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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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Die Patienten kommen ausnahmslos aus bestimmten, benachbarten Wohnbezirken des Hauses. Dazu muß eine besondere Disposition treten, denn es sind keineswegs ganze Familien oder Wohngemeinschaften befallen. Außerdem scheint die Sache harmlos zu sein, denn bisher sind mir nur Besserungen bekanntgeworden, keine Verschlimmerungen des Zustandes.“
    „Dann möchte ich mich lieber um die Ursachen kümmern, wenn Sie hier allein fertig werden“, schlug Davidson vor. „Haben Sie schon einmal daran gedacht, daß die Klimaanlage irgend etwas versprüht hat, daß manche Leute nicht vertragen?“
    „Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber ich hatte keine Zeit, dem nachzugehen. Vielleicht finden Sie etwas und können es abstellen. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Kollege!“
    Davidson murmelte einen Gruß und ging hinaus.
    Das ganze Hochhaus schien von summendem Leben erfüllt, als stünde irgendein besonderes Ereignis bevor. Davidson hatte eine so allgemeine, nicht faßbare Erregung bisher nur in Bienenstöcken erlebt. Etwas würde noch in dieser Nacht geschehen, Entscheidendes, wie er glaubte.
    Das Rauschen und Plätschern war wieder leiser geworden, und damit hatte sich Jerrys Angst gelegt, in diesem unterirdischen Wasserschloß an einen Pfeiler gefesselt ertränkt zu werden.
    Methodisch konzentrierte er jetzt seine Bemühungen darauf, seine Fesseln loszuwerden. Das Seil war mehrfach geschlungen, aber nur einmal verknotet. Wenn er die Windungen unten lockerte, zog es sich oben um so fester zusammen. Immerhin mochte es möglich sein, auf diese Weise ein Bein nach dem anderen zu befreien. Rhythmisch spannte und entspannte er seine Muskeln.
    Ab und zu mußte er innehalten, um Atem zu schöpfen. Als er mit seinen Bemühungen erneut beginnen wollte, vernahm er Schritte, die sich näherten. Kamen sie wieder, um ihn zu quälen? Zittern überfiel ihn, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht aufeinander schlugen.
    Sie kamen auf seinen Keller zu. Der Lichtschein einer starken Laterne fuhr über die Mauern. Dann traten sie ins Licht der Lampen, aber es waren zwei andere aus der Wächtertruppe, und zwischen sich trugen sie ein bewußtloses junges Mädchen. Ihr Kopf war auf die Brust gesunken, und die langen, blonden Haare verdeckten das Gesicht. Bekleidet war das Mädchen mit einem zerrissenen, langen Hemd, als hätten sie es aus dem Bett gezerrt.
    Ohne einen Blick auf Jerry, der in seinen Fesseln hing, schleiften sie das Mädchen zu einem der alten Maschinenfundamente und legten es darauf. Aus den Taschen holten sie dünne Drähte, rissen dem Mädchen Arme und Beine auseinander und banden die Gelenke an die herausragenden Schrauben, an denen wohl früher die Maschinensockel befestigt waren.
    Mit einem letzten Blick auf die Fesselung wandten sie sich ab und entfernten sich.
    Jerry sah angestrengt zu dem Mädchen hinüber. Die Brust bewegte sich unter regelmäßigen, aber flachen Atemzügen. Sie mochte gerade sechzehn Jahre alt sein, bestimmt nicht viel älter. War sie ihnen ins Netz gegangen wie er, hatte sie etwas gesehen, was nicht für ihre Augen bestimmt war?
    „Sie ist unschuldig“, sagte auf einmal die Stimme, die durch die ganze Halle drang und doch nicht zu lokalisieren war. „Sie wird heute nacht den Opfertod sterben, zusammen mit dir!“
    Wer auch immer da sprach, konnte Gedanken lesen. Jerry war darüber nicht sehr erschrocken, da er es nun genau wußte. Die Gewißheit gab ihm gleichzeitig ein Mittel in die Hand.
    Er vermied es sorgfältig, an die Fesseln seiner Füße zu denken, er konzentrierte sich vielmehr auf die reglose Gestalt des Mädchens. Dann kam ihm ein anderer Einfall. Die Stimme hatte vom Opfertod gesprochen. Das war ganz bestimmt kein christliches Ritual. Er dachte zurück an seine Heimat in den Bergen, an das schlichte Kreuz in der Dorfkapelle. Es füllte sein ganzes Vorstellungsvermögen aus.
    Und dann knackte es auf einmal, das Geräusch schien aus allen Ecken zu kommen. Jerry lächelte, sein Trick war gelungen. Man hatte die Lautsprecher abgeschaltet. Die Projektion des christlichen Symbols in sein Bewußtsein war dem anderen offenbar so lästig geworden, daß er die mentale Verbindung unterbrochen hatte.
    Es war leichter, als er gedacht hatte, die Füße aus der Fessel zu lösen. Er wand sich wie eine Schlange, und das Seil rutschte nach unten. Bald konnte er aus der Umschlingung heraussteigen. Seine Glieder wurden langsam wieder warm. Wie mochte es dem Mädchen in dem dünnen

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