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0992 - Bestienrummel

Titel: 0992 - Bestienrummel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Drink auf deine Kosten. Und drittens: Wenn ich meine Wut nicht gleich fortspülen kann, gehe ich woandershin. Bei dir ist es mir sowieso zu dreckig."
    Der Springer lächelte versöhnlich. „Schon gut, Bletz. Hier ist dein Drink. Echtes terranisches Pils, aus der Zeit, als der Container-Transmitter noch funktionierte. Geht auf meine Rechnung. Aber erzähle doch. Du willst weg?"
    Nach dem ersten tiefen Zug blickte sletz den Keeper lange an.
    „Ich will nicht weg. Ich muß. Fleischer sind hier nicht mehr gefragt. Alles wird robotisiert. Sogar die Fleischbeschau wird jetzt von den Blechmännern gemacht. Das ist eine Sauerei. Man will mir kündigen. Aber ich komme denen zuvor."
    „Nicht gut", grunzte der Springer. „Denk doch an die Abfindung, wenn man dich wegen Robotisierung feuern will. Olympisches Sozialgesetz aus dem Jahr 3411, Paragraph 129a. Ich zitiere: Wer wegen Robotisierung entlassen werden muß, erhält eine staatliche Unterhaltszahlung für die Dauer von zehn Jahren oder bis zu dem Zeitpunkt, an dem er eine neue Arbeit aufnehmen kann. Und so weiter, blah, blah."
    „Blah!" Bletz war erregt. „Ich habe genug auf die Seite gebracht. Jetzt will ich erst einmal leben. Dann schaue ich mich um, wo ich weiterfleischern kann."
    „Eine verrückte Idee, in der heutigen Zeit noch an toten Tierkörpern herumschnipseln zu wollen." Der alte Springer polierte mit einem speckigen Tuch ein Glas.
    „Beruf ist eben Beruf. Und gelernt ist gelernt. Früher sagte man einmal auf der Erde, Handwerk hat goldenen Boden."
    „Auf der Erde." Der Springer zuckte abwertend mit den Schultern. „Warst du schon einmal auf der Erde?"
    Bletz schüttelte traurig den Kopf. „Ich bin vor 48 Jahren hier in Trade City geboren worden. Seitdem war ich immer nur hier. Ich habe hier meinen Beruf gelernt und über 25 Jahre als Fleischer bei verschiedenen Firmen gearbeitet. Eine andere Welt als Olymp habe ich noch nicht gesehen."
    Der Springer schob Bletz ein neues Glas hin. „Ich verliere nicht gern einen guten Wirtschaftsprüfer, ich meine Gast, aber überlege doch einmal. Laß dich abfinden und geh hinaus in die Welt. Die Milchstraße ist groß und weit. Es gibt Tausende von bewohnten Welten. Sie bieten dir alles. Abenteuer und neue Arbeit. Wenn du unbedingt weiter in deinem Job etwas leisten willst, es gibt junge Kolonialwelten, die immer einen tüchtigen und kräftigen Mann brauchen."
    „Meinst du?" Bletz schielte verlegen in sein Glas. „Eigentlich fühle ich mich hier ganz wohl."
    „Dann bleib hier und versauf deine Abfindung bei mir." Der alte Springer wandte sich anderen Gästen zu.
    Bletz versank in Grübelei.
    Er grübelte auch noch, als er zwei Stunden später durch die engen Gassen des Vergnügungsviertels seinen Heimweg antrat. Um ihn herum flimmerten und glitzerten ungezählte Lichtreklamen. Klänge aller Arten von Musik dröhnten an sein Ohr.
    Am Rand der Radauzone (wie er das Vergnügungsviertel von Trade City nannte) wollte er eine Untergrundbahn nehmen, die ihn in Richtung Zentrum zu seinem Heim bringen sollte.
    Eigentlich war er schon einige hundert Mal an dem Flachbau vorbeigegangen, ohne den grellen Lichtern der Reklame irgendeine Aufmerksamkeit zu schenken. Auch an dem Alkohol, den er genossen hatte, konnte es nicht liegen denn seine „Wirtschaftsprüfungen" bei dem alten Springer nahm er mehr als einmal in der Woche vor.
    Heute jedoch blieb er fasziniert vor der Leuchtschrift stehen, die in allen denkbaren Farben erstrahlte. Dazu klangen aus vier überdimensionalen Lautsprechern die Geräusche von urweltlichen Tieren.
    „Muh!" sagte Bletz und dachte an die saftigen Rinder von Plophos, aus denen er seine Spezialwurst, die „Olympische Rolle" herzustellen pflegte. Dann las er langsam die Schrift der Leuchtreklame.
    „GAVÖK-GENIALREISEN - wir erfüllen jeden Wunsch!"
    „Das gefällt mir gut", murmelte der Mann.
    In den zwei Schaufenstern des Bungalows flimmerten mehrere Bildschirme. Die unterschiedlichsten Planeten, Landschaften und Regionen der Milchstraße waren zu sehen. Sogar einer der Tellerkopfe mit den Wursthälsen (wie Bletz die Blues zu nennen pflegte) bot eine Floßfahrt auf einem unterirdischen Fluß auf Gatas als Idealurlaub an.
    Bletz dachte an seine zu erwartende Abfindung und an die Tatsache, daß er Olymp in seinem ganzen Leben noch nicht verlassen hatte. Er strich sich sein dichtes dunkelbraunes Haar aus der Stirn und schritt mit erhobenem Kopf auf den Flachbau zu.
    „GAVÖK-Spezial-Genialreisen",

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