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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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einem Moment des Zögerns ehrerbietig grüßte, dann auf ihre Seite kam, den Wagenschlag öffnete und ihr heraus half.
    „Was haben Sie mit dem Mann angestellt?“ fragte sie, als sie außer Hörweite waren. Davidson verzog den Mund.
    „Ein billiger Taschenspielertrick. Er hält mich für einen seiner Bosse.“
    „Schnellhypnose?“ fragte sie fachmännisch. Er nickte.
    „Eigentlich sollte ich nicht mit solchen Mitteln arbeiten“, gab er zu. „Aber es geht um Wichtiges, und da kann man sich wirklich nicht von den lächerlichen Widrigkeiten des Alltags behindern lassen.“
    „Dann nehmen wohl auch die Polizisten auf dem Weg hierher an, daß sie ein Fahrzeug mit Sonderrechten gesehen haben, wie?“
    Er nickte wie ein ertappter Schuljunge.
    „Feuerwehr. Kommen Sie, und vergessen Sie das!“
    Er zog sie durch die automatische Tür in die Halle. Dort blieb er stehen und sog prüfend die Luft durch die Nase.
    „So riecht es hier immer“, sagte sie. „Jerry sagt, es sind irgendwelche Isolierstoffe im Anstrich.“
    „So kann man es nennen“, bemerkte er kurz. Er ließ die Augen durch die Halle schweifen, musterte die Ornamente auf dem Fußboden und an den Wänden. Dann zog er sie zu der großen, beleuchteten Übersichtstafel, die einen Grundriß des ganzen Komplexes bot.
    „Schauen Sie!“
    „Ja. Ich kenne die Anlage. Man hat die Hochhäuser in Form eines Sterns angeordnet. Jerry hat es mir als die rationellste Gliederung erklärt, mit den Verbindungswegen und dem Einkaufszentrum in der Mitte und dem Busbahnhof, der von allen Seiten gleichermaßen zu erreichen ist.“
    Davidson blickte sie von der Seite an.
    „Ich sehe das ein bißchen anders. Was Sie als technisch bedingten Stern betrachten, ist in Wirklichkeit ein Pentagramm, das uralte magische Symbol. Der Erbauer dieser grandiosen Wohnanlage dürfte ein Eingeweihter gewesen sein, aber leider hat er sein Werk nicht vollenden können.“
    „Wieso?“
    Davidson wies auf die rechte, obere Ecke des Plans.
    „Das Pentagramm ist nicht geschlossen. An diesem Punkt fehlt ein Turm. Er ist zwar geplant, aber nicht erbaut worden. Dadurch wird das ganze Zeichen, das dem Bau zugrunde liegt, wirkungslos. Ist ein Grund dafür angegeben worden?“
    „Ich weiß nicht“, sagte Ann zögernd. „Da ist eine verlassene Baustelle, das stimmt. Aber seit Jahren wird dort nicht mehr gearbeitet. Mit dem Untergrund soll etwas nicht in Ordnung sein.“
    Davidson lachte bitter.
    „Das glaube ich auch. Aber lassen Sie uns weitersehen!“
    Er führte sie zu der breiten Treppe, die sich im Hintergrund der Halle zum Zwischengeschoß emporschwang.
    „Betrachten Sie einmal den Hallenboden“, forderte er sie auf. „Was sehen Sie?“
    „Bis heute hätte ich gesagt: farbige Ornamente aus Kunststein. Jetzt nehme ich an, daß auch diese Linien eine Bedeutung haben.“
    „Ganz richtig. Rings um die Halle zieht sich wieder ein Pentagramm. Aber ich möchte wetten, daß es ebenfalls eine Lücke hat, nur kann man sie nicht so leicht erkennen. Sie dürfte unter den Tischen der Pförtner sein. Aber betrachten Sie die Eingangswand!“
    Ann tat es und bemerkte ein Muster von eigenartiger graphischer Schönheit.
    „Das gefällt mir. Ich habe noch nie so richtig darauf geachtet.“
    „Als Muster ist es auch recht nett. Wer es entworfen hat, wollte damit etwas gegen den bösen Blick tun, aber es scheint ihm nicht ganz gelungen zu sein.“
    „Böser Blick?“ lächelte sie. Davidson nickte ernst.
    „Eine Bezeichnung, nichts weiter. Der Glaube daran geht durch alle mediterranen Kulturen und bis in den fernen Osten. Überall werden Sie diese Ornamente finden. Auf indischen Saris, in persischen Teppichen, an römischen Häusern: den Tropfen mit der nach rechts abgebogenen oberen Spitze.“
    „Wirklich, da Sie es sagen, erinnere ich mich. Es ist ein häufiges Ornament, aber ich habe nie gewußt, daß es etwas bedeutet.“
    „Sehen Sie genau hin“, sagte er. „Bei all diesen Kairis – so heißen sie – ist die Spitze, die nach rechts weisen soll, nicht vollendet, sondern offen. Das nimmt auch diesem Zeichen seine Wirkung. Langsam sehe ich klar.“
    „Ja?“
    „Jemand hat diesen Bau gestört, noch mehr: ich fürchte, daß er ihn schon völlig in seine Hand bekommen hat. Wir werden das untersuchen müssen.“
    Ann erschrak.
    „Sind wir denn hier sicher?“
    „In dem Sinne, daß wir nicht mit dem Lift steckenbleiben, vermutlich. Auf manches andere müssen wir uns gefaßt machen. Kennen Sie

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