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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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jedoch keine Anstalten, sie näher vorzustellen. Er belegte seinen Toast mit gebratenen Nierchen und löffelte dazu ein weiches Ei.
    „Wie war die Nacht?“ begann er dann die Unterhaltung, während er in seiner Kaffeetasse rührte. Sein Blick war forschend auf Ann gerichtet.
    „Danke, gut. Irgendwann bin ich einmal von Musik aufgewacht, aber jemand stiftete dann schnell Ruhe, und so bin ich wieder eingeschlafen.“
    Davidson lächelte unmerklich.
    „Ja, ja, da war Musik, eine Unverschämtheit. Ich kann Sie übrigens wegen Ihres Verlobten beruhigen. Er ist soweit gesund und befindet sich in einem Sanatorium.“
    Ann fragte überrascht: „In einem Sanatorium?“
    „Ja, vorübergehend, wie ich annehme. Er hatte eine ähnliche Begegnung wie Sie, Miß Marley, nur daß er das den falschen Leuten erzählte.“
    „Also liegt er in einem Irrenhaus“, sagte Ann hart. Davidson neigte den Kopf.
    „Wenn Sie es so bezeichnen wollen? Ich finde, daß er dort ganz gut aufgehoben ist. Tatsächlich ist er ein wenig verwirrt wegen der unerklärlichen Ereignisse, die er als angehender Wissenschaftler nicht einordnen kann, aber das wird sich bald geben.“
    „Haben Sie etwas herausgefunden?“ fragte Ann, noch nicht beruhigt. Davidson nickte.
    „Ich bin noch nicht zu einem endgültigen Urteil gelangt“, gab er zu. „Aber es steht fest, daß in Woodcroft Mansions mehr im Spiel ist als ein Nest von kleinen Vampiren. Wenn es Ihnen recht ist, fahren wir nach dem Frühstück nach Woodcroft Mansions. Ich will mir das Haus einmal ansehen.“
    „Wenn da tatsächlich etwas ist, glauben Sie, daß man Sie irgendwelche Untersuchungen anstellen läßt?“
    „Warum nicht?“ fragte er zurück. „Freilich werde ich nicht durch die Luftschächte und Müllschlucker kriechen. Wer einen Blick dafür hat, erkennt an anderen Zeichen, was los ist.“
    „Sie drücken sich sehr unbestimmt aus, Mr. Davidson“, sagte Ann bekümmert. „Entschuldigen Sie!“
    Davidson lächelte.
    „Für Außenstehende ist es tatsächlich schwer zu verstehen. Der ständige Kampf zwischen zwei Welten ist sehr ernst, und er greift überall und jederzeit in das alltägliche Leben ein. Nur merken es die wenigsten. Wenn in einer Todesanzeige steht, daß jemand an einem Herzschlag verschieden ist, so ist das eine sehr vordergründige Diagnose, wie Sie als Medizinerin wissen. Daß nur zu oft dahinter blanker Mord mit den Waffen der anderen Welt steckt, wird nicht offenbar.“
    „Wirklich?“
    „Leider ist es so. Sie werden in diesen Tagen einige Zeichen kennenlernen, die Ihnen bei Gelegenheit mehr verraten. Sind Sie mit dem Frühstück fertig?“
    Ann nickte und legte das Besteck nieder. Davidson erhob sich.
    „Dann wollen wir fahren. Hedwige hütet das Haus, nicht wahr?“
    Er blickte die junge Frau freundlich an, die ebenfalls aufstand.
    „Ich werde aufpassen. Wenn wir es mit Molek selbst zu tun bekommen…“
    Sie verstummte auf ein Zeichen Davidsons.
    „Berufe es nicht, Hedwige.“
    Er berührte Ann leicht am Arm und führte sie hinaus.
    „Sie sind mit einem Taxi gekommen, nicht wahr?“
    Ann nickte.
    „Wir werden meinen Wagen nehmen.“
    Neben dem Haus war eine Garage. Sie enthielt einen sportlichen Zweisitzer, den Davidson mit größter Selbstverständlichkeit startete und auf die Straße fuhr. Als er in dem grell roten Flitzer Platz genommen hatte, schien er sich abermals verjüngt zu haben. Möglicherweise war das aber auch nur die gerade Haltung, zu der ihn der Wagen zwang.
    Ann kletterte ebenfalls hinein. Davidson wendete auf der schmalen Straße, und dann schossen sie davon.
    Sie wunderte sich, mit welcher Sicherheit der alte Mann fuhr. Er hielt sich an keine Geschwindigkeitsbegrenzung, schien auch rote Ampeln keineswegs als verbindlich zu betrachten und fuhr auf der großen Ausfallstraße einen regelrechten Slalom zwischen den langsameren Wagen hindurch.
    „Waren Sie früher einmal Rennfahrer?“ fragte das Mädchen. Mit einem amüsierten Seitenblick schüttelte er den Kopf.
    „Durchaus nicht. Aber dieses alberne Umherkriechen auf den Straßen macht einen nervös, wenn man andere Arten der Fortbewegung kennt.“ Er bremste abrupt und bog nach rechts auf die Zufahrt zu den Wohntürmen ein. Auf dem Parkplatz von Block B stellte er den Wagen in eine reservierte Nische und sprang mit jugendlichem Schwung heraus. Der Parkwächter näherte sich. Ann, die sich auf eine Auseinandersetzung gefaßt machte, bemerkte voller Erstaunen, wie der Uniformierte nach

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