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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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in diesem Hochhaus einen Gemeindebezirk einzurichten und mich zu seinem Hirten zu machen. Gehören Sie etwa dazu?“
    Der Alte schüttelte den Kopf.
    „Ich habe es mein Leben lang, und das ist eine sehr beträchtliche Zeit, fertiggebracht, in menschenwürdigen Behausungen zu leben und gedenke nicht, auf meine alten Tage noch in eine solche Wabe zu ziehen“, sagte er angewidert. „Davidson ist mein Name, und dies ist Miß Ann Marley.“
    „Angenehm“, gab Reverend Corse mit einem milden Seitenblick auf das junge Mädchen zurück. „Was kann ich für Sie tun? Benötigen Sie mich in meiner Eigenschaft als Priester?“ Er schien den Verdacht zu hegen, daß dies ungleiche Paar vielleicht vor seinem Altar zu heiraten gedachte. Davidson räusperte sich und sah zu der grauen Alten hinüber, dann packte er den Geistlichen kurzerhand am Ärmel seiner Soutane und zog ihn beiseite.
    Ann sah sich in der Kirche um. Wenn man vergaß, daß sie mitten in einem Hochhaus lag, machte sie einen ganz normalen Eindruck. Natürlich war sie modern ausgestattet, mit indirekter Beleuchtung, elektronischer Orgel, Klimaanlage und Plastikbänken.
    Davidson winkte. Ann ging hinüber und gesellte sich zu dem Priester und dem Professor.
    „Ich habe den Reverend halbwegs in unsere Probleme eingeweiht“, murmelte Davidson. „Besser gesagt, in unsere Beobachtungen. Ich muß ihm überlassen, seine Schlüsse daraus zu ziehen und kann ihm beispielsweise nicht zumuten, an Vampire zu glauben.“
    „Allmählich glaube ich hier an alles, was mir mein Bekenntnis nicht ausdrücklich als abwegig verbietet“, sagte der Reverend bitter. „Wenn ich zusammenzähle, welche Schwierigkeiten man mir und meiner Gemeinde in den Weg gelegt hat, bin ich durchaus geneigt, Teufelswerk darin zu vermuten. Sie können meine Kirche haben, wenn es Ihnen auch nur das Geringste nützt. Gottesdienste sind für heute sowieso nicht vorgesehen, so daß Sie das bißchen Gemeindeleben kaum stören. Mitten auf dem Altar werden Sie sich ja wohl nicht gerade installieren?“
    „Gewiß nicht. Übrigens, wonach riecht es hier, Reverend?“
    Der Geistliche lachte trocken auf.
    „Das ist ein Teufelszeug. Angeblich handelt es sich um Rückstände aus irgendwelchem Isoliermaterial im Lüftungssystem. Nur merkwürdig, daß es immer besonders übel riecht, wenn hier eine Andacht auf dem Programm steht oder ein Gottesdienst!“
    „Sind Sie sicher, Reverend?“
    „Ganz sicher, ich habe darüber Buch geführt. Allerdings gibt es auch noch andere Gelegenheiten, wo uns der Gestank plagt. Freitags zum Beispiel, besonders am Abend und in der Nacht.“
    „Interessant“, sagte Davidson. „Heute ist Freitag.“
    Der Geistliche machte eine vage Handbewegung.
    „Freitags ist in diesem Haus sowieso immer etwas Besonderes los. Ich habe festgestellt, daß fast alle ehelichen Auseinandersetzungen freitags stattfinden. An diesem Tag haben wir die meisten Streitereien und tätlichen Auseinandersetzungen.“
    Davidson nickte.
    „Der Freitag hat eine viel längere Tradition und eine tiefere Bedeutung, als die meisten Menschen wissen.“
    „Das ist mir neu“, sagte Reverend Corse. „Aber ich denke, wir sollten jetzt lieber überlegen, was gegen den Gestank zu tun ist. Vielleicht hilft es, wenn ich den Teppich etwas anfeuchte, den ich über das Lüftungsgitter gelegt habe?“
    „Möglich. Aber warum wollen Sie es dabei bewenden lassen? Haben Sie einen kräftigen Staubsauger?“
    „Einen Staubsauger?“ fragte er verwundert. Er wandte sich an die alte Frau, die jetzt begonnen hatte, die Bänke zu polieren. „Haben wir einen Staubsauger?“
    Die Frau nickte eifrig, eilte davon und kam wenig später mit einem fahrbaren Gerät zurück. Befriedigt nickte Davidson.
    „Jetzt brauche ich Weihrauch.“
    Ann hatte auf einmal einen spitzbübischen Ausdruck im Gesicht.
    „Ich glaube zu wissen, was Sie vorhaben. Darf ich das übernehmen? Mit Haushaltsgeräten kenne ich mich wahrscheinlich ein bißchen besser aus!“
    Sie nahm der Frau das Gerät aus der Hand und fuhr es hinüber zum Luftschacht. Dann schraubte sie den dicken Schlauch von der Düse und führte ihn am anderen Ende in die Maschine ein. Die Schlauchmündung schob sie unter den Teppich. Dann steckte sie den Stecker in die Dose.
    „Sehr gut“, lobte der Professor. Der Reverend kam mit einer Schale Weihrauch.
    „Genügt das?“
    „Ich weiß nicht. Wenn wir im System der Klimaanlage eine gewisse Fernwirkung erreichen wollen, dürfte es schon

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