099 - Im Reich der Satansaffen
sagte O’Neill, öffnete zwei Knöpfe seines Hemds und stopfte auch da hinein, was ihm in die Finger kam.
Bridget Sanders wählte gewissenhaft aus, was sie an sich nahm. Sie entschied sich für das Wertvollste vom Wertvollen.
»Na los, mach schon!« schrie O’Neill, als er sah, daß sich Campanella nicht von der Stelle rührte. »Kümmere dich nicht um den weißen Heini. Füll endlich deine Taschen. Du mußt selbst wissen, wieviel dein Leben wert ist. Wenn du nicht genug Juwelen zusammenraffst, wird aus dem Geschäft, das ich dir angeboten habe, nichts. Bist du wirklich so scharf auf eine Kugel?«
»Es hat keinen Zweck. Wir werden alle drei sterben«, sagte Campanella.
O’Neill rannte auf ihn zu. Er packte ihn absichtlich an der verletzten Schulter. Campanella schrie auf und ging in die Knie. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und Tränen glänzten in seinen Augen.
»Du tust, was ich sage, oder ich lege dich auf der Stelle um!« schrie er Campanella an.
Bridget wußte, daß O’Neill seine Drohung wahrmachen würde. Sie legte Campanella nahe, zu gehorchen. Widerwillig begann dieser, einzustecken, was sich in seiner Reichweite befand.
Aber er war davon überzeugt, daß es sinnlos war. Die schwebenden Masken hatten ihm die Augen geöffnet. Die Dagoba war eine Falle, aus der es kein Entkommen für sie gab. Sie hätten ihren Fuß niemals in dieses Gebäude setzen dürfen.
O’Neill tanzte wie irr durch die Dagoba. »Gold! Gold! Gold!« rief er, während er sich mit ausgebreiteten Armen drehte. Er strahlte vor Glück. »Ist das nicht herrlich? Ich würde am liebsten alles mitnehmen.«
Er träumte Bridget vor, einen Hubschrauber zu mieten und noch einmal hierher zu kommen.
»Stell dir das mal vor«, sagte er mit strahlenden Augen. »Alles! Alles! Was mag das wohl für einen Wert haben?«
Campanella hörte mit dem sinnlosen Zusammenraffen auf.
»Weiter!« schrie O’Neill sofort. »Mach weiter, du verdammter Bastard!« Er riß einen der beiden Revolver aus dem Gürtel.
Bridget Sanders hielt erschrocken den Atem an. Würde Mike abdrücken?
»Du hast noch nicht genug eingesteckt, Campanella!« knurrte O’Neill. »Dafür kriegst du dein Leben noch nicht!«
Campanella blickte in das dunkle Mündungsauge des Revolvers und griff nach einer kostbaren Perlenkette.
Als er sie einsteckte, sagte O’Neill zufrieden: »So ist es richtig. Mach nur weiter. Nicht aufhören. Du mußt ein paar Zentner mehr wiegen, wenn wir von hier weggehen.«
»Mike!« kam es plötzlich dünn über Bridgets Lippen.
Er wandte sich ihr zu, und dann versteifte er. »Taghs!« stieß er aufgefegt hervor. »Verdammt!«
Reglos standen die lautlosen Mörder da. Sie hatten ihre Seidentücher mehrfach gedreht, so daß sie jetzt Stricken glichen, die sich zwischen ihren Händen spannten.
»Mach dir keine Sorgen«, sagte O’Neill zu seiner Freundin, die vor Angst zitterte. »Die sollen nur näherkommen. Ich leg’ sie eiskalt alle um!«
***
Es gab einen harten Ruck, und ich bekam schlagartig keine Luft mehr.
Der Tagh verstand sein Handwerk. Ich versuchte, meine Finger unter das Seidentuch zu schieben. Als ich damit keinen Erfolg hatte, schlug ich nach hinten. Meine Faust traf aber nur den Turban.
Ich stieß dem Killer meinen Ellenbogen in die Seite. Ich hörte, wie er die Luft scharf ausstieß, aber er ließ sein Tuch nicht los. Er wußte, daß ich mich nicht ewig so vehement wehren konnte. Bald würde mir der Sauerstoffmangel die Besinnung rauben. Bis zum Tod war es dann nur noch ein kleiner Schritt.
Aber noch hatte ich Kraft. Ich rammte dem Kerl meinen Schuhabsatz gegen das Schienbein. Wieder stieß er scharf die Luft aus. Ich drehte mich mit ihm und warf mich gegen den Range Rover. Er prallte mit dem Rücken dagegen. Ich machte das gleich noch mal, doch der Tagh hing wie eine Klette an mir. Ich konnte tun, was ich wollte, ich wurde ihn nicht los.
Und die Luft wurde mir immer knapper!
***
Cruv merkte nicht, daß ihn jemand beobachtete. Er blieb stehen und ließ den Blick schweifen. Von der Besatzung des Range Rovers keine Spur. Der Gnom wollte sich umdrehen, da trat hinter einem Baum ein Mann mit bronzefarbener Haut hervor. Seine Hände bewegten sich blitzschnell auf Cruv zu. Bevor der Kleine sich umgewandt hatte, lag das Seidentuch um seinen Hals.
Der Tagh dachte, leichtes Spiel mit dem Gnom zu haben. Cruv war nur etwa einen Meter groß, aber er besaß eine Waffe, mit der er hervorragend umgehen konnte: Seinen Stock.
Als sich das
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