0993 - Das Rätsel der Schattenfrau
nicht tun.
Das übrige Personal war noch geblieben. Die Bedienungen standen an der Bar. Sie alle waren geschockt und unterhielten sich nur leise. Auch der Leibwächter stand dort.
Der Arzt erhob sich. »Vielen Dank für das Bier«, sagte er. »Wir sind dann weg.«
»Nehmen Sie die Flasche mit.«
»Danke, ein Schluck reicht. Ich habe noch immer einen komischen Geschmack im Mund, wenn ich eine Leiche sehe.« Er hob die Schultern.
»Ist leider nicht zu ändern. Ich scheine zu sensibel für diesen Job zu sein. Alles Gute noch und viel Erfolg.«
»Gleichfalls«, murmelte ich.
Suko und ich schauten zu, wie der Tote in die »Wanne« gehievt wurde.
Der Deckel wurde zugeklammert, und damit war Frogg erst mal verschwunden. So schnell ging das manchmal, und wir beide hatten wieder einmal das Nachsehen gehabt.
»Für uns geht es weiter«, sagte Suko.
»Nein, das fängt erst richtig an. Man kann von Sir James ja sagen, was man will, aber irgendwie hat er immer den richtigen Riecher. Ich frage mich, wie das möglich ist.«
»Säße er sonst auf dem Posten?«
»Wahrscheinlich nicht.« Ich stemmte die Hände auf die Lehnen, stand aber noch nicht auf. »Ich denke, daß wir uns um das Vorleben des Toten kümmern sollten, denn ich bin nach wie vor davon überzeugt, daß er uns etwas verschwiegen hat. Er muß diese Schattenfrau schon zuvor gekannt haben, wie auch immer.«
»Das finde mal heraus«, meinte Suko. »Du auch.«
»Wer könnte uns da helfen?«
Ich warf einen Blick hinüber zur Bar. Nein, seine Angestellten würden bestimmt nicht Bescheid wissen, uns allerdings interessierten auch die familiären Verhältnisse des Mannes. Darüber konnten sie sicherlich Auskunft geben.
Suko hatte an meiner Haltung mein Vorhaben erkannt. Er stand auf. »Komm, laß uns die Fragen stellen!«
Auch ich erhob mich. Wir gingen hintereinander auf dem direkten Weg zur Bar, wo sich alle versammelt hatten und man uns skeptisch entgegenblickte. Es hatte sich auch herumgesprochen, wer wir waren.
Ob sich jemand vor der Polizei fürchten mußte, wußten wir nicht, aber die Mädchen hier sahen ziemlich normal aus, natürlich ängstlich, wie auch die beiden Männer.
Einer trug die Verantwortung hinter der Bar. Ein kräftiger Bursche mit großen Augen. Den zweiten Mann kannten wir schon besser. Es war der Leibwächter, der uns vor dem Lokal »zu Hilfe« geeilt war. Er klemmte auf einem mit Plüsch bezogenen Hocker, umklammerte ein Glas mit Whisky und schaute uns ziemlich finster entgegen.
Suko stellte sich direkt neben ihn, damit keine Zweifel aufkamen, daß wir auch etwas von ihm wollten.
Ich aber wandte mich zuerst an die Mädchen und den Mann hinter der Bar. Ich bat sie, darüber nachzudenken, was sie an privatem über ihren Chef wußten. An ihren Gesichtern laß ich, daß es wohl nicht viel sein konnte.
Dann stellte ich mich neben den Leibwächter. Es gefiel ihm nicht, daß Suko und ich ihn so einrahmten, und er wollte uns auch sofort den Wind aus den Segeln nehmen. »Konnte ich denn wissen, daß ihr zur Polizei gehört? Ich dachte, ihr seid normale Gäste und Besucher gewesen. Deshalb wollte ich euch vor diesem Scheiß-Dealer beschützen.«
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Darum geht es nicht, Mister. Wie heißen Sie?«
»Jorge Caldwell.«
»Gut, Jorge.« Ich stellte auch uns vor. »Wir haben nur einige Fragen an Sie. Nichts Schlimmes.«
»Was sollte ich denn schon wissen?«
»Wie lange machen Sie den Job hier schon?« erkundigte sich Suko.
Jorge drehte sich um, damit er ihn anschauen konnte. »Erst seit zwei Wochen. Ich arbeite für eine Agentur, die Bodyguards vermittelt. Das ist nichts Unrechtes.«
»Habe ich das angeprangert?«
»Nein, aber…«
»Kein Aber, Mister, es geht weiter. Mr. Frogg hat uns nicht grundlos kommen lassen. Er fürchtete sich trotz eines Leibwächters. Das braucht Sie nicht zu deprimieren, denn hier geht es um andere Dinge. Meine Frage an Sie. Ist Ihnen in der letzten Zeit etwas an Ihrem Chef aufgefallen, das aus dem üblichen Rahmen fällt?«
Jorge mußte überlegen. Er nutzte die Zeit, um sich aus der Flasche noch einen Drink einzugießen. Nach dem ersten Schluck, hob er die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich kannte ihn nicht so gut, wenn Sie verstehen?«
»Für diese Antwort haben Sie so lange gebraucht?«
»Man muß ja mal nachdenken.«
»War Ihr Boß in den letzten Tagen nervöser als vor einer oder zwei Wochen?«
Jorge strich mit einem Finger über den geschliffenen Rand des
Weitere Kostenlose Bücher