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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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mehr sein!“
    „Meine Vorräte sind begrenzt“, meinte der Reverend bekümmert. „Aber ich opfere sie gern, wenn ich damit dieses dauernde Ärgernis beseitigen kann!“ Er holte noch ein Paket aus der Tasche und legte es dazu.
    „Zünden wir es an!“
    Die Räuchermittel begannen zu qualmen. Dick und süßlich quoll der Rauch empor. Davidson nickte dem Mädchen zu, und Ann schaltete den Staubsauger ein. Der Weihrauch wurde sofort in die Ansaugöffnung des Geräts gesogen und am anderen Ende durch den Schlauch in das Lüftungssystem geblasen.
    Der Geistliche lächelte voller Befriedigung.
    „Was wird nun geschehen?“ fragte er.
    „Ich denke, daß eine ganze Menge Leute im Haus jetzt ungewohnte Beschwerden bekommen. Ich werde mich einmal umhören!“ Davidson stand auf. „Halten Sie die Sache hier in Gang“, bat er Ann. „Sollte sich jemand beschweren, dann berufen Sie sich auf die freie Religionsausübung, die der Staat garantiert.“
    „Meinen Sie nicht, daß dies ein wenig darüber hinausgeht?“
    „Die Grenzen sind fließend“, sagte Davidson, schon bei der Tür. „Gegen Glockengeläut wird ja zum Beispiel auch nichts unternommen!“
     

     

Als er auf den Gang trat, öffnete sich weiter unten eine Apartmenttür, und ein junger Mann taumelte heraus. Er preßte ein Tuch vor die Nase und sein Gesicht war grün. Davidson spazierte auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „Ist Ihnen nicht gut?“ fragte er teilnahmsvoll. Der Mann blickte ihn aus tränenden Augen an.
    „Mir ist verdammt nicht gut!“ keuchte er. „Übel ist mir, sterbensübel!“
    „Kommen Sie“, sagte Davidson und führte ihn ein paar Schritte bis zur Halle vor den Lifttüren. Hier waren Sessel und eine Couch, auf die er den Mann bettete. Schweiß perlte auf der Stirn des Fremden und ein Zittern beherrschte seinen ganzen Körper. Davidson öffnete ihm den Hemdkragen und löste den Knoten der Krawatte.
    Ein silbernes Kettchen kam zum Vorschein. Davidson nestelte es heraus. An seinem Ende hing ein kupferner Anhänger, und der Gelehrte lächelte, als er das ornamentale Symbol darauf erkannte.
    „Probieren wir’s“, murmelte er. „Auf einen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an!“
    Er legte dem Mann, der sich nun wie im Schüttelfrost wand, die Kupfermünze auf die Stirn, strich mit der Hand in verschiedenen Richtungen darüber. „Sator, opera tenet, Arepo Rotas“, sagte er. Augenblicklich ließ das Zittern nach. Der Atem wurde ruhiger, und nach wenigen Minuten schlug der Patient die Augen wieder auf.
    „Das war furchtbar“, stammelte er. „Was haben Sie mit mir gemacht?“
    „Ein leichtes Unwohlsein“, tröstete ihn der Professor. „Ich denke, Sie sind wieder in Ordnung. Fahren Sie hinunter, und gehen Sie ein wenig an die frische Luft. Vielleicht stimmt hier irgend etwas nicht mit der Klimaanlage.“
    „In meinem Zimmer hat es fürchterlich gestunken!“ stimmte der Mann zu.
    „Laß das nur nicht den Erzbischof hören!“ dachte Davidson. Er half ihm hoch, holte einen Lift herbei und brachte ihn hinunter in die große Halle. Hier herrschte noch mehr Betrieb als an anderen Abenden. Vor allem die beiden Pförtner hatten zu tun. Vor ihren Tischen drängten sich die Leute, und es schienen ausnahmslos Beschwerden zu sein, die sie vorzubringen hatten. Die beiden Uniformierten telefonierten pausenlos. Auf den Bänken an den Wänden saß eine ganze Reihe von Bewohnern, denen es offensichtlich nicht gutging. Davidson grinste.
    „Sollte mich nicht wundern, wenn sie inzwischen hinter unseren kleinen Trick gekommen wären“, überlegte er. „Wahrscheinlich treffen sie schon ihre Gegenmaßnahmen. Sehen wir einmal nach!“
    Er nahm einen Lift, der zu den Tiefgaragen hinunterfuhr, und ließ sich in das unterste Kellergeschoß hinab tragen.
    Hier mußte er sich durch eine ganze Traube von Leuten drängen, die mit ihren Wagen aus der Stadt gekommen waren und nun in ihre Apartments wollten. Er geriet dabei dicht vor eine füllige Blondine und sah in ihrem Ausschnitt an einem Kettchen denselben Anhänger baumeln, den er bei dem bedauernswerten jungen Mann entdeckt hatte. Diese Münze war aus Silber. Gab ihr das vielleicht das Recht, sie offen zu zeigen? War sie höhergestellt? Sie wirkte selbstbewußt und schien irgendwelche Vorrechte zu genießen, denn man machte ihr Platz, als sie sich vordrängte und den einzigen Klappsitz in der Liftkabine mit Beschlag belegte.
    Davidson sah sich in der Kellergarage um.

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