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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Davies
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Sie war nicht anders als alle anderen, die er kannte. Zur Linken schien eine Stahltür in die Räume der Technik zu führen, vermutlich befand sich dort auch die Klimaanlage.
    Er probierte den Hebel, aber ein Kombinationsschloß sperrte die Tür. Davidson nahm ohne jeden Skrupel ein schmales, federndes Werkzeug aus der Tasche und führte es in den Schlitz des Schlosses ein. Die schwere Tür ließ sich ohne Mühe öffnen.
    Fernes Dröhnen drang an Davidsons Ohr. Er wußte sich auf dem richtigen Weg. Vor ihm schimmerte Licht. Langsam schob er sich bis an die Ecke, wo sich der Gang zu einem großen Raum erweiterte.
    Strahlend hell war die Schaltzentrale erleuchtet. Zwei Männer in sauberen Overalls standen vor den Meßinstrumenten und beobachteten die Skalen, regulierten an Handrädern Drehzahlen und Temperaturen. Zwischen den Schaltschränken kam ein anderer Techniker hervor, der zum Zeichen seiner gehobenen Stellung einen weißen Kittel trug.
    „Kommt jetzt und helft mir!“ befahl er. Die beiden anderen ließen von ihren Schaltern ab und folgten ihm. Davidson ging auf leisen Sohlen hinter ihnen her. Das Dröhnen wurde lauter. Sie gelangten in einen Maschinensaal. Große Elektromotoren, die mit Exhaustoren und Turbolüftern gekuppelt waren, liefen auf hoher Drehzahl. Heizbatterien fauchten im Hintergrund, und durch große Rohre an den Decken rauschte die komprimierte Luft.
    Auf einen Wink des Technikers wuchteten die Mechaniker zwei Fässer heran und schlugen die Verschlüsse auf.
    „Da hinein?“ schrie einer durch das Getöse und wies auf einen Filter. Der Techniker nickte. Sie holten eine Leiter und legten sie an. Es machte ihnen sichtlich Mühe, das schwere Faß hinaufzuheben. Dann kippten sie es und ließen eine wasserhelle Flüssigkeit in den Filterbehälter laufen. Ein brennend scharfer Geruch verbreitete sich in dem Maschinensaal. Davidson schnüffelte.
    „Hm“, sagte er zu sich selbst, „ob sie allerdings mit Tannenduft gegen Reverend Corses Weihrauch ankommen?“
    Gemächlich machte er kehrt und ging zurück. Er war sicher, hinter ein weiteres Geheimnis dieses Hauses gekommen zu sein. Welche Möglichkeiten zur Beeinflussung der Bewohner boten sich da einem skrupellosen Psycho-Chemiker! Wenn das ganze Belüftungssystem Tannenduft im Hochhaus verbreiten konnte, mußte es leicht sein, anders wirksame Drogen der Atemluft beizumischen. Wahrscheinlich war der merkwürdige Geruch, der zuweilen die Andacht der Gläubigen störte, nichts anderes, und was man einatmete, wenn man das Haus betrat, hatte eine ähnliche Ursache. Davidson kannte eine ganze Menge von Aromastoffen und ihre Wirkung. Man brauchte gar nicht einmal zu ausgesprochenen Giften zu greifen, um die Leute zu beeinflussen.
    In der Tiefgarage merkte er schon, wie die Beimischung sich verbreitete. Der Benzindunst war weitgehend gewichen, es roch zwischen den mehr als hundert Wagen wie im tiefen Wald nach einem reinigenden Gewitter.
    Im Lift wies ein kleines Schild auf eine Ambulanz im vierten Stockwerk. Davidson beschloß, dort einmal nach dem Rechten zu sehen und zu untersuchen, wieweit der Arzt in die Praktiken der Gegenseite eingeweiht war. Er fuhr hinauf.
    Schon im Flur begegnete er einigen Patienten, die aus dem Ambulatorium kamen und einen mitgenommenen Eindruck machten. Am Eingang empfing ihn eine Schwester und sah ihn fragend an.
    „Unwohlsein, Übelkeit, Zittern?“ fragte sie fast schon gewohnheitsmäßig und wollte ihn ins Wartezimmer weisen. Er schüttelte den Kopf.
    „Mir geht es gut. Man hat mich gewissermaßen zur Verstärkung herbeigeholt. Dr. David ist mein Name.“
    Ein kurzes Aufleuchten ging über ihr müdes Gesicht.
    „Gehen Sie am besten gleich ins Behandlungszimmer“, sagte sie. „Dr. Morningate wird sich freuen!“
    Davidson klopfte an und trat ein. Der Arzt sah sich flüchtig um.
    „Kollege Morningate? Ich bin Dr. David. Kann ich Ihnen helfen?“
    „Moment“, sagte Morningate und verabreichte einem auf der Pritsche liegenden alten Mann eine Spritze.
    Davidson war beruhigt. Wenn der Kollege noch mit Injektionen arbeitete, hatte er wohl keine Ahnung von den spirituellen Ursachen der kleinen Epidemie.
    „Ihre Diagnose?“ fragte er. „Ich habe auf dem Flur schon ein paar schwankende Gestalten gesehen.“
    „Gar keine Diagnose vorerst“, gab Morningate zurück. „Ich beschränke mich darauf, den Kreislauf zu stützen und Sedativa zu geben. Eine Lebensmittelvergiftung dürfte es kaum sein, eher eine Kontaktinfektion.

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