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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hat?«
    »Ja.«
    »Wer?« Ich konnte es mir vorstellen, wollte es aber von ihm wissen, und war nicht überrascht, als er sagte: »Dieser Arzt Dr. Gordon wußte bereits zu viel. Er war der Anfang.«
    Ich blieb ruhig, obgleich es in mir brodelte. »Und was ist mit der Mutter?«
    »Sie lebt noch, aber sie wird ebenfalls an die Reihe kommen. Doch das hat Zeit.«
    »Klar«, erklärte ich, »denn es gibt noch andere Personen, die aus dem Weg geräumt werden müssen.«
    Er nickte und blieb dabei sehr ernst. »Eine Person davon steht direkt vor mir…«
    ***
    Celia Wayne wußte, was geschehen würde, und sie wollte es nicht unbedingt mitbekommen. Deshalb hatte sie sich nach dem Gespräch mit dem Fremden so rasch wie möglich entfernt. Sie kannte sich in der Disco aus und war schnell gelaufen. Dabei glaubte sie auch, den Chinesen als Verfolger gesehen zu haben, aber sie war sich nicht ganz sicher. Jedenfalls wollte sie allein sein und die Disco dabei auch nicht verlassen. Es gab nur eine Chance.
    Hinter der Theke, wo die Dunkelheit nicht von dem grünen Kunstlicht vertrieben wurde, existierte eine schmale Tür. Es war der Notausgang. Er führte gleichzeitig zu den Toiletten, auf die man um diese Zeit noch gehen konnte.
    Celia zerrte die Tür auf, hielt sie fest und drehte sich auf der Schwelle stehend um. Sie suchte nach ihrem Verfolger, der im Moment allerdings nicht zu sehen war. Er schien von den wogenden Leibern der Tänzer verschluckt worden zu sein.
    Es lief gut. Celia huschte in den düsteren Toilettengang, wo die Wände noch das nackte Mauerwerk zeigten. Der Verputz hatte sich an zahlreichen Stellen gelöst. Die rötlichen Ziegelsteine waren zu sehen. An gewissen Stellen waren sie auch besprayt und bemalt worden, aber die Farben verschwammen im düsteren Licht der Notbeleuchtung. Im Gang stank es nach alten, feuchten Lappen, die niemals ausgewrungen worden waren.
    Die Toilettentür lag an der rechten Seite. Mit der Schulter wuchtete Celia sie auf, hörte einen leisen Schrei und sah ein junges Mädchen, das zurückgegangen war und beide Arme schützend vor sein Gesicht gerissen hatte.
    »Kannst du nicht aufpassen, du Miststück? Scheiße, bald hättest du mir das Gesicht eingeschlagen.«
    »Sorry.«
    »Ja, geh schon auf den Topf.«
    Celia war durch den Vorraum geeilt und dorthin gelangt, wo die Toiletten lagen. Tür reihte sich an Tür. Insgesamt fünf waren es. Keine Tür schloß direkt mit dem Boden ab. Das gelbschwarze Fliesenmuster setzte sich auch in den Toilettenräumen fort.
    Celia hatte sich für die letzte entschieden, stieß die Tür zu und ließ sich auf die Schüssel fallen. Sie atmete tief durch und schloß die Augen, als wollte sie nichts mehr mitbekommen.
    Aber das traf bei ihr nicht direkt zu. Zwar blieb ihr die Kabine mit den schmutzigen Innenwänden verborgen, aber durch ihren Kopf geisterten wieder die Bilder der Erinnerung. Wie ein Diavortrag.
    Sie wurde von einer dürren Gestalt gehalten, die geschlechtslos zu sein schien. Dann wurde sie hingelegt. Das Licht über ihr verteilte sich wie zahlreiche Sonnen. Man zog sie aus. Sie wimmerte. Sie hörte sich als Kleinkind wimmern und hielt sich dabei selbst die Ohren zu, um sich diese Geräusche nicht mehr anhören zu müssen.
    Aber das Wimmern blieb. Eine Erinnerung an so frappierende Dinge ließ sich einfach nicht abstellen. Da hatte es auch keinen Sinn, wenn sie sich die Ohren zuhielt.
    Sie ließ die Hände sinken.
    Die Umgebung war noch vorhanden, aber sie war in den Hintergrund getreten. Zu plastisch waren die Erinnerungen an damals, als man sie von dieser Welt weggeholt hatte.
    Celia war sehr klein gewesen – und sehr jung. Gerade mal zwei Jahre alt. Die Bilder, die ein normaler Mensch längst vergessen hätte, drängten sich bei ihr wieder durch. Sie lag in einer kalten, hellen und fremden Umgebung. Man hatte sie ausgezogen, und über ihren Körper glitt etwas Kaltes hinweg.
    Metall…
    Sie hörte sich wimmern. Und sie vernahm die Stimmen der Fremden. Sie unterhielten sich, aber sie redeten in einer Sprache miteinander, die Celia nicht verstand.
    Etwas passierte mit ihrem Körper. Dünne Nadeln oder Sonden drangen in ihn ein. Auch nach so langer Zeit krümmte sich die auf der Toilette sitzende Frau, aber sie spürte keine Schmerzen. Sie merkte wohl, wie die Sonden immer tiefer in den kleinen Körper hineinglitten, und sie nahm auch die Stimmen der anderen wahr.
    Zischelnd und flüsternd. Hoch und sirrend zugleich. Sie kriegte plötzlich Angst,

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