0990 - Der Killer-Clown
nicht schlief, abgesehen von dem Killer natürlich. Vorzeichen, die darauf hindeuteten, daß es auf ein Duell zwischen ihm und mir hinauslief.
Warum? Was hatte gerade ich ihm getan, daß ich von ihm ausgesucht worden war? Er wußte nichts über mich. Und ich nichts über ihn. Trotzdem mußte er mich kennen. Er hatte mich ja auch bei meinem nächtlichen Rundgang in die Falle laufen lassen.
Den echten Clown schaute ich mir noch einmal an, um sicherzugehen, daß er auch schlief und nicht etwa tot war.
Letzteres war glücklicherweise nicht der Fall. Er schlief aber wie ein Toter.
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich zurückzuziehen und in meinen Wagen zu gehen. Daß ich in den nächsten Stunden so gut wie keinen Schlaf finden würde, stand auch fest. Ein Blick zur Uhr ließ mich wissen, daß der neue Tag bereits sechs Minuten alt war.
Wieder lief ich zu meinem Gastwagen zurück. Und wieder war ich auf der Hut. Es gab zu viele dunkle Ecken und auch Verstecke, wo sich ein heimtückischer Killer verbergen und blitzschnell zuschlagen konnte.
Es war noch kühler geworden, und der Atem kondensierte vor meinen Lippen. Diesmal hielt mich nichts mehr davon ab, die Tür zu öffnen. Ich hatte auch einen Schlüssel bekommen und sie nach dem Verlassen des Wagens abgeschlossen. Trotzdem zog ich meine Waffe und war dementsprechend vorsichtig, als ich den Wagen betrat.
Düsternis empfing mich. Ich hatte kein Licht brennen lassen und sah die Einrichtungsgegenstände nur undeutlich. Auch die Luft fiel mir auf. Sie war mit der außerhalb des Fahrzeugs nicht zu vergleichen. Sie schien zwischen den Wänden zu stehen.
Ich zog die leichte Tür wieder zu, blieb aber in ihrer Nähe stehen. Mich überkam das, worüber früher gelacht worden war, woran ich mich aber mittlerweile gewöhnt hatte.
Ein seltsames Gefühl, ein Kribbeln. So etwas wie eine Vermutung, die nicht bewiesen werden konnte, denn ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß jemand den Wagen während meiner Abwesenheit betreten hatte. Ich sah ihn nicht, war aber doch nicht so ganz davon überzeugt, daß er wieder gegangen war. Er war wieder verschwunden, aber er hatte hier etwas getan, erledigt, oder gesucht.
Ich überlegte wirklich, ob ich das normale Licht einschalten oder mich auf meine kleine Lampe verlassen sollte. Ich entschied mich für das Deckenlicht.
Die Schale unter der Decke wurde hell und streute ihr Licht in den Wagen.
Das Bett stand an der Wand. Gegenüber schimmerte das helle Holz eines Einbauschranks. Zum Heck hin waren der Tisch und die Sitzgelegenheiten im Boden verankert, und da war auch die Falttür, hinter der sich die chemische Toilette versteckte.
Es war nicht alles normal, und ich mußte zweimal hinschauen, um es zu begreifen.
Auf dem Bett lag ein Tuch.
Das zumindest meinte ich. Beim Näherkommen stellte ich fest, daß es ein Mantel war, ein Umhang, besser gesagt. Weiß von der Grundfarbe und mit einem roten Templerkreuz versehen, und das wiederum war durch zahlreiche Messerstiche zerfetzt worden, wobei sich nahe dieser Stelle noch einige Blutspuren verteilten, die sicherlich von dem Toten im Zelt stammten…
***
Auch ich erlebte immer wieder Überraschungen, und ich hatte recht behalten. Diese Nacht war für mich noch nicht beendet. Es ging weiter.
Der Killer hatte mir etwas hinterlassen, was diesem Fall eine völlig neue und auch andere Dimension gab.
In diesem Wohnwagen lag ein Templer-Mantel!
Ich schüttelte den Kopf, weil ich keinen Zusammenhang sah. Dann ging ich zum Bett, hob den Mantel an und schaute nach, ob sich darunter etwas verbarg.
Nichts. Nur die normale Decke und das flache Oberteil, mit dem ich mich zudecken konnte.
Den Umhang behielt ich in der Hand und hob ihn hoch, um ihn genauer betrachten zu können. Wer immer sich daran »vergangen« hatte, er mußte von einem irrsinnigen Haß gegen die Templer erfüllt gewesen sein, denn er hatte wie ein Wahnsinniger zugestochen und zahlreiche Löcher hineingefetzt.
Mit allem hatte ich gerechnet, damit allerdings nicht, und ich konnte deshalb nur den Kopf schütteln. Grundlos war es nicht geschehen, und der Täter hatte sich auch keinen x-beliebigen Mantel ausgesucht, sondern einen der Templer.
Also mußte es einen Zusammenhang zwischen dem Killer-Clown, dem Zirkus und den Templern geben.
Aber welchen?
Ich dachte nach oder startete einen Versuch. Auf die Schnelle brachte das nichts. Deshalb faltete ich den Mantel zusammen und legte ihn neben die Liege. Es war nicht
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