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0989 - Das Erbe der Fremden

0989 - Das Erbe der Fremden

Titel: 0989 - Das Erbe der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, daß sie ihn uns vorstellen würde, aber die beiden trennten sich. Während Celia tiefer in die Disco hineinging, sahen wir den Fremden auf uns zukommen. Das brachte uns in eine Zwickmühle. Wir wollten Celia nicht aus den Augen lassen. Zugleich aber war der Fremde wichtig, und so trafen wir innerhalb der nächsten beiden Sekunden eine Entscheidung.
    Suko wollte sich um Celia kümmern. »Bleib du hier stehen, ich folge ihr.«
    Er huschte weg, bevor ich dazu noch etwas sagen konnte. Auch der Fremde hatte es gesehen. Er drehte den Kopf nach rechts und blickte Suko für einen Moment nach, ohne aber zu versuchen, ihn aufzuhalten, denn ich stand noch an derselben Stelle.
    Ich erwartete den Mann und war zugleich froh, daß Suko die Frau nicht aus den Augen ließ. Das Gesicht unter der Baskenmütze blieb bleich. Es sah aus, als hätte jemand eine dicke Haut über die Knochen gezogen. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangen fielen an gewissen Stellen ein. Der Mund war breit, und trotz dieser dicken und mir leicht wellig vorkommenden Haut wirkte das Gesicht schmal und hager. Der Mann hatte seine Hände in seinen Taschen vergraben. Er zog sie hervor, als er mich erreicht hatte.
    Wir schauten uns an.
    Ich hatte Mühe, dem Blick nicht auszuweichen, denn er war verdammt ungewöhnlich. Ich hatte schon in viele Augen geschaut, und es waren nicht nur menschliche darunter gewesen. Ich kannte die Augen von Vampiren, Werwölfen, die leeren Blicke der Zombies ebenso wie die Augen irgendwelcher Monstren.
    Das alles konnte mich nicht mehr erschüttern. Anders dieser Blick.
    Er war so fremd, und dies auf eine bestimmte Art und Weise. Ich suchte nach einer Erklärung dafür, gestand aber Schwierigkeiten ein, sie auch zu finden. Mit dieser Gestalt kam ich nicht zurecht. Der Mann sah zwar aus wie ein Mensch, aber ich hatte den Eindruck, als hielte er seine wahre Gestalt hinter dieser menschlichen Maske versteckt.
    Natürlich achtete ich auf die Reaktion meines Kreuzes. Aber da tat sich nichts. Es blieb völlig normal. Es gab keine Erwärmung, also stand kein Dämon vor mir.
    Und trotzdem sah ich ihn nicht als einen Menschen an. Ich vertraute da schon meinem Gefühl. Auch der andere beobachtete mich.
    Er blieb dabei gelassen. Seine Augen waren kalt, ohne Regung.
    »Was wollen Sie?« fragte ich.
    »Es geht um Celia.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Sie haben sie besucht, nicht wahr?«
    »Moment, was meinen Sie damit?«
    »In ihrem Zimmer. Bei Dr. Gordon. Ich weiß, daß Sie zu ihr gekommen sind.«
    »Ja, das stimmt. Wir hatten auch unsere Gründe, denn Sie scheinen Celia gut zu kennen und wissen sicherlich auch, über welche Fähigkeiten sie verfügt.«
    »Die sollte man ihr lassen.«
    »Pardon, Sie haben mich falsch verstanden. Ich will sie ihr nicht wegnehmen. Ich bin zu ihr gekommen, um sie zu beschützen. Möglicherweise auch vor ihren eigenen Fähigkeiten. Oder sehen Sie diese wirklich als normal an?«
    »Ganz bestimmt«, gab er nickend zu. »Für mich sind diese Fähigkeiten normal.«
    »Das unterscheidet uns dann.«
    »Ich möchte auch, daß sie so bleiben. Ich will, daß sich Celia entwickelt. Daß sie nicht gestört wird. Sie muß und sie wird ihren Weg gehen.«
    Ich drehte mein Whiskyglas zwischen den Händen, bevor ich einen Schluck trank. »Pardon, aber da komme ich nicht mit. Ihre Worte haben sich angehört, als wären Sie der Vater. Oder ein Erziehungsberechtigter. Aber das sind Sie ja nicht.«
    »Nein.«
    »Eben. Dann…«
    »Ich bin mehr als das«, unterbrach er mich. »Mehr als Sie überhaupt denken können. Ich bin ihr Mentor. Ich bin ihr Beschützer. Ich weiß genau, wann ich sie allein lassen kann und wann nicht. Ich bin immer zum richtigen Zeitpunkt da, um ihr Feinde vom Hals zu halten. Und dabei kenne ich keine Rücksicht, denn da bin ich mehr als ein Vater.«
    »Ein Übervater, wie?« fragte ich sehr locker. Nur war mir danach nicht zumute, denn ich wußte, daß die Suppe längst köchelte und wir uns dem Ziel näherten.
    »So etwas Ähnliches«, gab er zu. »Ich bin derjenige, der sie im Auge hat. Der immer für sie da ist…«
    »Auch für sie da war?«
    »Sicher.«
    »Damals ebenfalls, als Celia noch ein kleines Kind war und im Heim lebte?«
    »Auch zu dieser Zeit hat es mich bereits gegeben«, gab er zu.
    Ich zeigte ihm ein versonnenes Lächeln, obwohl mir danach nicht zumute war. »Soviel ich weiß, lebte Celia in einem Waisenhaus bei den Schwestern. Für eine gewisse

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