0989 - Die Zukunft der Orbiter
der Anlage bisher gehabt hatten.
Als der neue Tag heraufzog, setzte sich der Kommandant erschöpft- vor eines der Häuser. Es war für ihn vorgesehen und stand auf einem Hügel, von dem aus die Sicht weit über das Land reichte.
Karny Halker horchte in sich hinein.
Er war zum erstenmal in seinem Leben vorbehaltlos glücklich.
In der Nacht waren über zweihundert Häuser entstanden, und überall sah Karny Halker Orbiter, die glücklich und zufrieden waren. Das Gefühl, ein großes und bedeutendes Werk vollbracht zu haben, erfüllte ihn.
An seine Stellvertreterin Lenoy dachte er schon lange nicht mehr, da er sich von ihr nicht mehr bedroht fühlte.
*
Lenoy stellte eine Funkverbindung zu Martappon, dem vierten Planeten des Roggyein-Systems her, zu dem auch Woornar gehörte. Das Gesicht einer Schatten-Type erschien auf dem Bildschirm. Auch diese Frau trug ihr Haar offen, so daß Lenoy das Gefühl hatte, in einen Spiegel zu blicken.
„Ich muß den Schaltmeister sprechen", sagte sie, nachdem sie sich vorgestellt hatte. „Es ist wichtig."
„Das will ich hoffen", erwiderte ihre Gesprächspartnerin streng. „Auf Woornar muß allerhand geschehen sein. Wir hatten noch keine Zeit, uns damit zu befassen, weil wir hier alle Hände voll zu tun hatten. Was hast du zu melden?"
„Die Orbiter von Woornar haben die Anlage verlassen. Sie stehen unter dem Einfluß des Kommandanten, der offenbar den Verstand verloren hat."
„Wir werden uns darum kümmern."
„Es eilt", sagte Lenoy beschwörend. „Sie siedeln sich draußen in der freien Natur an."
„Weiter ist nichts?" fragte die Schatten-Type von Martappon belustigt.
„Genügt das nicht?" erwiderte Lenoy mit schneidend scharfer Stimme. Sie meinte, sich verhört zu haben, da sie überzeugt davon gewesen war, daß ihre Meldung heftige Reaktionen auf Martappon auslösen würde.
„Lenoy", sagte die Frau von Martappon nachsichtig, und ihre Augen funkelten vor Vergnügen. „Wir haben einen Ritter der Tiefe hier."
Lenoy verschlug es den Atem. Sie schluckte. Abermals glaubte sie, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen.
„Einen Ritter?"
„Allerdings. Einen Ritter der Tiefe. Wir haben ihn zweifelsfrei als solchen identifiziert. Hier ist einiges passiert, von dem du nichts wissen kannst. Dagegen ist das, was bei euch los ist, schon fast bedeutungslos. Dennoch werde ich den Schaltmeister und vor allem den Ritter informieren. Das geht jetzt jedoch nicht, denn Jen Salik, der Ritter, spricht gerade mit der Erde. Du mußt warten, bis das Gespräch zu Ende ist. Wir melden uns dann bei dir."
„Ja. Natürlich", sagte Lenoy verwirrt. „Ich warte."
Sie schaltete ab.
*
Julian Tifflor blickte flüchtig zu Homer G. Adams hinüber, der mit ihm vor dem Bildschirm des Hyperfunkgeräts saß. Auf diesem zeichnete sich das Gesicht Jen Saliks so klar und deutlich ab, als befände sich der Mann ebenfalls auf Terra.
Der ehemalige Klimaingenieur, der eine verblüffende Entwicklung erlebt hatte, berichtete mit leiser Stimme, was sich auf Martappon ereignet hatte. Er betonte, daß von nun an keine Gefahr mehr von den Orbiterflotten für die Menschheit ausgehen würde.
„Das Ultimatum ist gegenstandslos geworden", wiederholte er.
„Diese Nachricht habe ich mittlerweile weitergegeben", sagte Tifflor lächelnd. „Überall auf den von uns besiedelten Planeten herrscht eine ausgelassene Stimmung. Die Menschen feiern die Zukunft, die sie nun wieder vor Augen sehen."
„Zu Recht", entgegnete Jen Salik lächelnd. „Doch wir dürfen nicht vergessen, daß noch weitere Gefahren für die Menschen und die anderen Völker der Milchstraße bestehen."
„Das ist richtig", bestätigte Tifflor. „Es ist möglich, daß wir die Milchstraße verlassen müssen."
„Und dafür haben wir jetzt die Evakuierungsflotte, die ich Ihnen versprochen habe", erklärte Jen Salik überschwenglich. Sein ohnehin gerötetes Gesicht färbte sich noch .dunkler. „Wir haben die Flotte. Eine Armada von Keilraumschiffen, eine Zahl, die noch gar nicht zu übersehen ist."
„Die Flotte steht unter Ihrem Kommando?"
„Selbstverständlich", antwortete Salik.
„Fantastisch!" sagte Tifflor begeistert. Er schüttelte lachend den Kopf, weil er sich daran erinnerte, wie dieser kleine und unscheinbare Mann sich über alle Hürden hinweg zu ihm durchgekämpft hatte, von vielen als Schwätzer abgetan worden war und es doch geschafft hatte, ein Ziel zu erreichen, das sich niemand vorher auch nur hätte vorstellen
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