099 - Im Reich der Satansaffen
Seidentuch um seinen Hals zusammenzog, schlug Cruv ohne Verzögerung zu. Er riß beide Arme hoch, hielt den Stock mit beiden Händen und traf mit dem Silberknauf den Turban des Mannes. Der Hieb wurde zwar stark abgefedert, aber ein Bruchteil davon kam doch durch und ließ den lautlosen Killer aufstöhnen.
Cruv ließ die Arme ganz kurz sinken, riß sie gleich wieder hoch und versuchte, noch einen Treffer zu landen, doch diesmal nahm der Tagh seinen Kopf rechtzeitig zur Seite. Cruv traf ihn dennoch – auf die Schulter, und das war für den Tagh so schmerzhaft, daß er das Seidentuch loslassen mußte.
Kaum konnte Cruv wieder atmen, da kreiselte er wie von der Natter gebissen herum und attackierte den Tagh mit einer Wildheit, die dieser ihm nicht zugetraut hätte.
Mehrmals traf der schwere Silberknauf den Mann. Der Killer wich zurück. Cruv setzte nach. Sein nächster Hieb brachte den Mann zu Fall. Sofort drehte Cruv den Ebenholzstock um. Er ließ die Metallspitzen aus dem Stock schnellen, und als der Tagh aufsprang, stach Cruv damit zu. Er zerriß das lange Gewand des Taghs und verletzte ihn mit dem Dreizack.
Der aufflammende Schmerz ließ den lautlosen Mörder erkennen, daß er den Gnom unterschätzt hatte, und er suchte hastig das Weite. Mit wenigen Sätzen verschwand er in der undurchdringlichen Dschungelwand und war nicht mehr zu sehen.
***
Auch Mr. Silver blieb nicht ungeschoren. Einer der Taghs ließ sich von einem Baum auf ihn fallen. Er riß ihn nieder, und schon während sie zu Boden stürzten, schlang der Tagh seinem Opfer das Tuch um den Hals. Der Killer konnte nicht wissen, daß er es mit keinem Menschen zu tun hatte. Mr. Silver ließ seinen Hals zu Silber erstarren, so daß ihm der Mörder mit dem Seidentuch nichts anhaben konnte. Der Tagh zerrte mit ganzer Kraft an den Enden des Tuchs. Für gewöhnlich hatten seine Opfer nicht die geringste Chance, doch bei dem Ex-Dämon biß er auf Granit.
Er drückte Mr. Silver nieder.
Dennoch stand der Ex-Dämon auf.
Der Tagh versuchte ihn sofort wieder zu Fall zu bringen, aber es gelang ihm nicht. Mr. Silver riß sich das Seidentuch vom Hals und sorgte dafür, daß es sich von selbst um die Kehle des Taghs wand. Er würgte den Mann mit Hilfe seiner Magie. Der Killer riß verstört die Augen auf und wich torkelnd zurück.
Mr. Silver war versucht, den Mann zu töten. Einen Moment lang wollte er seine ganze Dämonenhärte gegen den Tagh einsetzen, aber dann ließ er dem Mann sein Leben.
Hastig machte sich der Tagh aus dem Staub. Vielleicht würde ihm das eine Lehre sein, und er würde nie wieder zum Seidentuch greifen.
***
Mortimer Kull hatte sich am weitesten vom Range Rover entfernt. Das Schicksal dieser Abenteurer, die sich so weit in den Dschungel vorgewagt hatten, war ihm ziemlich egal. Ihm war nur eines wichtig: Daß Yul vernichtet wurde, und daß ihm das Höllenschwert in die Hände fiel, denn mit dieser starken Waffe konnte er sich in Dämonenkreisen großen Respekt verschaffen.
Nach wie vor träumte Mortimer Kull davon, eines Tages die Welt zu beherrschen, und seit er zum Dämon geworden war, wußte er, daß er dieses Ziel sicher erreichen würde. Er war stärker geworden, vielleicht würde er mit dem Höllenschwert in der Hand sogar unbesiegbar sein.
Ein dunkles Augenpaar verfolgte den dämonischen Wissenschaftler. Es glänzte matt in der undurchdringlichen Finsternis. Der Mörder war zwischen hohen Farnen verborgen. Er ließ Kull an sich vorbeigehen und wartete auf seine Chance. Sobald sie gekommen war, flitzte der Tagh hoch. Er war der beste und gefährlichste Killer von allen. Er hatte bisher noch jeden Mann geschafft. Selbst Leute, die sich von Leibwächtern scharf bewachen ließen, hatte er fast mühelos erledigt. Er hielt sich für einen Meister im Töten, und kaum ein Tagh hatte mehr Morde begangen als er.
Tod allen Fremden! So lautete die Devise der Taghs, seit sich der weiße Dämon in der Dschungel-Dagoba befand. Niemand durfte ihn stören. Sie hatten vorhergesehen, daß ihr Schatz Abenteurer anlocken würde. Dennoch trugen sie weiter unermüdlich ihre Beute in die Urwald-Dagoba, und jene, die sich daran vergreifen wollten, mußten sterben.
Als sich das Seidentuch um Mortimer Kulls Hals wand, reagierte er. Der dämonische Wissenschaftler setzte schwarzmagische Kräfte frei. Was sie verursachten, verblüffte den Tagh.
Kaum hatte das Seidentuch Kontakt mit Mortimer Kulls Haut, da vernahm der lautlose Mörder ein leises Knistern, und
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