Paul Hogarth genau zwischen den Fängen.
    Er wehrte sich nach Kräften. Aber das reichte nicht gegen die unbeugsame Kraft, mit der er fest- und in Schach gehalten wurde.
    Die Arme des Insektoiden pressten ihn so fest gegen den Chitinpanzer, dass er glaubte, seine Rippen knacken zu hören.
    Nele war fort - aber er und die Saleh-Kinder hatten die Chance verpasst, ihr in die Unangreifbarkeit zu folgen, die sie mittels ihrer Gabe aufzubieten vermochte. Der nötige Hautkontakt war nicht mehr zustande gekommen. Und jetzt…
    Jetzt haben sie uns. Jetzt erfahren wir, was sie mit Beute zu tun pflegen.
    Ohne dass er das Geringste dagegen zu unternehmen vermochte, zerrten die Schrecken ihn mit sich.
    Rasend schnell glitten sie durch die traumhaft schöne Landschaft. Bald endete die wellige Graslandschaft und führte durch einen Wald, der größer und dichter wirkte als die Bäume, zwischen denen Paul das Bewusstsein wiedererlangt hatte.
    Plötzlich fiel ihm ein, dass er eigentlich längst gestorben sein müsste. Doch er hing lebendig - nunja, wenigstens der Definition nach - in den Fängen dieser Heuschrecken.
    Warum sterbe ich nicht?, fragte er sich. Galt das Gesetz, dem er sich in der normalen Welt hatte beugen müssen, hier drüben nicht mehr?
    Aus dem gleichen Grund nicht, der aus Greisen wieder Kinder hatte werden lassen?
    Die Spekulation war müßig, solange nichts über die Kräfte bekannt war, die in Eden wirkten.
    Paul schloss immer wieder die Augen, wenn die Schrecke, die ihn trug, scheinbar genau auf einen Baum zuraste, als könnte sie seinem dicken Stamm nicht mehr ausweichen - und es im allerletzten Augenblick dann doch schaffte.
    Spielerisch leicht sogar, wie es schien.
    Was sind das nur für Wesen? Haben sie den frei gewordenen Platz eingenommen, als die Menschen gingen ?
    Er schüttelte den Kopf, weil es ihn selbst verblüffte, wie unkritisch er Überliefertes aus der Bibel übernahm. So war er früher nicht gewesen. Skepsis hatte zeitlebens sein Verhältnis zur Kirche geprägt, und Gott - nun, Gott war einfach nur ein Fantasieprodukt für ihn gewesen.
    Inzwischen hat sich daran einiges geändert. Sein Weltbild hatte Schrammen bekommen. Es war auf den Kopf gestellt worden. Seit er Menschen wie Zamorra kannte, Menschen wie Nele Großkreutz, deren Existenz und Wirken dem gesunden Menschenverstand Hohn sprach.
    Oder seit er selbst in Situationen gesteckt hatte, für die die Schulweisheit keine Erklärung bereithielt.
    Er hatte London fallen sehen.
    Er war gestorben und von den Kernen einer uralten, mystischen Frucht wieder ins Leben zurückgeholt worden, von der angenommen werden musste, dass sie vom biblischen Baum des Lebens gepflückt worden war.
    Was für ein Irrsinn!
    Und nun rauschte er durch einen Garten, in dem vielleicht einst Adam und Eva vor dem Sündenfall gewandelt waren.
    Immer wieder versuchte er hinter sich zu blicken, um einen Hinweis darauf zu finden, dass Nele sich an ihre Fersen geheftet hatte - trotz des aberwitzigen Tempos, den die Schrecken hinlegten.
    Er wusste, wozu die Frau, die schon im 13. Jahrhundert n. Chr. das Licht der Welt erblickt hatte, fähig war, wenn sie ihre Gabe entfaltete.
    Dennoch wucherten Zweifel hinter Pauls Stirn, ob es aus diesem Schlamassel noch einen Ausweg geben konnte.
    Und während er diesen Zweifeln ausgesetzt war, stoppten die Schrecken abrupt am Fuß eines bewaldeten Hügels, als hätten sie ihr Ziel, zumindest ihr vorläufiges, erreicht.
    Paul starrte in die leichenblassen Gesichter der Saleh-Kinder.
    Doch rasch wanderten seine Blicke tiefer zu den behandschuhten Händen, deren Lederschutz in Flammen stand.
    ***
    Die Flammenhände schienen für enorme Aufregung unter den Insektoiden zu sorgen. Aber als Bedrohung empfanden sie sie offenkundig nicht. Im Gegenteil.
    Für kurze Zeit schien Paul vergessen. Selbst die Schrecke, die ihn hierher verschleppt hatte, entließ ihn aus ihren Fängen und wandte sich lieber den Knaben zu. Paul fühlte sich einfach fallen gelassen. Er landete im weichen Gras, und sofort suchte er fieberhaft nach einem Weg, die Ignoranz, die ihn

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