0992 - Bestienrummel
Sauerstoffatmer und etwa so groß sie ein Terraner. Den kleinen Bletz überragte er noch um Haupteslänge. Seine Haut war gelblich-braun und sehr glatt und zäh. Obwohl der ganze Körper klobig wirkte, bewegte sich Karvist geschmeidig. Bletz schätzte sein Alter auf knapp 20 Jahre.
Das Außergewöhnliche an dem Unither war sein Rüssel Nicht die beiden Arme waren das Hauptwerkzeug, sondern eben dieser Rüssel. Karvist benutzte ihn auch zur gestenhaften Unterstreichung seiner Worte.
Bletz machte ein paar größere Schritte, bis er an der Seite des Unithers war.
„Bißchen heiß hier, nicht wahr?" fragte er harmlos.
Der Unither drehte seinen halbkugelförmigen Kopf zur Seite und blickte Bletz mit seinen beiden übergroßen Augen an.
„In Gebäude 4 gibt es eine ausgezeichnete Kantine. Sie ist durchgehend geöffnet. Dort bekommst du etwas zu trinken."
„Gegen Aufpreis", sagte Bletz.
„Natürlich." Karvist machte kein Hehl daraus, daß sein Trachten nach Verdienst sein ausschließliches Interesse war. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, auf Bestienrummel soviel Geld zu verdienen, daß er sich mit 30 Jahren auf Unith, seinem Heimatplaneten, zur Ruhe setzen konnte. Es gab nur wenige wohlhabende Unither. Die Folgen der langen Kolonialherrschaft durch die Arkoniden waren noch nicht abgeklungen. Er würde, wenn er auf Shourmager genügend verdient hatte, dort eine große Rolle spielen können.
„Sagtest du nicht, du heißt Metzger oder etwas Ähnliches?" fragte er Bletz.
„Olympischer Metzger", antwortete der .knapp. „Gewesen. Jetzt will ich Fleischer im Weltall werden."
„Callon ißt gern und gut und viel." Er kicherte. „Vielleicht kannst du ihm ein paar Spezialsteaks zübereiten."
„Gern", sagte Bletz. „Aber nur gegen Aufpreis."
Sie erreichten ein kleines Gebäude, das durch besonders starke robotische Absperrungen gesichert war.
„Unser Waffenarsenal", erklärte Karvist. „Ihr könnt euch umsehen. Es ist für jeden etwas dabei. Die Palette reicht von Pfeil und Bogen bis zu überschweren Nadelgewehren."
Im Innern des Baus herrschte eine angenehme Kühle. Das Waffenlager war in der Tat außergewöhnlich.
Bletz betrachtete interessiert die Säbel und Schwerter. Prüfend nahm er einige aus den Regalen und bewegte sie durch die Luft.
„Rüssel weg", sagte er zu Karvist, als ihm dieser zu nahe kam.
Blitzschnell entwand ihm der Unither die Waffe. Seine Augen funkelten Bletz böse an.
„Entweder du bist ein außergewöhnlicher Spaßvogel oder ein besonders großer Dummkopf", zischte er scharf. „Mach dich lustig über wen du willst. Aber nicht über mich."
Als Karvist später die Jagdgruppen einteilte, sorgte er dafür, daß Bletz in sein Team kam. Der hatte nichts dagegen einzuwenden.
„Der Fleischer im Weltall wird es dir schon zeigen", murmelte Bletz, als er an diesem Abend zur Ruhe ging.
*
Der breite Fluß hatte keinen Namen. Die Männer und Frauen um den AraWissenschaftler Mountvador nannten ihn nur einfach den Fluß.
Er kam aus den Bergen, die das Karrosgo-Tal wie ein Kreis nahezu vollständig umschlossen. Zahlreiche andere Flüsse, die aus den Urwaldzonen kamen, füllten ihn rasch mit Wasser. Auf der entgegengesetzten Seite des Quellflusses verließ der Fluß das Karrosgo-Tal. Irgendwo in der Ferne, wo der Kontinent Dycsus an das Meer grenzte, ergoß sich das Wasser in die salzigen Fluten.
Auch Beschnark nannte ihn nur den Fluß.
Zu beiden Seiten erstreckten sich die Urwälder und Sumpfzonen. Fauna und Flora befanden sich seit Jahrtausenden in einem explosiven Zustand. Alles wuchs und wucherte, starb und verfaulte, wenn stärkeres pflanzliches und tierisches Leben sich ausbreitete. Die Vielfalt der Lebensform war unbeschreiblich. Die Männer und Frauen um Mountvador und auch die anderen Forscherteams würden zu ihren Lebzeiten keine Bestandsaufnahme dieser Welt machen können. Es gab zu unterschiedliche und zu viele Lebensformen.
Auch Beschnark haste keine Vorstellung von der Zahl seiner Feinde. Er betrachtete alles und alle als Feinde. Die Gurs seiner Drachenhorde natürlich ausgenommen.
Die Treibhausatmosphäre des Planeten kühlte sich während der Nachtperioden nur wenig ate. Auch das Leben kam während dieser Zeit nicht zur Ruhe. Viele Tierarten zogen die Nacht als Jagdzeit vor. Shourmager erlebte seit Jahrtausenden oder noch viel länger ein ständiges Rauben und Morden. Angriffsschreie und Todesgebrüll dröhnten ohne Unterlaß durch das dicke Grün der Wälder
Weitere Kostenlose Bücher